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Feierstunde in schlechter Gesellschaft: Rolf Kutzmutz (hinten) mit Gerhard Schröder und dessen Gattin So-yeon Schröder-Kim (55) am Dienstagabend in der russischen Botschaft.

© privat

Mit Gerhard Schröder und Egon Krenz: Potsdamer bei Empfang in Botschaft Russlands

Während in der Ukraine täglich Menschen durch Russlands Angriffskrieg sterben, besuchten auch zwei Potsdamer Politiker eine Feier in der Botschaft des Aggressorstaates.

Opfern, zumal Toten, gedenkt man üblicherweise zurückhaltend, oft still, an Gräbern oder Gedenkstätten. Am Jahrestag, an dem Russland den Sieg über Hitlerdeutschland feiert, fand in der Botschaft Russlands in Berlin auch ein Empfang statt, der seither für Unruhe sorgt. Neben Ex-Kanzler und Gaslobbyist Gerhard Schröder (SPD), dem früheren SED-Generalsekretär Egon Krenz, dem Ex-Vorsitzenden der Linken Klaus Ernst nahm auch der AfD-Vorsitzende Tino Chrupalla teil, und überreichte Botschafter Sergej Netschajew ein Präsent.

Auch Potsdamer waren bei der Veranstaltung zu Gast, nämlich Alexander Gauland von der AfD und Rolf Kutzmutz (Linke). So ist der frühere langjährige Kreisvorsitzende der SED-Nachfolgepartei auf einem Foto mit Schröder in einem der prunkvollen Botschaftssäle zu sehen. Bei seiner Partei kommt Kutzmutz Besuch allerdings nicht gut an.

Auf PNN-Anfrage wird Kreischef Roland Gehrmann deutlich. Kutzmutz habe keine Funktionen innerhalb der Linken und nehme auch keine Veranstaltungen im Auftrag der Linken Potsdam wahr. Im Übrigen sei die Haltung der Linken zum russischen Angriffskrieg klar: „Wir verurteilen ihn auf das Schärfste und fordern, dass Russland die Kampfhandlungen sofort einstellen, die Truppen aus der Ukraine abziehen, einem Waffenstillstand zustimmen und an den Verhandlungstisch zurückkehren muss.“

Besuch als privat bezeichnet

Zum Umgang mit der AfD gelte der Beschluss des Parteivorstandes vom 20. Februar 2016. „Wir betreiben eine klare politische und organisatorische Abgrenzung gegenüber der AfD.“ Man erwarte von allen Mitgliedern, dass sie sich an diesen Grundsatz halten. Kutzmutz selbst war für die PNN bis Redaktionsschluss nicht zu erreichen. Laut einem Bericht der Märkischen Allgemeinen habe er seinen Besuch als privat bezeichnet.

Auch über die eigene Partei hinaus stößt Kutzmutz Besuch in der Botschaft auf Unverständnis. „So lange Russland seinen grausamen imperialen Krieg gegen das Nachbarland Ukraine führt, kann es kein gemeinsames Gedenken an die Opfer des Zweiten Weltkrieges mit offiziellen Vertretern des verbrecherischen russischen Regimes geben“, sagte der Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung Pete Heuer (SPD) den PNN. „Wer das nicht beachtet, handelt mindestens instinktlos.“ Heuer sparte auch nicht mit Kritik an seinem eigenen Genossen Schröder. Er sei entsetzt.

Zu dem Empfang waren nach Angaben der Botschaft unter anderem Vertreter von GUS-Mitgliedstaaten und „freundlicher Länder“ Asiens und Afrikas sowie Veteranen, Vertreter der Russisch-Orthodoxen Kirche und der deutschen Öffentlichkeit gekommen. Die Fraktionschefs von SPD, FDP und Grünen waren nach Angaben ihrer Fraktionen nicht eingeladen.

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