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Unter anderem Installateure sind derzeit gefragt, aber auch im Tourismus und in der Pflege werden dringend Mitarbeiter gesucht.

© Thilo Rückeis TSP

Fachkräftemangel bereitet größte Sorgen: Potsdams Arbeitsmarkt trotzt allen Krisen

Trotz Inflation und Energiekrise blieb die Arbeitslosenquote 2022 auf niedrigem Niveau. Probleme gibt es bei der Integration ukrainischer Geflüchteter.

Trotz Inflation, Energiekrise, Pandemie und Krieg: Der Potsdamer Arbeitsmarkt hat das vergangene Jahr erstaunlich gut überstanden. „Natürlich hatten wir einige Konsumausfälle zu verzeichnen, aber insgesamt hat sich der Arbeitsmarkt als sehr robust erwiesen“, sagte Alexandros Tassinopoulos, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Potsdam. Die Arbeitslosenquote hatte 2022 zwischen fünf und 5,2 Prozent gelegen. Damit gehört sie zu den niedrigsten Quoten in Brandenburg.

Laut Tassinopoulos liege das an der spezifischen Wirtschaftsstruktur der Region, an der Nähe zu Berlin und an den Unternehmen, die genug Stellen und Ausbildungsplätze anbieten. Auch das Kurzarbeitergeld hat zur Stabilisierung beigetragen: 2022 hatten 180 Unternehmen in Potsdam Kurzarbeit beantragt.

„Der Arbeitsmarkt in der Region hat sich von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung abgekoppelt und hin zu einem Arbeitnehmermarkt entwickelt“, sagte Tassinopoulos. Sprich: Es gibt oft mehr Stellen als Bewerber:innen. Das größte Problem ist demnach nicht Arbeitslosigkeit, sondern Fachkräftemangel: Engpässe gab es 2022 vor allem in der Pflegebranche und im Handwerk, aber auch im Handel und im Tourismus waren viele Stellen offen.

Hürden für Geflüchtete

Ein weitere Herausforderung: Aufgrund des russischen Angriffskriegs flüchteten im vergangenen Jahr zwischen 2700 und 3000 Ukrainer:innen nach Potsdam, 1600 sind derzeit beim Jobcenter Potsdam als arbeitslos gemeldet. „Die Mehrheit davon sind Frauen“, sagte Lars Andresen, Geschäftsführer des Jobcenters Potsdam. „Sie haben eine große Bereitschaft, Arbeit zu finden, doch oft stehen Sprachbarrieren im Weg.“

769 Ukrainer:innen, die im Jobcenter gemeldet sind, haben Bedarf für einen Deutschkurs. „Leider ist die Nachfrage höher als das Angebot“, sagte Andresen. „Wir versuchen da zusammen mit der Stadt eine Lösung zu finden.“ Laut dem Institut für Arbeitsmarkt und Bildungsforschung (IAB) sind viele Ukrainer:innen gut ausgebildet, die Frauen haben im Schnitt einen höheren Bildungsstand als die Männer. „Viele ukrainische Geflüchtete sind deutlich besser qualifiziert als andere Geflüchtete, die in der Vergangenheit nach Deutschland gekommen sind“, sagte Andresen.

Dennoch scheitern viele an der Anerkennung ihrer Abschlüsse: Tassinopoulos kritisierte die bürokratischen und langwierigen Anerkennungs-Prozesse in Deutschland, bei denen vor allem die Ausländerbehörden oft auf der Bremse stünden. „Für das Ausländeramt Potsdam gilt das allerdings nicht“, betonte er.

Angesichts des Fachkräftemangels sei es für viele Betriebe mittlerweile zweitranging, ob ein Abschluss offiziell anerkannt sei: „Viele Personaler sagen: Schickt uns lieber die Motivierten, um die Qualifizierung kümmern wir uns dann“, sagte Andresen.

Keine Probleme beim Bürgergeld

Andresen ist erst seit Anfang des Jahres Chef des Jobcenters Potsdam: Zeitgleich mit seinem Antritt wurde auch das Bürgergeld eingeführt, das Hartz IV abgelöst hat. Dabei habe es bislang keine Probleme gegeben: „Die Einführung des Bürgergelds ist in Potsdam absolut geräuschlos verlaufen“, so Andresen. „Alle Menschen haben ihr Geld bekommen, bislang gab es keine Beschwerden.“

2023 will die Arbeitsagentur Potsdam vor allem ein Augenmerk auf die Jugendlichen legen: Derzeit gibt es in der Landeshauptstadt 301 Arbeitslose zwischen 15 und 25 Jahren, damit beträgt die Jugendarbeitslosigkeit 3,5 Prozent. Zu den häufigsten Berufswünschen junger Potsdamer:innen gehörten im vergangenen Jahr Kaufmann oder Kauffrau im Büromanagement und im Einzelhandel sowie Verkäuferin oder Verkäufer.

Insgesamt sehen die Aussichten für den Arbeitsmarkt in diesem Jahr gut aus: Das IAB erwartet in Brandenburg ein Wachstum der Beschäftigung um 1,2 Prozent und einen leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit um 0,2 Prozent.

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