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Der saudische Außenminister Saud Al-Faisal.

© Reuters

Vor Obamas Besuch: Saudis sind verärgert über Washington

US-Präsident Barack Obama besucht am Freitag einen verärgerten Verbündeten. Die Herrscher in Saudi-Arabien hegen mittlerweile Misstrauen gegen die Vereinigten Staaten.

Normalerweise gelten saudische Diplomaten als ausgesprochen höflich und geschmeidig. Auf Barack Obama allerdings warte am Golf ein „harter Empfang“, verlautete dieser Tage unter der Hand aus Riyadh. Ein Kommentator verglich den US-Präsidenten gar mit Mutter Theresa, weil er „seinen Gegnern die rechte und linke Wange hinhält, in der Hoffnung, sie zu besänftigen“. Noch nie haben sich in Saudi-Arabien so viel Frustration und Misstrauen über die Vereinigten Staaten angestaut, noch nie waren die Zerwürfnisse zwischen den jahrzehntelangen Verbündeten so gravierend. Und so fügte der US-Präsident seiner Europareise für Freitag eine 24-stündige Stippvisite auf der Arabischen Halbinsel an, um zu versuchen, im Gespräch mit dem bald 90-jährigen König Abdullah wenigstens die höchsten Wogen zu glätten.

Er trifft auf ein Königshaus, das durch die regionalen Folgen des Arabischen Frühlings tief verunsichert ist. In Syrien – auch befeuert durch die millionenschwere saudische Waffenhilfe – ist ein Tummelplatz von Dschihadisten entstanden, der schlimmer ist als Afghanistan. Der Golfkooperationsrat, von den superreichen Emiren und Monarchen nach dem Sturz von Hosni Mubarak mit Milliardensummen zu einem Bollwerk der Beharrlichkeit befestigt, zeigt seit dem Militärputsch gegen Mohammed Mursi in Ägypten breite Risse. Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain machen offen Front gegen Qatar, weil dessen Führung führenden Muslimbrüdern Asyl gewährt und den „feindseligen“ Sender Al Jazeera finanziert.

Das saudische Misstrauen gegenüber Washington entzündet sich vor allem an Obamas Iran- und Syrienpolitik. Die amerikanischen Ouvertüren in Richtung Teheran treffen im Königshaus einen empfindlichen Nerv, wo man jeden Schritt des charmanten Präsidenten Hassan Rowhani und seines anglophilen Außenministers Mohammad Javad Zarif mit Argwohn verfolgt. Denn Saudis Herrscher fürchten, Washington könnte eines Tages wieder auf den Iran als Garanten regionaler Stabilität setzen, wie einst zu Zeiten des Schahs.

Auch die Syrienphilippika des saudischen Kronprinzen Salman bin Abdulaziz beim Gipfel der Arabischen Liga in Kuwait zielte auf die Vereinigten Staaten. Die internationale Gemeinschaft habe „die Aufständischen verraten“, sie nicht ausreichend bewaffnet und damit „zur leichten Beute tyrannischer Kräfte“ gemacht, kritisierte Salman in einem erregten Auftritt. Vor allem Obamas militärisches Zaudern nach dem Giftgaseinsatz des Assad-Regimes im August 2013 hat Riyadh bis heute nicht verwunden. Demonstrativ schlug das Königreich damals einen nicht ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat aus. Der saudische Geheimdienstchef drohte, sein Land werde die Beziehungen zu den USA „grundsätzlich überdenken“.

Doch die Optionen dafür sind begrenzt, das wissen auch der König und seine Prinzengarde. Saudi-Arabien kann sich nicht grundsätzlich von den USA abwenden, weil es die westliche Vormacht als Garanten gegen Bedrohungen von außen braucht. Umgekehrt wollen die Amerikaner die Saudis nicht als strategischen Verbündeten und Waffenkunden verlieren. Allein in den letzten vier Jahren bestellten die gekrönten Häupter Jagdflugzeuge, Kampfhubschrauber und Raketensysteme im Wert von 86 Milliarden Dollar.

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