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Theodor Heuss bei seiner Vereidung zum ersten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland.

© picture-alliance / dpa

„Von grundlegender Bedeutung“: Bundespräsidenten prägten Umgang mit Nationalsozialismus

Zu diesem Ergebnis kommt ein von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier initiiertes Forschungsprojekt. Vor allem Theodor Heuss prägte dabei einschlägige Begriffe.

Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus ist in Deutschland wesentlich durch die Bundespräsidenten geprägt worden. Zu diesem Ergebnis gelangt der Historiker Norbert Frei in seiner Studie über das Bundespräsidialamt und den Nationalsozialismus.

„Für den gesellschaftlichen Umgang mit der Vergangenheit war, was das Staatsoberhaupt tat und wie es sich äußerte, von grundlegender Bedeutung“, sagte der Geschichtsprofessor aus Jena am Mittwoch in Berlin bei der Vorstellung der Ergebnisse seines Forschungsprojekts.

Dies habe sich zu einem Merkmal des bundesdeutschen Wegs der Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit entwickelt. Dabei sei am Anfang die „vergangenheitspolitische Prägekraft“ von Theodor Heuss gestanden. Das erste Staatsoberhaupt habe vor allem in den frühen Jahren seiner Präsidentschaft wie kein anderer Politiker einschlägige Begriffe geprägt oder verworfen.

Wir haben von den Dingen gewusst.

Theodor Heuss, 1952

So habe Heuss drei Monate nach seiner Wahl 1949 von „Kollektivscham“ gesprochen – was gegen den Begriff „Kollektivschuld“ zielte, mit dem die Deutschen die alliierten Entnazifizierungsbemühungen abwehren wollten. Eine kollektive Scham aber habe er für notwendig befunden.

Von normsetzender Bedeutung sei drei Jahre später auch das Eingeständnis gewesen, dass den Deutschen die Judenverfolgung – entgegen vieler anderslautender Beteuerungen – durchaus bekannt gewesen sei. „Wir haben von den Dingen gewusst“, sagte Heuss 1952.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der das Forschungsprojekt initiiert hatte, betonte, für einen Bundespräsidenten sei es eine besondere Verpflichtung, sich der Geschichte seines Amtes zu stellen. „Gerade in dieser Zeit, in der unsere Demokratie so sehr angefochten ist, müssen wir uns als Gesellschaft unserer Geschichte bewusst sein. Denn was sich nicht wiederholen soll, das darf nicht vergessen werden. Das müssen wir kennen“, sagte Steinmeier. (dpa)

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