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Türkische Reisewarnung: Berechtigte Bedenken, falsches Motiv

Die türkische Reisewarnung ist ein politischer Schachzug. Die darin geäußerten Bedenken sind jedoch teils legitim. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Susanne Güsten

Natürlich ist die türkische Warnung vor Reisen nach Deutschland zuallererst eine politische Retourkutsche der Erdogan-Regierung in ihrem Streit mit der Bundesregierung. Das heißt aber nicht, dass die darin angesprochenen Bedenken völlig unsinnig wären. So werden Türken tatsächlich bei der Ankunft in Deutschland von Grenzbeamten öfter unfreundlich empfangen. Der in der Reisewarnung erhobene Vorwurf, dass sich die kurdische PKK trotz Verbots in der Bundesrepublik tummeln kann, wird sogar von der Merkel-Regierung bestätigt.

Erdogan geht es darum, das Selbstbewusstsein seiner „neuen Türkei“ im Umgang mit dem Westen zu demonstrieren. Er präsentiert sich als Staatschef eines Landes, dessen zunehmende Stärke die traditionelle Vormachtstellung des Westens infrage stellt. Diese Motive sollte man nüchtern zur Kenntnis nehmen. Doch die Deutschen wären gut beraten, die Substanz der Sorgen in der Reisewarnung nicht einfach als Teil eines politischen Manövers zu ignorieren. Die Fähigkeit zur Selbstkritik ist ein hohes Gut der politischen Kultur eines Landes – und ein Zeichen der wirklichen Stärke einer Demokratie.

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