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Landeshauptstadt: Fahrplan für Garnisonkirche wackelt Bund knüpft Millionen-Zusage an gesicherte Gegenfinanzierung – die fehlt bislang aber

Innenstadt - Der für dieses Jahr geplante Baustart für den Wiederaufbau der Garnisonkirche wird zunehmend unwahrscheinlich. Denn wie erst jetzt bekannt wurde, knüpft der Bund die im August zugesagten Zuschüsse in Höhe von zwölf Millionen Euro an eine gesicherte Gesamtfinanzierung.

Innenstadt - Der für dieses Jahr geplante Baustart für den Wiederaufbau der Garnisonkirche wird zunehmend unwahrscheinlich. Denn wie erst jetzt bekannt wurde, knüpft der Bund die im August zugesagten Zuschüsse in Höhe von zwölf Millionen Euro an eine gesicherte Gesamtfinanzierung.

Die Garnisonkirchenstiftung geht von 40 Millionen Euro Baukosten für den Turm und 100 Millionen Euro für das Gesamtprojekt aus. Wie die Finanzlücke geschlossen werden soll, ist bislang aber unklar. Jetzt bezweifelt Burkhart Franck, der Vorsitzende der Fördergemeinschaft zum Wiederaufbau der Garnisonkirche, dass der Fahrplan für das umstrittene Projekt noch gehalten werden kann. „Ich glaube das nicht“, sagte er am Donnerstag den PNN. Bislang war der Baustart für den Turm für dieses Frühjahr, die Einweihung für 2017 geplant.

Peter Leinemann, Verwaltungsvorstand der Garnisonkirchenstiftung, hielt sich am Donnerstag auf PNN-Anfrage bedeckt. Das Stiftungskuratorium müsse in der kommenden Woche darüber beraten, wie man weiter verfahre: „Es gibt noch keine Entscheidungen.“ Das gelte auch für den Zeitplan für das Bauprojekt.

Die Bedingungen des Bundes seien von Anfang an klar gewesen, sagte Franck. Das bestätigte Hagen Philipp Wolf, der Sprecher der Bundeskulturbeauftragten, aus deren Haushalt der Millionenzuschuss kommen soll, den PNN: „Eine Finanzierung von Vorhaben, deren Gesamtfinanzierung nicht gesichert ist, ist nach dem Haushaltsrecht unzulässig.“ Eine Bundesförderung könne daher erst bewilligt werden, wenn die Gesamtfinanzierung sicher ist, so der Sprecher.

Diese Auflage hatten Stiftung und Fördergemeinschaft bislang allerdings in der Öffentlichkeit so nicht kommuniziert. So sagte Stiftungsvorstand Leinemann im August: „Mit der Unterstützung des Bundes kann nun etwa ein Drittel der Kosten für die Wiedererrichtung des Turmes mit seinen Seitenflügeln als abgesichert angesehen werden.“

Freude herrschte am Donnerstag bei den Gegnern des Wiederaufbaus. Sandro Szilleweit, Sprecher der Bürgerinitiative für ein Potsdam ohne Garnisonkirche, sprach von einer vernünftigen Entscheidung des Bundes. Er sei zuversichtlich, dass der aus seiner Sicht bestehende Spenden-Boykott der Potsdamer und Brandenburger für das umstrittene Projekt auch in den nächsten zehn Jahren anhalte.

Als Rückschlag will man die Nachricht bei der Fördergemeinschaft aber nicht sehen: Die Millionenzusage des Bundes werde auch dann nicht verfallen, wenn der Baustart verschoben werden muss, so Burkhart Franck. Sprecher Wolf bestätigte das: „Die Mittel sind grundsätzlich überjährig verfügbar, die Mittel könnten also auch noch nach 2014/15 abgerufen werden.“ Zurückhaltend gab sich Katherina Reiche, Potsdamer CDU-Bundestagsabgeordnete, parlamentarische Staatssekretärin und Garnisonkirchen-Befürworterin: Sie verwies darauf, dass Fördermittel generell eine Gegenfinanzierung benötigten. In die Einzelheiten der Projektgestaltung sei sie nicht eingeweiht.

Die Garnisonkirche wurde 1730 bis 1735 errichtet. Traurige Berühmtheit erlangte sie nach dem „Tag von Potsdam“ 1933 mit dem Handschlag von Hitler und Hindenburg. Das beim Luftangriff 1945 zerstörte Gotteshaus wurde 1968 abgerissen. Mit dem „Ruf aus Potsdam“ startete vor zehn Jahren die Bewegung für den Wiederaufbau als Ort der Versöhnungsarbeit. Jana Haase/Henri Kramer

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