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Ein Standbetreiber aus Werder bietet in der Brandenburg-Halle auf der Grünen Woche in Berlin Äpfel an.

© dpa/Wolfgang Kumm

Brandenburg auf der Grünen Woche: Jubiläum in der Halle, Krise auf den Feldern

Zum 30. Mal gibt es auf der Grünen Woche eine Brandenburg-Halle – doch der Agrar- und Ernährungswirtschaft geht es schlecht.

Es ist ein rundes Jubiläum: Wenn in den Berliner Messehallen unter dem Funkturm vom 19. bis 28. Januar die diesjährige Grüne Woche stattfindet, ist das Land Brandenburg zum 30. Mal mit einer eigenen Messehalle vertreten. Beelitzer Spargel, Spreewaldgurken und Brandenburger Weine werden von 250 Ausstellern an insgesamt 68 Ständen präsentiert.

„Das Interesse der Brandenburger Unternehmen an der Grünen Woche ist ungebrochen“, sagt Landwirtschaftsminister Axel Vogel (Grüne). „Wir sind ausgebucht.“ Damit unterscheidet sich Brandenburg durchaus von anderen Bundesländern: So wird Schleswig-Holstein, das lange Jahre eine eigene Halle auf der Grünen Woche hatte, in diesem Jahr nicht mehr an der Messe teilnehmen.

Knapp 70 Prozent der Besucher kommen aus Berlin und Brandenburg

Doch für Brandenburgs Ernährungswirtschaft bleibt die Grüne Woche eine wichtige Leitmesse. Vogel zufolge seien im vergangenen Jahr 69 Prozent der 300.000 Messebesucher aus Berlin und Brandenburg gekommen. Das zeige die Bedeutung der Messe für die Brandenburger Ernährungswirtschaft, denn „das Thema Regional ist für uns nun einmal ganz zentral.“

An einem eigenen Stand werden sich Start-Ups aus dem Bereich der Ernährungswirtschaft präsentieren, aber auch langjährige Aussteller, wie die Uckermärker Molkerei Hemme-Milch, sind am Funkturm wieder mit dabei.

Bauernproteste überschatten die Messe

Überschattet wird die Messe in diesem Jahr indes von den Protesten der Bauern wegen des Wegfalls der KfZ-Steuerbefreiung und den Kürzungen bei den Agrardieselsubventionen. „Es ist klar, dass klimaschädliche Subventionen auf Dauer zurückgefahren werden müssen“, sagte Vogel am Freitag bei der Vorstellung des diesjährigen Hallenprogramms vor Journalisten in Berlin. „Es ist aber auch klar, dass andere Angebote vorhanden sein müssen: Eine Umstellung auf andere Antriebsarten muss umsetzbar sein.“

Es wird vergessen, dass die Betriebe vorher fünf Jahre lang von der Substanz gelebt haben.

Axel Vogel (Grüne), Landwirtschaftsminister

Deutliche Kritik übte Vogel an Berichten zu einer angeblich guten wirtschaftlichen Situation der Bauern. „Wenn jetzt von zwei guten Jahren die Rede ist, und von angeblich 115.000 Euro Durchschnittsertrag, wird vergessen, dass die Betriebe vorher fünf Jahre lang von der Substanz gelebt haben“, sagte Vogel.

Die Betriebe bräuchten die guten Jahre, um zu überleben. Zudem seien die Getreidepreise nur durch den Krieg in der Ukraine gestiegen: „Wir müssen erreichen, dass die Preise auch, wenn einmal Frieden eingekehrt ist, in dieser Dimension bleiben.“

Getreideerlöse zurückgegangen

Der Präsident des Brandenburger Landesbauernverbands, Henrik Wendorff, berichtete unterdessen von einem starken Erlösrückgang in der Landwirtschaft. Man spüre, dass es etwa in der Ukraine trotz des Krieges eine Rekordernte gegeben habe. So seien die Getreideerlöse um rund 30 Prozent zurückgegangen. „Die Lager sind voll“, sagte Wendorff.

Auf Nachfrage sagte Wendorff, dass Brandenburgs Bauern angesichts des Kriegs in der Ukraine Verständnis dafür hätten, dass ukrainische Produkte erleichterte Zugänge zum Markt der EU bekämen. „Wir müssen uns aber die Frage stellen, wie es künftig mit diesem Verständnis aussieht.“ In Polen protestieren Landwirte bereits seit Monaten gegen die Einfuhr von billigerem ukrainischen Getreide.

Die Ernährungswirtschaft steht vor einem dritten harten Krisenjahr.

Hanka Mittelstädt (SPD), Landtagsabgeordnete und Vorstandsvorsitzende des Agrarmarketingverbands „Pro Agro“

Trotz des Jubiläums nicht sonderlich zum Feiern zumute ist auch der Vorstandsvorsitzenden des Agrarmarketingverbands „Pro Agro“, der Landtagsabgeordnete Hanka Mittelstädt (SPD). „Die Ernährungswirtschaft steht vor einem dritten harten Krisenjahr“, sagte Mittelstädt am Freitag. Man erlebe eine „dauerhafte Verunsicherung der Verbraucher“, die lieber zu den preiswerten Produkten der Discounter als zu den Angeboten der kleinen Regionalmarken griffen.

Mehr als die Hälfte der Betriebe der Ernährungswirtschaft habe 2023 ein schlechteres Geschäftsjahr als 2024 erlebt. Zwei Drittel sehen auch für das laufende Jahr keine Verbesserung, so Mittelstädt. „Wir wollen auf der Grünen Woche auch darauf hinweisen, dass auch die Verbraucher eine Verantwortung dafür tragen, dass die regionalen Strukturen nicht dem Sparwahnsinn geopfert werden.“

Bio-Landbau wächst weiter

Optimistisch zeigte sich am Freitag nur Michael Wimmer, Geschäftsführer der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg: Der Bioabsatz in der Region sei 2023 bis zum September um 4,9 Prozent gestiegen.

Und im Unterschied zu anderen Bundesländern würden in Brandenburg weiterhin Agrarbetriebe ihre Produktion auf ökologischen Landbau umstellen. „Das Ziel von 20 Prozent Biofläche ist bis Ende 2024 erreichbar“, sagte Wimmer.

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