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Der Leiter der Wagner-Gruppe, Jewgeni Prigoschin.

© imago/ITAR-TASS/Mikhail Metzel

„Werden uns diesem Abschaum widmen“: Wie sich Söldner-Chef Prigoschin als Kämpfer gegen den russischen Staat inszeniert

Der Wagner-Chef Prigoschin finanziert eine Armee, auf die Putin im Ukrainekrieg setzt. Zunehmend betreibt er PR in eigener Sache, um seine Macht in Russland zu vergrößern.

Die private Söldnerarmee des russischen Unternehmers Jewgeni Prigoschin kämpft neben den staatlichen Streitkräften Russlands im Ukrainekrieg. Geldgeber Prigoschin, der als Vertrauter Putins gilt, versucht dabei, seine Machtposition gegenüber den staatlichen Akteuren mehr und mehr auszubauen.

Wie das US-amerikanische Institute for the Study of War (ISW) in einem aktuellen Lagebericht zum Krieg in der Ukraine schreibt, habe Prigoschin eine PR-Kampagne in eigener Sache gestartet. Er wolle sich als „opferbereiter Held“ darstellen, der sich gegen die „kleinlichen und korrupten“ Eliten in Russland positioniere.

Auf Telegram habe Prigoschins persönlicher Presseservice einen Brief veröffentlicht, geschrieben von der Familie eines verstorbenen Wagner-Söldners. In dem Brief werde deutlich, dass die lokalen Behörden bei der Beerdigung des Toten nicht geholfen hätten – wohl aber Prigoschin.

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Er sei „der einzige, dem das Schicksal des Verteidigers Russland und dessen Familie“ nicht egal sei, heiße es in dem Brief.

Prigoschin: Angeblich stets im Kampf für seine Männer

Keine Missverständnisse: Die Wagner-Truppe soll, so legte es jüngst ein Bericht eines unabhängigen russischen Media-Outlets nahe, zu einem Teil aus russischen Strafgefangenen bestehen, die unter Zwang kämpfen. Gleichwohl inszeniert sich Prigoschin offenbar als eine Art väterlicher Beschützer seiner Männer.

Das ISW berichtet, dass Prigoschin auf Telegram unwirsch auf Berichte reagiert habe, wonach ein lokales Bürgermeisterbüro in der russischen Oblast Swerdlowsk einem toten Wager-Söldner die Beerdigung verweigert habe.

„Wir werden uns diesem Abschaum widmen“ und „ihre Kinder an den Nasenlöchern“ in den Krieg ziehen, soll Prigoschin in Richtung der lokalen Verwaltung gesagt haben.

Er will der Held der „kleinen Leute“ sein

Prigoschin inszeniere sich auf diese Art als Held der sogenannten „kleinen Leute“, der sich gegen die russische Obrigkeit wendet. Das helfe laut ISW auch seiner Kampagne, in Russland eine offizielle Anerkennung seiner Söldner zu erreichen.

Bisher nämlich operiert die Wagner-Gruppe als Schattenarmee, ohne dass ihre Einsätze in offiziellen Verlautbarungen des Kremls eine Rolle spielen würden. Tatsächlich sei privates Militär in Russland nach wie vor illegal, schreibt das ISW im Bericht.

Doch vor einem Gefängnisaufenthalt sei Prigoschin trotzdem nicht bange. Ganz im Gegenteil: Im Knast zu landen, sei ihm egal, habe er laut ISW behauptet. Er könne die Gruppe Wagner schließlich selbst hinter Gittern noch leiten.

Selbstinszenierung als Krieger mit Ehre

In seinem Bestreben nach Anerkennung und Einflussgewinn in Russland setze Prigoschin außerdem darauf, sich und seine Truppe als ehrbare Kämpfer darzustellen – obwohl die Wagner-Söldner den Ruf haben, im Krieg besonders brutal vorzugehen.

So habe ein Wagner-Propagandamedium angeblich inszeniertes Videomaterial veröffentlicht, das zeige, wie Söldner die Leichen angeblicher ukrainischer Soldaten in Särge laden und zurück in die Ukraine schicken. Das Verschicken der Särge sei auf Geheiß von Prigoschin passiert und solle ihn als Anführer zeigen, der auch seinen Gegnern Respekt zollt.

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