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Ein ukrainischer Soldat steht neben einem zerstörten Panzer.

© Vadim Ghirda/AP/dpa

"Wir sind bereit": Ukrainische Armee wappnet sich für russische Offensive im Donbass

Ukrainische Soldaten in der Donbass Region rechnen mit einem russischen Großangriff. Es könnte das nächste entscheidende Schlachtfeld werden.

Artillerie und Panzerfahrzeuge stehen am Rand der Straße zwischen den von der ukrainischen Armee gehaltenen ostukrainischen Schwesterstädten Slowjansk und Kramatorsk und dem rund 20 Kilometer weiter nördlich gelegenen Ort Isjum, der seit wenigen Tagen von russischen Truppen besetzt ist. Ukrainische Soldaten haben rund um das Dorf Krasnopillja in der Donbass-Region Stellungen bezogen. Sie bereiten sich auf eine russische Offensive vor, die jeden Moment beginnen kann.

"Wir wissen, dass die Russen Truppen zusammenziehen und einen Angriff vorbereiten", sagt ein ranghoher ukrainischer Offizier vor Ort der Nachrichtenagentur AFP. "Wir sind bereit", versichert der Offizier. "Wir haben ein paar Überraschungen für sie auf dem Weg vorbereitet."

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Nach seinen Worten haben die russischen Truppen die Zahl ihrer Hubschrauberflüge über dem Gebiet verstärkt - häufig ein Hinweis auf einen bevorstehenden Großangriff. Im an die Straße angrenzenden Wald haben die ukrainischen Truppen befestigte Stellungen angelegt, getarntes Militärgerät steht zwischen den Bäumen verborgen, Schützengräben durchziehen das Gelände. Die Straße selbst ist mit Panzersperren übersät.

Weil der Boden mit dem Ende des Winters taut und matschig ist, ist ein Vorankommen mit schweren Militärfahrzeugen quer über offenes Feld kaum möglich - die geteerte Straße zwischen Isjum und Slowjansk bleibt damit einer der wenigen Wege von den besetzten Gebieten ins Zentrum des Donbass. "Slowjansk wird das nächste entscheidende Schlachtfeld im Ukraine-Krieg", ist sich der US-Thinktank Institute for the Study of War (ISW) sicher.

Bewohner leben in Angst

Schon seit 2014 sind ukrainische Truppen in der Region stationiert. Die Front verläuft zwischen Donezk im Süden und Luhansk im Osten, den Hauptstädten der selbsternannten pro-russischen "Republiken" gleichen Namens.

Seit Russland angekündigt hat, sich militärisch auf die "Befreiung" der Donbass-Region im Osten der Ukraine zu konzentrieren, leben die Bewohner der Bergbauregion in Angst. Die ukrainischen Regionalbehörden haben Zivilisten aufgefordert, in Richtung Westen zu fliehen. Am Dienstagmorgen hatte sich vor einem Kontrollpunkt bei Kramatorsk ein drei Kilometer langer Stau von Autos gebildet.

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Bislang hatten sich die meisten Menschen per Zug in Sicherheit gebracht, pro Tag fuhren rund 2000 bis 3000 Menschen vom Bahnhof in Kramatorsk Richtung Westen. Doch wegen Beschädigungen an der Bahnstrecke mussten die Fahrten nach Angaben des ukrainischen Betreibers am Dienstagmorgen ausgesetzt werden. Erst am Nachmittag konnten die Menschen wieder mit der Bahn die Stadt verlassen.

Die wenigen Zivilisten, die in Kramatorsk bleiben, leben im Rhythmus der Luftschutzsirenen und einer nächtlichen Ausgangssperre. Treibstoff ist schwer zu bekommen, die meisten Geschäfte haben geschlossen. Ein freiwilliger Helfer am Bahnhof beschreit die Atmosphäre in der Stadt als "angespannt". "Alle sind nervös. Es ist Zeit abzuhauen", sagt er.

Trotz der steigenden Anspannung geben sich die ukrainischen Soldaten vor Ort zuversichtlich. Ein Leutnant mit dem Auftrag, die Stellungen entlang der Straße zu verstärken, reckt grinsend den Daumen hoch: "Wir warten auf sie." (AFP)

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