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Steffen Freiberg (SPD), Brandenburgs Minister für Bildung, Jugend und Sport.

© dpa/Christoph Soeder

Nach Lehrer-Brandbrief zu rechten Vorfällen: Das fatale Schweigen von Brandenburgs Bildungsminister Freiberg

Die beiden Lehrer in Burg, die die rechtsextremen Vorfälle an ihrer Schule öffentlich angeprangert haben, warten bislang vergeblich auf ein persönliches Gespräch mit Steffen Freiberg. Das ist ein ärgerliches Versäumnis des Brandenburger Bildungsministers.

Ein Kommentar von Christoph Zempel

Der Berg an Problemen, zumal frisch im Amt, mag riesig sein für Brandenburgs Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD). Dass er es aber auch sieben Wochen, nachdem die beiden Lehrer in Burg im Spreewald in einem Brandbrief rechtsextreme Vorfälle an ihrer Schule öffentlich machten, nicht geschafft hat, das persönliche Gespräch mit ihnen zu suchen, ist eine Zumutung.

Laura Nickel und Max Teske haben Haltung gezeigt. Gegen Widerstände im Kollegium. Gegen die Sorge, als vermeintliche Nestbeschmutzer dazustehen. Und trotz des Wissens um das Risiko für sie selbst in einer Region, in der rechtsextremes Gedankengut tief verwurzelt ist. Wer unter diesen Bedingungen den Mut aufbringt, sich gegen einen Schulalltag zu wehren, zu dem offenbar Hakenkreuz-Schmierereien, rechte Parolen und der Hitlergruß gehören, der verdient Solidarität – und Unterstützung von allen politischen Ebenen.

Mehr Aufmerksamkeit von einem Bildungsminister nötig

Wenn Rechtsextremismus an Schulen Normalität ist, ist das keine Bagatelle. Und dass die Burger Oberschule keineswegs ein Einzelfall ist, zeigen nicht zuletzt die vielen Meldungen rechtsextremer Vorfälle in anderen Orten Südbrandenburgs. Hinzu kommt, dass Expertinnen und Experten infolge des Brandbriefs zur Genüge darauf hingewiesen haben, wie verbreitet das Problem ist.

Angesichts dieses Ausmaßes reicht es nicht, wenn das Bildungsministerium im Fall der Burger Oberschule auf die Angebote des zuständigen Schulamtes in Cottbus verweist. Und schon gar nicht genügt es, diese Sache zu einer der unteren Schulaufsicht zu erklären, wie es eine Sprecherin des Ministeriums getan hat. Die Tagung zum Umgang mit Extremismus an Schulen Ende Juni in Cottbus, an der Freiberg teilnehmen will, ist ein Anfang. Doch ein Problem, das so verbreitet ist, viele Menschen konkret bedroht und die Demokratie gefährdet, erfordert mehr Aufmerksamkeit von einem Bildungsminister, in dessen Zuständigkeit die in diesem Fall betroffenen Schulen fallen.

Sicher, der Rechtsextremismus ist nicht nur ein brandenburgisches, sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem. Umso erfreulicher ist es, dass der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD), auf die beiden Lehrer zugegangen ist – und sie konkret danach gefragt hat, wie er helfen kann. Dies sollte auch für Minister Freiberg selbstverständlich sein.

Denn welches Signal sendet es aus, wenn Lehrer sich trauen, solche Zustände öffentlich anzuprangern und dann vergeblich auf einen Anruf des Bildungsministers warten? Laura Nickel und Max Teske haben allen Grund, davon enttäuscht zu sein. Und es ist keine Überraschung, wenn Lehrer sich im Kampf gegen Rechtsextremismus alleingelassen fühlen. Das kann Steffen Freiberg mit Sicherheit besser.

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