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Ludger Weskamp (SPD), Landrat von Oberhavelm, spricht während einer Pressekonferenz zur ersten Infektion eines Brandenburgers mit dem Coronavirus neben Ursula Nonnemacher (Bündnis 90/Die Grünen), Brandenburger Ministerin für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz. +++ dpa-Bildfunk +++

© picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Soeren Stache

Filialschließungen in Brandenburg: Sparkassen-Funktionär Weskamp verteidigt die Pläne gegen massive Kritik

Betroffen sind vor allem Potsdam-Mittelmark und die Uckermark. Der Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbands verweist auf die voranschreitende Digitalisierung.

Der Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbands (OSV), Ludger Weskamp, hat die Schließung von Sparkassenfilialen in der Uckermark und in Potsdam-Mittelmark verteidigt. „Es gehört zur wirtschaftlichen Vernunft, zu überprüfen, ob Geschäftsstellen noch wirtschaftlich betrieben werden können“, sagte der ehemalige Landrat von Oberhavel. „Kein Sparkassenvorstand macht das gerne, aber es gehört einfach dazu.“

Man sei davon überzeugt, dass die Kollegen vor Ort am besten entscheiden könnten, ob Filialen geschlossen werden. „Wir erklären in jeder Sonntagsrede, dass vor Ort von kommunal gewählten Vertretern entschieden werden kann, und das ist das, was in den Verwaltungsräten unserer Sparkassen geschieht.“

Heute würden über 50 Prozent der Kunden der Sparkassen bereits die Internetfiliale nutzen. 15 Millionen Menschen nutzten die Sparkassen-App. „In den meisten Gebieten haben Sparkassen mehr Geschäftsstellen als alle Wettbewerber zusammen“, sagte Weskamp. „Das sind klare Indikatoren, dass die Digitalisierung im Land angenommen wird, und unsere Angebote gut sind.“

Weskamp warnt vor Rezession

Vor Journalisten warnte Weskamp vor einer beginnenden Rezession. Nötig sei deswegen eine Politik, die eine positive Grundstimmung schaffe. Dies sei den Landesregierungen im Bereich des OSV in der Vergangenheit gelungen. „Auf der Bundesebene kann ich das nicht sagen“, sagte Weskamp. „Das Gebäudeenergiegesetz ist vielmehr ein Paradebeispiel dafür, wie Unsicherheit erzeugt werden kann.“

In den meisten Gebieten haben Sparkassen mehr Geschäftsstellen als alle Wettbewerber zusammen.

Ludger Weskamp, Chef des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

Viele Menschen, die gern Wohneigentum bilden wollten, würden diese Pläne angesichts von Unsicherheiten, deutlich höheren Finanzierungskosten und gestiegenen Baupreisen derzeit verschieben. „Die Menschen scheuen das für sie unkalkulierbare Risiko“, sagte Weskamp.

Sparkassen-Funktionär für Steuererleichterungen

Der Verbandspräsident sprach sich deswegen für gezielte Steuererleichterungen aus, etwa bei der Grunderwerbsteuer. „Die selbstgenutzte Immobilie ist eine gute Altersvorsorge“, sagte Weskamp. „Es ist durchaus sinnvoll, für das erste Eigenheim auf diese Steuer zu verzichten.“

Der Landes- und Fraktionsvorsitzende der Brandenburger Linken, Sebastian Walter, erklärte am Dienstag auf Nachfrage, seine Fraktion werde von ihrer Kritik an den Filialschließungen nicht ablassen. „Es geht darum, dass Sparkassen Anstalten des öffentlichen Rechts sind“, sagte Walter. „Sie haben eine Aufgabe in der Demokratie.“ Das Land habe sich verpflichtet, gleichwertige Lebensbedingungen im ganzen Land herzustellen. Dazu gehöre auch die Existenz von Sparkassenautomaten.

Bisher habe man den Linken nicht nachweisen können, dass der Betrieb von Filialen und Automaten für die Sparkassen nicht darstellbar sei. Während der Sommerpause hatten auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke und Finanzministerin Katrin Lange (beide SPD) die geplanten Filialschließungen kritisiert.

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