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Das Durchschnittsalter der Brandenburger Hausärzte beträgt 55,2 Jahre. Nachwuchs wird gesucht.

© dpa / Benjamin Nolte

Hausarztmangel in Brandenburg: Potsdamer Kompetenzzentrum soll Allgemeinmediziner ausbilden

In Brandenburg gehen immer mehr Hausärzte in Rente. Ein neues Kompetenzzentrum in Potsdam soll helfen, den Ärztemangel in den Griff zu bekommen.

Im Land Brandenburg werden in den nächsten Jahren mehr als 620 Hausärztinnen und Hausärzte einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin finden müssen. Denn das Durchschnittsalter der 1681 Brandenburger Hausärzte beträgt derzeit 55,2 Jahre. Und knapp 37 Prozent der niedergelassenen Allgemeinmediziner sind älter als 60 Jahre. Das sagte die Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB), die Urologin Catrin Steiniger, am Freitag bei der Eröffnung eines „Kompetenzzentrums zur Weiterbildung in der Allgemeinmedizin“ in Potsdam.

Die von der Medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB), der Landesärztekammer Brandenburg, der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg und der Landeskrankenhausgesellschaft gemeinsam getragene Einrichtung will mit einem Seminar- und Mentoringprogramm Ärzten anbieten, sich zum Facharzt für Allgemeinmedizin ausbilden zu lassen.

„Wir brauchen dringend engagierte Allgemeinmediziner, morgen dringender als heute“, sagte Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) bei der Eröffnung des Zentrums. „Bereits heute fehlen sie im Land und in ganz Deutschland in Größenordnungen.“ Die Stärkung der Allgemeinmedizin sei eine Aufgabe, der sich alle Partner gemeinsam stellen müssen. Auch der Präsident der MHB, Prof. Hans-Uwe Simon, betonte, dass die hausärztliche Versorgung eine zentrale Rolle im Medizinstudium seiner Universität einnehme.

Diskussion über das Landärztestipendium

Überschattet wurde die Eröffnung des neuen Zentrums indes von einer Diskussion um die Zukunft des Brandenburger Landärztestipendiums. Damit waren in den vergangenen Jahren mehr als 190 Studierende gefördert worden, die sich nach Abschluss ihres Medizinstudiums zu einer Tätigkeit in Brandenburg verpflichteten.

Statt bisher fast 70 Stipendien pro Jahr sollen künftig nur noch 18 Stipendien pro Jahr angeboten werden, hatte Nonnemacher kürzlich im Gesundheitsausschuss des Potsdamer Landtags angekündigt. „Diese einseitige Entscheidung ist unverständlich und viel zu kurzfristig gedacht“, sagte Steiniger.

Der Ärztemangel in Brandenburg werde sich durch diese Entscheidung weiter verstärken. „Was nützen geöffnete Krankenhäuser, wenn die Versorgung in den Praxen wegbricht?“, so Steiniger. „Die ambulanten Praxen sind die erste Anlaufstelle der medizinischen Versorgung – und das müssen sie bleiben.“

Dagegen verwies Nonnemacher darauf, dass es im Land mit der Medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB) und der geplanten Neugründung einer Medizinerausbildung in Cottbus vielfältige Wege für die medizinische Nachwuchsförderung gebe. Es sei bedauerlich, dass die Zahl der Stipendien aus Haushaltsgründen reduziert werden musste, sagte Nonnemacher.

„Das Landarztstipendium ist und bleibt ein Erfolgsprojekt.“ Jedoch bezahle das Land für jeden Stipendiaten bis zu 75.000 Euro, da er über maximal 75 Monate mit 1.000 Euro pro Monat gefördert werde. „Und am Ende kann man einfach nicht alle Wünsche erfüllen.“

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