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Die künftige Batteriefabrik von Tesla

© Thorsten Metzner

Erste Steuer-Million von Tesla in Sicht: Grünheide macht den Weg für Erweiterung der „Gigafactory“ frei

Buhrufe, Beschimpfungen, Sicherheitsdienst im Saal: Bei der Sitzung der Gemeindevertretung ging es hoch her – und der US-Elektroautobauer machte weitere Zusagen.

Die Gemeinde Grünheide kann schon nächstes Jahr mit ersten Gewerbesteuern des US-Elektroautobauers Tesla rechnen. Das stellte Manager Alexander Riederer auf einer Sitzung der Gemeindevertretung in Aussicht. Derzeit werde die Gewerbesteuererklärung für 2021 vorbereitet, die bis August 2023 eingereicht werde.

Nach ersten Berechnungen könne die Gemeinde damit rechnen, dass es „schon für 2021 positiv sein wird“, sagte Riederer. Eine Summe nannte er nicht. Doch nach Tagesspiegel-Informationen hat Tesla intern gegenüber Grünheide eine Größenordnung von einer Million Euro avisiert.

Klare Mehrheit für 100-Hektar-Erweiterung

Tesla machte außerdem weitere Zusagen, ehe das Gemeindeparlament in der Nacht zum Freitag den Weg zur Aufstellung eines neuen Bebauungsplans zur Ost-Erweiterung der bisher 300 Hektar großen Tesla-„Gigafactory“ freimachte. Der US-Elektroautobauer will dafür weitere 100 Hektar Landeswald in einem Landschaftsschutzgebiet kaufen und roden, um dort einen Güterbahnhof, Lagerhallen, ein Servicecenter für Kunden und eine Kindertagestätte zu errichten.

Das Votum der Abstimmung fiel am Ende eindeutiger aus als erwartet: mit 12 Ja-Stimmen zu 6 Nein-Stimmen, die von AfD und Bürgerbündnis kamen. Vorher ging es hoch her in der Müggelspreehalle, wo 170 Einwohner erschienen waren, vor allem Kritiker und Gegner der „Gigafactory“, die ihrem Unmut lautstark Luft machten.

Tesla braucht mehr Lagerflächen

„Mit dem Beschluss wird noch kein Baum gefällt, fährt noch keine Baumaschine“, sagte Bürgermeister Arne Christiani (parteilos). Das Unternehmen erhalte nun die Chance, alles zu prüfen, Fachgutachten in Auftrag zu geben, Träger öffentlicher Belange einzubeziehen und Stellungnahmen einzuholen. Mit einer Entscheidung über den Bebauungsplan, ob und wie Tesla expandieren kann, ist frühestens in einem Jahr zu rechnen. Ursprünglich hatte Tesla den Güterbahnhof, der allein etwa 30 Hektar benötigt, auf dem bisherigen Werkgelände unterbringen wollen. Das sei aber nicht mehr möglich, sagte Riederer. „Wir brauchen mehr Platz.“

Das liegt auch daran, dass dort nachträglich eine Batteriefabrik integriert worden ist, in der derzeit der Innenausbau läuft. Hauptgrund ist laut Riederer aber die veränderte Weltlage mit Störungen in Lieferketten, die im Werk eine verstärkte Lagerhaltung notwendig machen. „Wir müssen jetzt schon auf externe Lager zurückgreifen. Wir haben jetzt schon ein Platzproblem, das wir nicht auflösen können“, sagte Riederer. „Wir wollen das Werk langfristig sicher aufstellen.“

Mit dem Beschluss wird noch kein Baum gefällt, fährt noch keine Baumaschine.

Arne Christiani (parteilos), Bürgermeister von Grünheide

Mit dem neuen Güterbahnhof würde Grünheide laut Tesla um täglich tausend LKW-Fahrten entlastet. Und die Kindertagesstätte werde auch für Kinder von Nicht-Tesla-Mitarbeitern offen sein, hieß es. Außerdem sagte Riederer zu, dass Tesla beim Kauf des 100-Hektar-Grundstücks vom Land die Kosten der Munitionsberäumung übernehmen wird. Die hatte 2020 beim Verkauf des bisherigen Werkgeländes an Tesla noch das Land finanziert.

US-Unternehmen will Gemeinde direkt unterstützen

Schon im Vorfeld hatte Tesla-Werkdirektor André Thierig in einem Brief („Absichtserklärung zur gemeinsamen Arbeit in der Gemeinde“) an die Kommunalvertreter zugesagt, dass sich der US-Elektroautobauer in und für Grünheide direkt engagieren will. „Wir bauen unser Engagement in der Gemeinde weiter aus“, heißt es in dem Schreiben, auf das CDU-Gemeindevertreterin Anna Homeyer-Angerstein angesichts der schwierigen Stimmung im Hintergrund gedrängt hatte.

Tesla bietet darin an, als lokaler Arbeitgeber Sportvereine zu unterstützen, sich an den Schulen zu engagieren und lokalen Klima-Initiativen zu helfen. „Bereits heute ist Grünheide das Zuhause von Brandenburgs größtem privaten Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb“, so Thierig, der auf die aktuell knapp 7000 Beschäftigten verwies.

Tesla sieht Wassersuche um Fürstenwalde als Service für die Region

Wenn Tesla das bisherige Tempo hält, könnte schon nächstes Jahr die erste Ausbaustufe (500.000 Autos jährlich) mit den angekündigten 12.000 Jobs erreicht werden. Auf dem Werkgelände selbst wird bereits parallel zum Erweiterungsprojekt die nächste Ausbaustufe mit weiteren Produktionshallen vorbereitet, wofür Tesla jüngst weitere 70 Hektar Wald gerodet hatte und neue Genehmigungen braucht.

Dort wird Tesla auch nachweisen müssen, dass die Wasserversorgung gesichert ist, was der zuständige Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) aktuell für alle neuen B-Pläne der Region allerdings verneint. Riederer äußerte sich zur geplanten Wasser-Suche im Fürstenwalder Gebiet. „Es geht nicht darum, Wasser zu pumpen. Wir wissen, das Thema bewegt die Region“, sagte er. Tesla wolle einen Beitrag leisten, die Datengrundlage zum in der Region verfügbaren Wasser zu verbessern. Und eine bessere Datengrundlage sei genau das, was von Wasserverbänden und Umweltverbänden gefordert werde. „Nur darum geht es.“

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