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Zum "Tag des Sieges" am 9.Mai marschieren russische Soldaten in Moskau.

© Maksim Konstantinov/picture alliance / ZUMAPRESS.com

Anhaltende Verluste im Ukraine-Krieg: Putin will die russische Armee mit mehr als 130.000 Soldaten aufstocken

Russlands Staatschef verkündet via Dekret die Vergrößerung des Militärs auf mehr als zwei Millionen Menschen. Experten bezeichnen dies als illusorisch.

Ein halbes Jahr nach dem Einmarsch in die Ukraine hat Kremlchef Wladimir Putin die Vergrößerung der russischen Armee angeordnet. Ab 2023 soll die Armeestärke insgesamt mehr als zwei Millionen Menschen umfassen, wie aus einem am Donnerstag veröffentlichten Dekret hervorgeht.

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Alleine die Zahl der Militärs - dazu zählen sowohl Vertragssoldaten als auch Wehrdienstleistende - soll um 137.000 auf rund 1,15 Millionen erhöht werden. Bei den restlichen Militärangehörigen handelt es sich um sogenanntes Zivilpersonal, also zum Beispiel Verwaltungsangestellte.

Das Dekret stellt die erste große Veränderung im Personalstand der russischen Streitkräfte seit fünf Jahren dar. Gründe für die Truppenvergrößerung wurden in der Erklärung nicht genannt.

Diese erfolgt vor dem Hintergrund der russischen Offensive im Osten der Ukraine. Angesichts der anhaltenden Verluste auf russischer Seite sprechen amerikanische Regierungsmitglieder in der New York Times“ von einem Zeichen für die zunehmenden Probleme Russlands.

Experten stellen Machbarkeit einer Vergrößerung in Frage

Auch das russische Verteidigungsministerium hatte zuletzt erklärt, dass man die Geschwindigkeit der „Militäraktion“ verlangsamt habe. Anfang des Monates erklärte der russische Präsident, seine Truppen würden den Osten der Ukraine „Schritt für Schritt befreien“. Von seinen Unterstützern mehren sich jedoch Forderungen nach einer stärkeren Eskalation der Kämpfe.

Experten gehen dennoch davon aus, dass Putin mit der Anordnung auch zeigen will, dass der Krieg so schnell nicht enden wird. „So etwas tut man, wenn man eine Art Plan für einen langwierigen Konflikt macht“, erklärt die Politikwissenschaftlerin Dara Massicot gegenüber der „Times“.

[Lesen Sie auch zu diesem Thema auf Tagesspiegel Plus: Die Fehler des ukrainischen Präsidenten: „Selenskyj hat durchaus autoritäre und problematische Züge“ (T+)]

Wie genau die Vergrößerung vollzogen werden soll, scheint für Experten jedoch unklar. Bereits seit Monaten versucht Russland, weitere Freiwillige zu rekrutieren. So wurde etwa das Mindestalter für das Militär heruntergesetzt sowie finanzielle Anreize für einen Militäreintritt geboten.

Doch Politikwissenschaftlern zufolge muss das Dekret nicht zwangsläufig für eine groß angelegte Einberufung stehen. Der Russland-Experte Michael Kofman sieht darin vielmehr eine Möglichkeit, „den verschiedenen aktuellen Rekrutierungsbemühungen Rechnung zu tragen“.

So könnte dieses auch für das Einbeziehen der Truppen aus den Separatisten-Regionen in der Ostukraine stehen. Denkbar wäre auch, dass das obligatorische Dienstjahr für russische Soldaten verlängert wird. Dass Putin damit aber ein Militär mit einer Stärke von einer Million aufstellen kann, halten die meisten für unwahrscheinlich. (Tsp, dpa)

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