zum Hauptinhalt
Kontrovers diskutiert: Die Zukunft des Kreativhauses Rechenzentrum neben dem Turm der Garnisonkirche.

© Foto: Ottmar Winter

Garnisonkirche und „Haus der Demokratie“: Endlich ein Plan B

Die Rathausspitze rückt von ihrem Plan ab, am Turm der Garnisonkirche den Plenarsaal der Stadtverordneten zu errichten. Das schafft Denkfreiheit.

Ein Kommentar von Henri Kramer

Endlich hat die Stadtverwaltung einen Plan B zur Idee des Oberbürgermeisters präsentiert, wonach in ein „Haus der Demokratie“ neben dem Turm der Garnisonkirche zwingend auch ein Plenarsaal der Stadtverordneten gehören sollte. Viel besser wäre es, wenn dieser Saal nahe am Rathaus liegt. Schon aus Effizienzgründen, damit zum Beispiel für Ausschuss- und Plenarsitzungen für Mitarbeiter der Stadtverwaltung und die Kommunalpolitiker keine langen Wege entstehen.

Mit einer Abkehr von der Plenarsaal-Idee wäre das vorgeschlagene „Haus der Demokratie“ freilich nicht obsolet - sondern könnte anders genutzt und gestaltet werden. Ohne den Zwang, einen riesigen Konferenzsaal zu bauen, wäre Raum für anderes, muss es vielleicht nicht einmal ein den Turm und das Rechenzentrum verbindendes Haus sein?

Und das Kreativhaus Rechenzentrum daneben, werden manche einwenden: Dafür wird doch gerade in der Nähe ein Ersatzquartier gebaut? Doch solche Räumlichkeiten werden in einer wachsenden Stadt dringend gebraucht, selbst wenn das Rechenzentrum doch saniert statt abgerissen werden sollte.

Denn braucht es den Abriss? Dagegen spricht die wechselvolle Geschichte Deutschlands, die sich an diesem Standort mit beiden Gebäuden so vortrefflich beschreiben lässt: Da die Militärkirche, die als ein Symbol für das Bündnis zwischen altem Preußentum und den Nationalsozialisten gilt. Daneben das Rechenzentrum: Ein Gebäude, das dokumentiert, wie das DDR-Regime die Geschichte mit Quaderblöcken überbaute, auch plakativ gegen die Nazizeit agierte - ohne dass aber, so meinen zahlreiche Historiker, im Osten Deutschlands eine wirkliche Aufarbeitung der Nazi-Zeit stattfand.

Das alles lässt sich zusammenführen - auch wenn dieses Nebeneinander, angesichts der Potsdamer Ästhetik, möglicherweise auch verstörend aussehend könnte. Doch den Versuch lohnt es - gerade, wenn sich ein finanziell potenter Partner oder Fördergelder finden lassen. Vielleicht für ein Geschichtsmuseum? Auch das Terrassenrestaurant „Minsk“ am Brauhausberg stand schon vor dem Abriss und ist jetzt ein Museum. Und auch über dieses Bauwerk wurde jahrelang diskutiert.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false