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Trump schlug gegenüber Obama am Tag nach der Wahl versöhnliche Töne an.

© Kevin Lamarque/REUTERS

Nach der US-Wahl: Obama will Trump helfen

Bei einem ersten Treffen im Weißen Haus verspricht der scheidende Präsident Wahlsieger Trump eine reibungslose Übergabe. Trump nennt ihn einen "sehr guten Mann"

Zwei Tage nach der Präsidentenwahl in den USA hat Wahlsieger Donald Trump am Donnerstag mit der Vorbereitung der Machtübernahme vom scheidenden Amtsinhaber Barack Obama begonnen. Bei einem Treffen mit Obama im Weißen Haus in Washington schlug Trump ganz anders als im Wahlkampf sehr versöhnliche und staatstragende Töne an. Die Begegnung fand vor dem Hintergrund anhaltender politischer Spannungen statt. In mehreren Dutzend Städten protestierten tausende Menschen gegen Trump.

Das Treffen im Weißen Haus dauerte mit rund 90 Minuten wesentlich länger als geplant; Trump sagte, wenn es nach ihm gegangen sei, hätte das Gespräch „auch noch viel länger weitergehen“ können. „Es war mir eine große Ehre.“ Er habe Obama um Rat gefragt und werde das bis zu seiner Amtsübernahme am 20. Januar auch weiter tun. Es seien auch „schwierige“ Themen angesprochen worden. Obama sei ein „sehr guter Mann“. Der scheidende Präsident sprach von einem „exzellenten“ Treffen, bei dem über innen- wie außenpolitische Fragen gesprochen worden sei. Er wolle Trump helfen, erfolgreich zu sein.

Der Milliardär hatte Obama im Wahlkampf schwer angegriffen und die Rücknahme von Obamas Gesundheitsreform angekündigt, während Obama den Kandidaten der Republikaner als charakterlich ungeeignet für das Führungamt der Supermacht bezeichnete. Zudem behauptete Trump über Jahre, Obama sei nicht in den USA geboren und deshalb illegal im Amt.

Beide bemühen sich seit dem Wahlabend jedoch darum, ihre bisherige Feindschaft zu begraben. Trumps Berater ließen sich mit der Einschätzung zitieren, als Präsident werde Trump ganz anders sein als der Kandidat. Trump und seine Helfer übernehmen rund 4000 Regierungsposten, von denen viele im Januar neu besetzt werden dürften. Zudem erhält Trump als designierter Präsident ab sofort jeden Tag dieselben Geheimdienst-Unterrichtung wie Obama. Auch die Ehefrauen der beiden Politiker, Melania Trump und Michelle Obama, kamen zusammen.

Proteste gegen Trump in vielen Städten

Trumps Wahlsieg flößt Millionen von Menschen in den USA große Angst ein. Unter dem Motto „Nicht mein Präsident“ gingen in vielen amerikanischen Städten vorwiegend junge Demonstranten auf die Straßen. Laut Medienberichten gab es mindestens 65 Festnahmen.

Demonstrationen gab es etwa im New Yorker Stadtbezirk Manhattan am Trump Tower, aber auch in Chicago, Los Angeles und im texanischen Austin.

Nach dem Wahlsieg von Trump ist der US-Aktienindex Dow Jones am Donnerstag bei Handelsbeginn auf ein neues Rekordhoch geklettert. Der Index stieg in den ersten 25 Handelsminuten um 0,9 Prozent oder 120 Punkte auf 18.757 Punkte. Analysten erklärten den Kursanstieg mit Hoffnungen von Anlegern, eine Trump-Regierung in Washington werde strenge Regulierungen für Banken oder Pharmafirmen aufweichen und massiv in die Infrastruktur investieren.

Ängste in der EU

Die EU-Außen- und Sicherheitsbeauftragte Federica Mogherini sieht mit einem US-Präsidenten Trump wachsende Anforderungen auf Europa zukommen. Im Sicherheitsbereich werde es in den kommenden Monaten und Jahren eine „erhöhte Nachfrage nach einem prinzipientreuen, weltweiten Sicherheitsgaranten geben“, sagte Mogherini am Donnerstag. Nötig sei eine „Supermacht, die an Multilateralismus und Zusammenarbeit glaubt“.

Trumps überraschender Sieg bei der US-Präsidentschaftswahl hat die Befürchtung geweckt, dass die USA ihr militärisches Engagement in Europa und der Welt zurückfahren könnten. Der US-Milliardär hatte während des Wahlkampfes auch die Beistandsgarantie innerhalb der Nato für die Länder infrage gestellt, die nicht genug in Militär und Rüstung investieren.

„Es liegt an uns“, sagte Mogherini bei einer Veranstaltung der Europäischen Verteidigungsagentur. „In einer sich veränderten weltweiten Landschaft wird Europa mehr und mehr eine unverzichtbare Macht sein.“ Die EU müsse auf entsprechende Erwartungen nur „echte Union“ antworten. (mit AFP)

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