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Das Landratsamt vom Landkreis Dahme-Spreewald in Lübben.

© dpa/Patrick Pleul

Kampf um die Nachfolge von Stephan Loge: Wer zieht ins Landratsamt in Dahme-Spreewald ein?

Rund 150.000 Menschen aus dem Brandenburger Kreis sind am Sonntag zur Stimmabgabe aufgerufen. Ein Parteiloser, eine SPD-Kandidatin und ein AfD-Mann stehen zur Wahl.

Von Silke Nauschütz, dpa

Mit Spannung wird an diesem Sonntag die Landratswahl im Landkreis Dahme-Spreewald erwartet. Die drei Bewerber Susanne Rieckhof (SPD), Sven Herzberger (parteilos) und Steffen Kotré (AfD) wollen in die Fußstapfen von Stephan Loge (SPD) treten, der nach fast 16 Jahren in den Ruhestand geht.

Bei der letzten Wahl 2015 wurde Stephan Loge (SPD) im ersten Wahlgang mit 52,6 Prozent der Stimmen für weitere acht Jahre zum Landrat gewählt. AfD-Kandidat Jens Birger Lange erhielt damals 22,9 Prozent. Erstmals wurde in dem Jahr der Landrat direkt gewählt, vorher hatte ihn der Kreistag bestimmt. Wer wird diesmal die Nase vorn haben und wird ein Wahlgang ausreichen? Eine Prognose wagt niemand.

Sven Herzberger (parteilos) Susanne Rieckhof (SPD) und Steffen Kotré (AfD),v.l., stehen zur Wahl.
Sven Herzberger (parteilos) Susanne Rieckhof (SPD) und Steffen Kotré (AfD),v.l., stehen zur Wahl.

© dpa/Patrick Pleul

Die AfD rechnet sich mit ihrem Kandidaten Kotré Chancen aus – Umfragen sahen die Partei in Brandenburg zuletzt bei mehr als 30 Prozent. Die Rechtsaußenpartei möchte an den Erfolg im thüringischen Sonneberg anknüpfen. Dort stellt sie den deutschlandweit ersten AfD-Landrat. Auch Rieckhof und Herzberger rechnen sich gute Chancen aus. Die SPD-Kandidatin wird von den Grünen unterstützt, hinter dem parteilosen Kandidaten stehen CDU, Linke, FDP und Freie Wähler. Eine Stichwahl wird umso wahrscheinlicher, je mehr Kandidaten antreten.

Der scheidende Landrat Loge sieht den Landkreis auf gutem Weg. Als einer der einwohnerstärksten Landkreise verzeichnet Dahme-Spreewald anders als in anderen Regionen Brandenburgs seit Jahren Zuzug. Dabei profitiert der Landkreis, der sich von Schönefeld im Norden über Teile des Spreewaldes bis zu Ausläufern des Niederen Flämings erstreckt, von der Nähe zu Berlin und guter Infrastruktur.

Mit dem höchsten Bruttosozialprodukt im Land ist der Landkreis zudem wirtschaftlich einer der stärksten in Ostdeutschland. Nirgendwo in Brandenburg gibt es so wenig Arbeitslose. Mit rund 3,6 Prozent liegt die Arbeitslosigkeit auch deutlich unter dem bundesweiten Durchschnitt.

Der noch amtierende Landrat Stephan Loge geht in den Ruhestand.
Der noch amtierende Landrat Stephan Loge geht in den Ruhestand.

© dpa/Bernd settnik

Das klingt nach einer guten Ausgangsposition für den künftigen Landrat oder die neue Landrätin. Doch in Dahme-Spreewald geht es wie in anderen Regionen auch künftig um eine Fülle an zu bewältigenden Aufgaben: Ärzteversorgung, Finanzierung des Mehrbedarfs an Kitas und Schulen, Migration, Nachhaltigkeit, Mobilität und Energiewende: In Gesprächsrunden mit den Einwohnern machten die Bewerber in den vergangenen Monaten ihre Positionen dazu klar.

Das haben die Kandidierenden vor

So will die 59-jährige Juristin Rieckhof aus Lübben die Energiewende durch nachhaltige Energie vorantreiben, sodass die Menschen spürbar entlastet werden. Der Ausbau des ÖPNV, von Zugverbindungen und Radwegen wie auch bezahlbare Wohnungen und mehr Schul- und Kitaplätze stehen unter anderem auf ihrer Agenda. Bei der Migration stößt der Landkreis ihrer Ansicht nach an Grenzen. Deshalb müsse Zuwanderung reguliert, illegale Zuwanderung begrenzt werden. Sie selbst beschreibt sich als Optimistin und findet außerdem: Es wird endlich Zeit für eine Frau an der Spitze des Landkreises.

Der Zeuthener Bürgermeister Herzberger bezeichnet sich als Menschen, der integriert. Der 54-jährige Rechtsanwalt will vor allem die regionalen Wirtschaftskreisläufe stärken, den strukturschwächeren Süden mehr mit dem Norden vernetzen. Zur Fachkräftegewinnung macht er sich für einen Ausbildungscampus für Handwerk, Dienstleistung und Industrie stark. Gute Bildung und genügend Schul- und Kitaplätze sind ihm wichtig. Neue Straßen will er vor allem in Zusammenhang mit Radwegen denken, den ÖPNV ausbauen. Zur Migration sagt er: Für Menschen, die vor Krieg und Verfolgung flüchten, muss Platz sein.

Ganz anders AfD-Kandidat Kotré: Für Flüchtlinge will der 52-Jährige nach eigenen Worten „keinen einzigen Euro mehr“ ausgeben, wenn er Landrat wird. Der Bundestagsabgeordnete, der im Havelland wohnt, setzt auch bei Mobilität auf Altbewährtes – zum Beispiel Diesel- statt E-Busse. Geld für Klimamaßnahmen hält er für verschwendet, Transformation ist für ihn ein „Kampfbegriff“, einen Wandel hält er für unnötig. Stattdessen setzt der Wirtschaftsingenieur auf Kohle und Kernenergie – ein Atomkraftwerk für eine gesicherte Energieversorgung kann er sich nach eigenen Worten auch im Landkreis vorstellen. (dpa)

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