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Die Präsidentschaftsbewerber der Republikaner, Marco Rubio (links) und Donald Trump

© Reuters/Jim Young

US-Wahl und Donald Trump: Bürgerkrieg bei den Republikanern - zeitlich begrenzt

In der TV-Debatte der Republikaner geht es tief unter die Gürtellinie. Falls Donald Trump republikanischer Kandidat werden sollte, sagen ihm die Konkurrenten trotzdem Unterstützung zu.

Die Auseinandersetzung in der Republikanischen Partei nähert sich zunehmend einem politischen Bürgerkrieg. In der TV-Debatte in der Nacht zu Freitag in Detroit ging es kaum noch um politische Sachargumente. Donald Trump sowie seine Rivalen Marco Rubio und Ted Cruz sprachen sich gegenseitig die Befähigung ab, im Herbst US-Präsident zu werden. Persönliche Beleidigungen dominierten über weite Strecken, sie reichten bis zu Andeutungen über die Penisgröße und Zweifel an der Männlichkeit.

Kurz vor der Debatte hatten die Präsidentschaftskandidaten von 2012 und 2008, Mit Romney und John McCain, in scharfen Worten Trumps Eignung für das höchste Amt in Frage gestellt und ihn als Gefahr für die Demokratie bezeichnet. Trump sei "ein Betrüger" und "ein Hochstapler", sagte Romney, der sonst eine zurückhaltende und diplomatische Sprache pflegt. Trump habe "weder das Temperament noch die Urteilsfähigkeit, die ein Präsident braucht".

Direkt danach schloss sich McCain der vernichtenden Bewertung an. Trump habe "keine Ahnung von Außenpolitik" und habe "gefährliche Aussagen zu Fragen der nationalen Sicherheit gemacht". 

Trump als Gefahr für die Partei

Auch andere Parteigrößen äußern sich immer kritischer über Trump und benutzen dabei Formulierungen, die jede Loyalität zu dem Bewerber vermissen lassen, der die besten Aussichten hat, die Mehrheit der Parteitagsdelegierten und die Nominierung für sich zu gewinnen. Norm Coleman, der Ex-Senator von Minnesota, sagte: "Dieser Typ darf keinesfalls Präsident werden." Eine Nominierung Trumps werde "die Partei spalten".

Die Entwicklung lässt darauf schließen, dass die Parteiführung sich abgesprochen hat, gemeinsam alles zu tun, um zu verhindern, dass Trump offizieller Kandidat wird. Ein solcher orchestrierter Widerstand gegen den Bewerber, der in den Vorwahlen und den Umfragen führt, ist ohne Beispiel.  Die Republikaner schließen sich meist hinter ihrem aussichtsreichsten Kandidaten zusammen.

Dieser Geist des offenen Widerstands gegen Trump aus dem Parteiapparat setzte den Ton für die Debatte. Der konservative Sender Fox richtete sie aus. Cruz und Rubio, die bei weiteren Vorwahlen in den nächsten Tagen um ihr politisches Überleben im Präsidentschaftsrennen kämpfen, appellierten mehrfach an republikanische Wähler, sich genau zu überlegen, ob sie für einen Bewerber stimmen, der früher die Demokraten unterstützt sowie als Geschäftsmann mehrere Pleiten seiner Firmen zu verantworten habe und dessen Hauptbeitrag in Debatten darin bestehe, andere zu beleidigen. Sie warnten, mit einem Kandidaten Trump werde die Republikanische Partei im Herbst eine Niederlage von historischem Ausmaß gegen Hillary Clinton erleben.

Zwischendurch glitt die Debatte ins Vulgäre ab, wie unter pubertierenden Jugendlichen. Da zeigte insbesondere Marco Rubio ebenso wenig Scham wie Trump. Rubio beschwerte sich, dass Trump ihn "den kleinen Marco" nenne. Trump wehrte sich gegen Rubios Behauptung , dass er "kleine Hände" habe und wohl auch andere Körperteile klein ausgefallen seien. "Was das betrifft, kann ich dir garantieren: Es gibt da keine Probleme", schoss Trump in anzüglichem Ton zurück.

Am Ende der Debatte versprachen dann allerdings alle Bewerber im Rennen um das Weiße Haus, nach den Vorwahlen jeden Präsidentschaftskandidaten der Partei zu unterstützen - auch wenn dies Donald Trump sein sollte. Ted Cruz, Marco Rubio und John Kasich sagten dies dem Milliardär für den Falle seines Sieges nach den Vorwahlen zu.

Vorentscheidung am 15. März möglich

Nach Vorwahlen in 16 von 50 Bundesstaaten hat Trump 319 Delegierte, Cruz 226, Rubio 110 und John Kasich, der abgeschlagene Gouverneur von Ohio, 25. Für die Nominierung sind 1237 Delegierte erforderlich. Am Sonnabend folgen Vorwahlen in Kansas, Kentucky, Louisiana und Maine, am Dienstag in Hawaii, Idaho, Michigan und Mississippi. 

Die Vorentscheidung kann bereits am 15. März fallen. Dann ändern sich nämlich die Auszählungsregeln und die Delegierten werden nicht mehr nach der relativen Stärke des Abschneidens in den einzelnen Staaten zugeteilt. Sondern von da an dürfen Staaten die "Winner takes all"-Regel anwenden. Dann erhält der in dem Staat Führende alle Delegierten dieses Staats, selbst wenn er nur eine knappe relative Mehrheit der Stimmen erzielt. 

Besondere Aufmerksamkeit gilt dann Florida und Ohio. Wenn Trump dort und in einigen weiteren Staaten siegt und alle Delegierten erhält, dürfte ihm die Nominierung kaum noch zu nehmen sein. Gewinnt dagegen Rubio seinen Heimatstaat Florida und Kasich seinen Heimatstaat Ohio, dann wäre das ein Indiz, dass Trumps Weg zur absoluten Mehrheit der Delegierten blockiert sein könnte.

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