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Dass die geplanten Impfstoff-Lieferungen von Johnson & Johnson in der EU ankommen, ist mehr als fraglich.

© Michael M. Santiago/AFP

Verlust von 15 Millionen Impfstoff-Dosen: Produktionspanne bei Johnson & Johnson könnte EU-Kampagnen ausbremsen

Bis Ende Juni sollen 55 Millionen Impfstoff-Dosen von Johnson & Johnson in der EU eintreffen. Ein schwerwiegender Produktionsfehler lässt daran zweifeln.

Nach dem Verlust von 15 Millionen Dosen seines Corona-Impfstoffs durch Produktionsfehler hat der US-Konzern Johnson & Johnson sich zuversichtlich gezeigt, die Lieferzusagen an die Europäische Union dennoch zu erfüllen.

"Wir gehen derzeit weiter davon aus, dass wir unsere Zusage einhalten können, der Europäischen Kommission und den Mitgliedstaaten im Jahr 2021 200 Millionen Dosen zu liefern", teilte eine Sprecherin der J&J-Tochter Janssen, die in den Niederlanden die Impfstoffsubstanz herstellt, dem "Spiegel" mit.

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Auf die wiederholte Nachfrage, ob die bis Ende Juni mit der EU vereinbarte Lieferung von 55 Millionen Dosen kommen werde, antwortete die Sprecherin demnach jedoch: "Wir (...) kommentieren einzelne Mengen nicht öffentlich." Dem Magazin-Bericht zufolge könnte den EU-Ländern daher drohen, dass ihre Corona-Impfkampagnen weiter ausgebremst werden.

Vergangene Woche hatte Johnson & Johnson bekannt gegeben, dass Millionen Dosen Impfstoff nach einer Panne in einem US-Werk für unbrauchbar erklärt werden mussten. Unklar ist, ob nun Ersatz aus den Niederlanden geliefert wird - und die Abnehmer in Europa das Nachsehen haben. Nach "Spiegel"-Recherchen stammt ein Großteil oder sogar die gesamte Substanz des bislang in den USA verimpften J&J-Impfstoffs aus einer Janssen-Fabrik im niederländischen Leiden.

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In den USA wird das Vakzin, von dem eine Dosis für die vollständige Immunisierung reicht, schon seit Anfang März millionenfach verabreicht. Die EU hingegen hat noch nicht eine einzige Dosis von J&J bekommen, obwohl sie das Mittel bereits am 11. März zugelassen hat. Die erste Lieferung ist für den 19. April geplant.

USA soll "jeden Export blockiert" haben

Der "Spiegel" schreibt, bis vor kurzem sei die in den Niederlanden hergestellte Impfstoff-Substanz ausschließlich in den USA abgefüllt und von dort offensichtlich nicht mehr nach Europa zurück gelassen worden. Die USA hätten "jeden Export blockiert", sagte der EU-Binnenmarktkommissar und Leiter der Brüsseler Impfstoff-Taskforce, Thierry Breton, dem "Spiegel".

Trotz der Produktionspanne gibt sich die EU-Kommission optimistisch, dass Johnson & Johnson seine Lieferverpflichtungen erfüllen wird. Der US-Konzern habe zuletzt mehrere Partnerschaften mit europäischen Unternehmen geschlossen, um die Abfüllung und Fertigstellung des Impfstoffs vor Ort sicherzustellen, wurde eine Kommissionssprecherin in dem Bericht zitiert. Sie sei "zuversichtlich, dass Johnson & Johnson die Kapazität hat, im zweiten Quartal die angekündigten 55 Millionen Dosen zu liefern".

Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hatte am Freitag mitgeteilt, sie prüfe einen möglichen Zusammenhang zwischen der J&J-Impfung und vier schweren Thrombose-Fällen, darunter auch ein tödlicher. Drei der Thrombose-Fälle wurden demnach in den USA gemeldet und ein weiterer im Rahmen einer klinischen Studie an einem nicht näher genannten Ort. (AFP)

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