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Russlands Präsident Wladimir Putin.

© Mikhail KLIMENTYEV/AFP

Syrienkrieg: Putin fordert Verhandlungen - Assad bombardiert Rebellen

Russlands Präsident Putin spricht sich bei Frankreichs Staatschef Macron für Verhandlungen aus. Syrische Truppen greifen Rebellenstellungen um Damaskus an.

Im Syrien-Konflikt hat Russlands Präsident Wladimir Putin bei einem Telefonat mit Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron auf eine Wiederbelebung von Friedensverhandlungen gedrungen. Die Situation habe sich durch den Raketenangriff der USA, Frankreichs und Großbritanniens gegen Syrien verschlechtert, sagte Putin einer Mitteilung des Kremls in Moskau zufolge am Montag. Der Präsident habe diesen Raketenangriff als Völkerrechtsbruch kritisiert, hieß es weiter.

Washington, Paris und London hatten am 14. April in einer gemeinsamen Aktion Ziele in Syrien angegriffen. Damit reagierten sie auf einen mutmaßlichen Einsatz von Giftgas durch die syrische Armee in der Region Ost-Ghouta. Russland ist Syriens Schutzmacht und weist diese Vorwürfe zurück.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow schloss nicht aus, dass sich ähnliche Angriffe des Westens auf Syrien wiederholen könnten. Russland sei deswegen besorgt, sagte er der Agentur Interfax zufolge.

Syrische Armee bombardiert Rebellen

Die syrische Armee bombardierte derweil am Montag eine Rebellenenklave bei Damaskus und kommt der Rückeroberung der gesamten Hauptstadt-Region immer näher. Ziel sei ein von islamistischen Aufständischen gehaltenes Gebiet, berichteten das staatliche Fernsehen und die der Opposition nahestehende Syrische Beobachtungsgruppe für Menschenrechte.

Kunstwerk einer Nichtregierungsorganisation vor dem EU-Hauptquartier in Brüssel, das ein zerstörtes Klassenzimmer in Syrien darstellen soll.

© Virginia Mayo/dpa

Die Armee von Präsident Baschar al-Assad hat die radikalislamische IS-Miliz, die sich wie weitere Rebellengruppen in ihren letzten Stellungen verschanzt hat, in der vergangenen Woche ins Visier genommen. Regierungstruppen hatten die Region Ost-Ghouta nahe Damaskus vollständig unter ihre Kontrolle gebracht. Zahlreiche Kämpfer gaben auf und wurden in Gebiete in Nordsyrien gebracht, die von Aufständischen kontrolliert werden.

Nordöstlich der Hauptstadt gaben vor einigen Tagen Aufständische in zwei weiteren Enklaven auf. Auch am Montag sei der Abtransport der Kämpfer mit Bussen fortgesetzt worden, berichteten staatliche Medien.

Hilfsorganisationen warnen vor Katastrophe in Rebellenprovinz

Hilfsorganisationen schlugen indes vor der EU-Geberkonferenz für Syrien Alarm. Die Welthungerhilfe warnte, dass es in der von Rebellen gehaltenen Provinz Idlib "zu einer humanitären Katastrophe kommen könnte". Bis zu 700.000 Menschen könnten dort von Kämpfen betroffen sein. "Ohne eine politische Lösung sitzen sie möglicherweise in der Falle." Die Geberkonferenz sei wichtig, um Geld für die Versorgung zu bekommen. "Aber sie ist auch ein Ausdruck der politischen Hilflosigkeit der internationalen Gemeinschaft." Mit militärischen Mitteln lasse sich kein tragfähiger Frieden erzwingen, erklärte die Präsidentin der Welthungerhilfe, Bärbel Dieckmann.

Die Ärzte ohne Grenzen forderten mit Blick auf die am Dienstag beginnende Konferenz von der internationalen Gemeinschaft mehr Geld für die Gesundheitsversorgung von syrischen Flüchtlingen in den Nachbarstaaten. Die Organisation verwies darauf, dass in Jordanien die subventionierte Gesundheitshilfe im Februar aufgehoben worden sei. Die Flüchtlinge müssten nun 80 Prozent der "Ausländerrate" zahlen. Dies bedeute einen Kostenanstieg auf das bis zu Fünffache. Bereits jetzt gingen viele der Flüchtlinge nicht zum Arzt, weil eine Behandlung für sie unbezahlbar sei. Besonders hilfsbedürftig seien diejenigen, die nicht in Lagern untergekommen seien.

"Wir sind besorgt, dass syrische Familien nun die Gesundheitsversorgung für sich oder ihre Familienmitglieder zugunsten anderer notwendiger Lebenshaltungskosten wie Mieten vernachlässigen werden", sagte Brett Davis, Landeskoordinator in Jordanien. "So könnten Syrer auf Selbstmedikation oder alternative, weniger kostspielige Mittel zurückgreifen, die unzureichend oder sogar schädlich sein könnten." (dpa/Reuters)

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