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Auf der Suche nach der Gauck-Nachfolge: SPD-Chef Sigmar Gabriel

© dpa/Maurizio Gambarini

Wahl des Bundespräsidenten: Die SPD setzt auf "Ladies first!"

Bei der Suche nach einem Nachfolger für Joachim Gauck schauen die Sozialdemokraten sich vor allem nach Bewerberinnen um. Ein Überblick.

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Sigmar Gabriel hält sich alles offen. Das gilt nicht nur für die SPD-Kanzlerkandidatur, sondern auch für die Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger für Bundespräsident Joachim Gauck. Mit der Führung der Union hat Gabriel Gespräche über einen gemeinsamen Kandidaten für das höchste Amt im Staat verabredet. Eine Festlegung auf einen Konsenskandidaten und damit eine Absage an einen eigenen Vorschlag der SPD bedeutet das jedoch nicht, wie Gabriel vergangene Woche eigens betonte. Er folgte damit der in der SPD-Führung vereinbarten Linie. Sie ist auch deshalb so offen angelegt, weil es unter den Sozialdemokraten zwei Denkschulen gibt.

Die Vertreter der einen wollen ein Signal gegen die Fortsetzung der großen Koalition setzen – und plädieren für einen rot-rot-grünen Kandidaten. Die anderen setzen auf überparteilichen Konsens in einer Zeit gesellschaftlicher Verunsicherung, von der vor allem die AfD profitiert. In einem aber scheinen sich beide Lager in der Partei einig zu sein: Wenn es irgendwie möglich ist, soll nach Gauck eine Frau ins Schloss Bellevue einziehen.

Wer aber kommt dafür infrage? In Partei und Fraktion werden mehrere mögliche Bewerberinnen gehandelt. Da ist etwa die Berliner Soziologin Jutta Almendinger. Die 60-Jährige leitet seit 2007 das renommierte Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) als Präsidentin. Ihr Institut steht für eine linke Denktradition. Allmendinger selbst ist immer wieder mit Plädoyers für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf hervorgetreten. Sie wäre für SPD, Linkspartei und Grüne eine gut wählbare Kandidatin, hätte über das linke Lager hinaus aber wohl wenig Strahlkraft.

Eine der Frauen, die in der SPD als mögliche Kandidatin für das höchste Staatsamt genannt wird: Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung.
Eine der Frauen, die in der SPD als mögliche Kandidatin für das höchste Staatsamt genannt wird: Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung.

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Anders als die frühere EKD- Ratsvorsitzende Margot Käßmann, die sich am Mittwoch selbst aus dem Rennen nahm, hält sich Allmendinger eine Kandidatur offen. WZB-Sprecher Paul Stoop sagte auf Anfrage, Allmendinger habe kein Bedürfnis, sich zu der Debatte um ihre Person zu äußern. Auch habe es kein Gespräch zwischen SPD-Chef Sigmar Gabriel und ihr über eine Kandiatur gegeben.

Wenn es nach Beliebtheit ginge, müsse Steinmeier kandidieren

SPD-intern genannt wird auch Christine Hohmann-Dennhardt, seit Januar im VW-Vorstand für „Integrität und Recht“ zuständig. Die 66-Jährige brächte nicht nur Erfahrung aus der Führungsetage eines Weltkonzerns mit, sie war auch acht Jahre lang Landesministerin in Hessen, zunächst für Justiz, danach für Wissenschaft und Kultur. Von 1999 bis 2011 wirkte die eher kühle Juristin als Bundesverfassungsrichterin. Zwar ist Hohmann-Dennhardt Sozialdemokratin. Als Ex-Verfassungsrichterin und Spitzenmanagerin dürfte sie aber auch für das bürgerliche Lager in der Bundesversammlung attraktiv sein – etwa für die Vertreter der FDP, vielleicht sogar für Delegierte der Union.

Auch Bärbel Dieckmann verfügt über viel politische Erfahrung, 15 Jahre lang war sie Oberbürgermeisterin von Bonn. In der NRW-SPD ist sie fest verwurzelt, ihr Mann Jochen Dieckmann war Landesvorsitzender (2005 bis 2007) und mehrfach Minister im Düsseldorfer Kabinett. Allerdings führt Bärbel Dieckmann seit 2008 als ehrenamtliche Präsidentin die Welthungerhilfe, eine Aufgabe, die über Parteigrenzen hinweg mit hohem Respekt betrachtet wird. Ob das reichen würde, um jenseits der Delegierten von SPD, Linkspartei und Grünen Stimmen zu sammeln, ist jedoch fraglich.

Womöglich nimmt die SPD aber noch Abschied von der Maxime „Ladies first“. Wenn es nach der Beliebtheit in der Bevölkerung ginge, müsste sie Außenminister Frank-Walter Steinmeier ins Rennen schicken. Auch das behalten sich Gabriel und die SPD-Führung vor, notfalls gegen den Willen der Union. Bislang ist aber kein Signal des Außenministers bekannt, dass er bereit wäre, das Risiko auf sich zu nehmen.

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