Kreativquartier in Potsdam: Wankende Fassade, Torf und Pfähle aus Beton
Auf der Baustelle für das Kreativquartier geht es voran. Projektentwickler Christopher Weiß drängt auf eine schnelle Entscheidung zur Zukunft des Rechenzentrums.
Es klafft ein Loch zwischen Plantage, Seelenbinderstraße und Neuem Markt. Rund 40 bis 60 Menschen arbeiten dort auf der Baustelle für das künftige Kreativquartier. Und die ist vorangekommen.
Zwei der geplanten sieben Gebäude sind schon in die Höhe gewachsen: ein Teil des Langen Stalls und ein weiteres Gebäude hinter den Remisen-Neubauten am Brockesschen Palais. Daneben geht es tief nach unten. An einer Stelle sind eine Art Säulen im Erdreich sichtbar – die Pfahlgründung aus Beton der abgerissenen Rechnerhalle des Rechenzentrums, die teils wiederverwendet werden soll.
Auch hölzerne Pfähle wurden aus dem Boden geholt – sie wurden dokumentiert und sind zur weiteren Verwendung an Kunstschaffende im Rechenzentrum gegangen, sagt Projektentwickler Christopher Weiß.
Auf der Baustelle hatte er am Freitag Besuch vom Arbeitsschutz und von Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne). Nicht, weil es Probleme gegeben hätte, sondern weil Nonnemacher anlässlich des Welttags für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit auf das Kontrollprogramm des Landesamtes hinweisen wollte.
Das Großprojekt – insgesamt entstehen 25.000 Quadratmeter Nutzfläche für die Kultur- und Kreativwirtschaft, 110 Millionen Euro werden investiert – macht sichtlich Fortschritte. Im September soll Richtfest gefeiert werden, Ende 2024/Anfang 2025 die ersten Mieter einziehen, sagte Weiß. Welche das sein werden, stehe noch nicht fest.
Unerwarteter Mehraufwand war bei der freistehenden Barockfassade des Langen Stalls entstanden: Sie war durch die Bauarbeiten in Bewegung geraten und musste durch eine Unterspritzung mit Beton stabilisiert werden, sagte Weiß. Der Zustand werde seitdem alle zwei Tage mit Messungen geprüft, Veränderungen millimetergenau erfasst. Als weitere Überraschung wurde im Boden eine Torflinse gefunden: „8000 Tonnen Material mussten wir abtransportieren lassen“, berichtete Weiß.
Weniger problematisch als gedacht stelle sich die Auftragsvergabe dar. Weil wegen allgemeiner Unwägbarkeiten derzeit viele Großprojekte auf Eis liegen, bekomme er sogar aktive Anfragen von Unternehmen, die für 2024 noch keine Aufträge haben, sagte Weiß. Die Preissteigerungen wiederum würden zumindest teils durch sinkende Preise in einigen Bereichen wie Stahl ausgeglichen.
Weiß fordert Planungssicherheit fürs Rechenzentrum
Kritisch sieht Weiß die fehlende Planungssicherheit für die Nutzer:innen des Rechenzentrums. Sie müssten derzeit von einem Auszug zum Jahresende ausgehen – dann ist das Kreativquartier aber noch nicht fertig. Die Stadt müsse hier Sicherheit schaffen, fordert Weiß: „Es gibt so viele Beschlüsse, die sich alle widersprechen – das kann nur die Stadt auflösen.“
Wer das Quartier später als Kuratorin führen soll, stehe indes fest, bestätigt Weiß: Die Kulturmanagerin Doreen Löwe, in der Stadt verwurzelt als langjährige Chefin des Localize-Vereins. Darüber hatte zuerst die Märkische Allgemeine Zeitung berichtet.
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