zum Hauptinhalt
US-Außenminister Antony Blinken

© OLIVIER DOULIERY/AFP

Update

Über Freilassung von Gefangenen: US-Außenminister spricht erstmals seit Kriegsbeginn mit Lawrow

Der US-Außenminister hatte das Gespräch mit seinem russischen Amtskollegen überraschend angekündigt. Hintergrund ist die Inhaftierung zweier US-Amerikaner.

US-Außenminister Antony Blinken hat erstmals seit Beginn des Kriegs in der Ukraine mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow gesprochen. Es habe am Freitagmorgen ein „offenes und direktes Gespräch“ über ein Angebot zur Freilassung der in Russland inhaftierten US-Basketballerin Brittney Griner und des amerikanischen Staatsbürgers Paul Whelan gegeben, sagte Blinken in Washington.

„Ich habe den Kreml gedrängt, den substanziellen Vorschlag zu akzeptieren, den wir (...) gemacht haben.“ Das russische Außenministerium bestätigte das Telefonat der beiden Chefdiplomaten.

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Berichten des amerikanischen Senders CNN zufolge soll es in dem Gespräch auch um die Freilassung des sogenannten Tiergarten-Mörders gegangen sein. Vom US-Außenministerium gab es hierzu zunächst keine Bestätigung.

Die US-Regierung hatte am Mittwoch bekanntgeben, Russland ein Angebot zur Freilassung der US-Bürger Griner und Whelan gemacht zu haben. Details zu dem Vorschlag gab sie aber nicht bekannt. Blinken hatte auch gesagt, in diesem Zusammenhang mit Lawrow sprechen zu wollen und ein entsprechendes Angebot bereits vor Wochen auf den Tisch gelegt zu haben, um die Freilassung Griners und Whelans zu erreichen.

Die Entscheidung zu dem Angebot sei nicht leicht gefallen, hatte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, betont. Medien hatten zuvor berichtet, dass ein Gefangenenaustausch mit dem in den USA inhaftierten russischen Waffenhändler Viktor Bout Teil des Angebots sei.

Moskau fordert seit Jahren die Auslieferung des früheren Sowjetoffiziers, der Regime und Rebellen in zahlreichen Ländern illegal mit Waffen ausgerüstet haben soll. Bout war als „Händler des Todes“ berüchtigt.

Lesen Sie mehr zum Ukraine-Krieg auf Tagesspiegel Plus:

Russischer Außenminister Sergej Lawrow
Russischer Außenminister Sergej Lawrow

© IMAGO/ITAR-TASS

Lawrow hatte seine Bereitschaft erklärt, mit seinem US-Kollegen Blinken zu einem Gefangenenaustausch und zur Wiederaufnahme der ukrainischen Getreideexporte zu sprechen. Blinken betonte nun auch, Lawrow deutlich gesagt zu haben, dass die USA russische Pläne, weiteres Territorium der Ukraine zu annektieren, nicht akzeptieren würden.

„Die Welt wird Annexionen nicht anerkennen. Wir werden Russland weitere erhebliche Kosten auferlegen, wenn es mit seinen Plänen fortfährt“, sagte Blinken. Nach Angaben des russischen Außenministeriums beklagte Lawrow bei dem Gespräch, dass die an die Ukraine gelieferten schweren Waffen des Westens Kinder im Kriegsgebiet töten würden.

[Alle aktuellen Entwicklungen im Ukraine-Krieg können Sie hier in unserem Newsblog verfolgen.]

Brittney Griner: US-Basketballerin seit Februar in russischem Gewahrsam

Die US-Basketballerin Brittney Griner war am 17. Februar auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo wegen eines Drogendelikts festgenommen worden. Bei der Kontrolle ihres Gepäcks im Februar soll sie sogenannte Vape-Kartuschen und eine geringe Menge Haschisch-Öl bei sich gehabt haben.

Griner hat ihre Schuld eingestanden, verteidigte sich am Mittwoch aber vor Gericht: Sie habe medizinisches Marihuana in Absprache mit ihrem Arzt als schmerzstillendes Mittel verwendet und nicht die Absicht gehabt, „irgendein Gesetz der Russischen Föderation zu verletzen“.

US-Basketballerin Brittney Griner in einem Gerichtshof in Moskau
US-Basketballerin Brittney Griner in einem Gerichtshof in Moskau

© Alexander Zemlianichenko/Pool via REUTERS/File Photo

Die US-Regierung kritisiert, dass Griner zu Unrecht festgehalten werde. Den Vorwurf, der Prozess gegen Griner sei politisch motiviert, weist Moskau zurück. Das Verhältnis zwischen beiden Ländern war schon vor Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine zerrüttet, seither hat es sich nochmals drastisch verschlechtert.

Paul Whelan, der mehrere Staatsbürgerschaften hat, war im Dezember 2018 in Russland verhaftet und der Spionage beschuldigt worden. Er soll in Russland geheime Informationen auf einem Datenträger entgegengenommen haben. Im Juni 2020 wurde er zu einer 16-jährigen Haftstrafe mit der Möglichkeit eines Aufenthalts in einem Arbeitslager verurteilt. Whelan kritisierte das Verfahren als politische Inszenierung.

Bereits im April hatten die USA und Russland inmitten des Ukraine-Kriegs überraschend Gefangene ausgetauscht. Am Flughafen der türkischen Hauptstadt Ankara war der Russe Konstantin Jaroschenko gegen den US-Amerikaner Trevor Reed ausgetauscht werden. Angesichts der verhärteten Fronten zwischen Washington und Moskau kam die Entwicklung damals besonders unerwartet. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false