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Gesamtaufnahme des Epitaphs in der St. Marien-Kirche in Wiesenburg

© Dörte Busch BLDAM, 2023

Brandenburger Kirchenschätze: Ein Epitaphgemälde steht im Zentrum der diesjährigen Aktion „Vergessene Kunstwerke“

Möglicherweise stammt das Gemälde aus der Werkstatt von Lucas Cranach dem Jüngeren. Das Andachtsbild in der St. Marien-Kirche in Wiesenburg ist jedenfalls schwer beschädigt.

Die Farbe blättert ab. Und die Löcher von Holzwürmern und Käfern zieren das Bild der sterbenden Margaretha von Dießkau. „Die Malschichten lösen sich, wertvolle Details werden verloren gehen, wenn sie nicht in nächster Zeit befestigt werden“, sagt die Restauratorin Dörte Busch. 1568 hatte Friedrich III. Brandt von Lindau das Epitaphgemälde zur Erinnerung an seine im Kindbett verstorbene Ehefrau in der St. Marien-Kirche in Wiesenburg (Kreis Potsdam-Mittelmark) anbringen lassen.

Möglicherweise stammt es aus der Werkstatt von Lucas Cranach dem Jüngeren im nahen Wittenberg. Heute jedenfalls ist das Gemälde schwer beschädigt und bedarf dringend einer umfangreichen Restaurierung. Rund 26.000 Euro könnte das kosten, schätzt Dörte Busch. Geld, das die kleine Kirchengemeinde in Wiesenburg nicht hat.

Doch für das Kunstwerk gibt es Hoffnung: Es steht dieses Jahr im Mittelpunkt der Spendenaktion „Vergessene Kunstwerke brauchen Hilfe“, zu der das Brandenburger Landesdenkmalamt, die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) und der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg aufrufen.

Evangelische Kirche St. Marien in Wiesenburg
Evangelische Kirche St. Marien in Wiesenburg

© Andrea Himpel, freiberufliche Restauratorin, Halle (Saale), 2023

Jahr für Jahr stehen andere Ausstattungsstücke aus Brandenburgs Kirchen im Mittelpunkt der Aktion: 2020 wurde für den Altar der Dorfkirche in Schönfeld (Uckermark) gesammelt, dessen Restaurierung in diesem Jahr beendet werden konnte. 2021 ging es um einen Altar und ein Messgewand in der Kirche von Dallmin (Prignitz). Und 2022 für Kanzel, Altar und Westempore der Dorfkirche von Blumenow (Oberhavel) im Mittelpunkt der Spendenaktion, die rund 10.000 Euro ergab.

Eine Spendenaktion steht immer für das Miteinander und die Hoffnung.

Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD)

Auf den ersten Blick klingt das wenig, doch in den letzten vierzehn Jahren kamen insgesamt rund 250.000 Euro für gefährdete Kunstwerke auf diesem Weg zusammen. „Eine Spendenaktion steht immer für das Miteinander und die Hoffnung“, sagte Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD). Kirchen seien bis heute Orte der Gemeinschaft, der Menschlichkeit und Nächstenliebe. Deswegen sei es richtig, auch in Krisenzeiten für ihren Erhalt zu sammeln. „Was erhalten wurde, was instand gesetzt werden konnte, kann viele Menschen in Brandenburg sehr stolz machen“, sagte die Pröpstin der EKBO, Christina-Maria Bammel. „Was uns anvertraut ist, das ist uns nicht egal.“

Doch das Gemälde aus Wiesenburg ist auch inhaltlich berührend: Es zeigt die sterbende Mutter, die ihr Neugeborenes einem Verwandten übergibt. „Bis heute bringt es Menschen bei Kirchenführungen zum Nachdenken“, sagt der Wiesenburger Pfarrer Stephan Schönfeld. Denn es führt den Menschen die Vergänglichkeit des eigenen Lebens vor Augen. „Müttersterblichkeit ist kein Thema aus längst vergangenen Tagen, wenn wir daran denken, dass die Vereinten Nationen noch im 21. Jahrhundert darum kämpfen, die Müttersterblichkeit zu senken“, sagte Bammel. „Daran erinnert uns dieses Bild.“

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