zum Hauptinhalt

Dritter Jahrestag der Fukushima-Katastrophe: Neid auf den Ausstieg

Das Festhalten an der Atomkraft ist unwirtschaftlich und teuer. Noch halten einige Nachbarn den deutschen Weg für eher exzentrisch. Aber schon bald wird das deutsche Energiesystem viel preiswerter und klimafreundlicher sein als das ihre.

Drei Jahre ist es her, dass ein Tsunami den Norden Japans verwüstet hat. Er folgte einem der stärksten Erdbeben, das der Inselstaat je zu bewältigen hatte. Und Japan ist auf Erdbeben gut vorbereitet. Für einen Tsunami war das Land deutlich schlechter gewappnet. Rund 20 000 Menschen verloren ihr Leben. Auf eine Kernschmelze in drei Reaktoren des Atomkraftwerks Fukushima Daiichi war Japan schon gar nicht vorbereitet. Zehntausende Menschen mussten ihre Häuser verlassen, viele leben bis heute in einem Provisorium. Derweil weiß die Betreiberfirma Tepco längst nicht mehr, wohin mit dem kontaminierten Wasser, wovon immer wieder tausende Tonnen in den Pazifik fließen. Und an Land wissen die Behörden nicht, wohin mit dem strahlenden Müll, der bei der Dekontaminierung anfällt. Das Land macht bis heute einen überforderten Eindruck beim Umgang mit der andauernden Atomkatastrophe. Es ist aber kaum anzunehmen, dass irgendein anderes Land es viel besser machen würde.

Regierung in Japan wieder voll auf Atomkurs

Deutschland und die Schweiz haben am sichtbarsten Konsequenzen aus dieser Erfahrung gezogen: Beide Länder steigen aus der Atomenergie aus. Deutschland etwas schneller als die Schweiz. In Japan dagegen ist die Regierung wieder voll auf Atomkurs. Zwar hat die Katastrophe die zuvor winzige Anti-Atombewegung beachtlich wachsen lassen. Aber in einer Wahlentscheidung, in der die nationale Karte gespielt wird und Ängste vor Chinas Übermacht eine große Rolle spielten, steht das Atomthema eben noch nicht an erster Stelle. Eine Erfahrung, die Deutschland 2009 ebenfalls gemacht hatte, als trotz einer großen Mehrheit gegen die Atomenergie in der Bevölkerung mit Union und FDP die Parteien in die Regierung gewählt wurden, die im Wahlkampf eine Verlängerung der Atomlaufzeiten angekündigt hatten.

Es gibt trotz Fukushima immer noch Länder, die die Klimakrise mit dem Bau neuer Atomkraftwerke in den Griff bekommen wollen, wie Großbritannien, Tschechien, Finnland, China, Russland, die USA oder Frankreich. Während Deutschland nach einer kurzen Unterbrechung seinen Weg in eine Energieversorgung auf der Basis erneuerbarer Energien fortsetzt, plant Großbritannien neue Atomkraftwerke. Die werden die Briten allerdings teuer zu stehen kommen. Nur unter der Bedingung, eine hohe Einspeisevergütung für den Atomstrom zu bekommen, und das garantiert für 35 Jahre und inflationsangepasst, sind überhaupt ein paar Unternehmen bereit, dieses wirtschaftliche Risiko einzugehen. Zudem hat London einen Mindestpreis für Kohlendioxid eingeführt, um die Atomkraftwerke auch von dieser Seite her wirtschaftlich schönerzurechnen. Wegen der Fukushima-Krise müssen sie zumindest in den Neubauten deutlich höhere Sicherheitsstandards einhalten, die sie noch teurer machen. Und wie schon in der Vergangenheit werden die Folgekosten bis hin zum Management der hunderttausende Jahre gefährlichen radioaktiven Abfälle nicht eingepreist. Die Zivilisationen der Zukunft werden dafür aufkommen müssen, wie auch immer diese aussehen mögen.

Es wird nicht lange dauern, bis das verhaltene Gekicher in neidvolles Staunen übergeht

Atomkraftwerke können mit erneuerbaren Energien auch wirtschaftlich nicht konkurrieren. Und die Idee Frankreichs, diese beiden Energieformen zu kombinieren, wird an der technischen Unvereinbarkeit scheitern, oder das Nachbarland zum Aufbau gigantischer, teurer Stromspeicher zwingen. Denn Atomkraftwerke können nicht schnell hoch- oder runtergefahren werden, um nichtkontinuierliche Stromquellen wie Windräder oder Solaranlagen zu ergänzen.

Auch wenn Deutschland aktuell über die Kosten dieser grundlegenden Veränderung seines Energiesystems stöhnt, ist das Land auf dem richtigen Weg. Im Vergleich zu den Nachbarn hat sich Deutschland für ein effizientes, schon bald preiswertes und sicheres Energiesystem entschieden. Es wird nicht lange dauern, bis das verhaltene Gekicher über die Dummheit der Deutschen in neidvolles Staunen übergehen wird. Zum zehnten Jahrestag der Fukushima-Katastrophe wird die Bilanz schon ganz anders aussehen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false