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Die Figur des Atlas auf dem Dach des Potsdam Museum.

© PNN/Ottmar Winter

Nach Brei-Attacke im Barberini: Potsdams städtische Museen verschärfen Sicherheit

Nach dem Angriff auf ein Monet-Werk im Barberini ist auch das Potsdam Museum alarmiert. Wichtige stadtgeschichtliche Exponate sollen hinter Glas.

Nach der Brei-Attacke im Museum Barberini haben auch Potsdams städtische Museen die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Zwar sehe man sich mangels entsprechend überregional bedeutender (Kunst-)Ausstellungsstücke eher nicht als primäres Ziel vergleichbarer Aktionen. Nachahmer-Taten im Potsdam Museum mit seiner breit aufgestellten kulturhistorischen Sammlung seien aber auch nicht auszuschließen, sagte Stadtsprecherin Christine Homann auf PNN-Anfrage. Das Potsdam Museum sei „alarmiert“ und man habe sich in zwei Arbeitsgesprächen über die Verstärkung der Sicherheitsvorkehrungen verständigt.

Taschen werden kontrolliert, wichtige Exponate sollen künftig hinter Glas

So werden im Potsdam Museum nun neu Sichtkontrollen bei kleineren Handtaschen, die mit in die Ausstellungsräume genommen werden können, durchgeführt. Dafür werde man die personellen Kontrollen erhöhen müssen, so die Sprecherin. Größere Taschen und Rucksäcke mussten ohnehin bereits eingeschlossen werden. Außerdem sei die ständige Ausstellung zur Stadtgeschichte gesichtet worden, um Exponate zu bestimmen, die künftig hinter Glas positioniert werden müssen. „Die Finanzierung ist noch zu klären“, so die Stadtsprecherin. Mit Blick auf die bevorstehende Ausstellung zum Potsdamer Maler Peter Rohn werde „eine besondere Einweisung an das Aufsichtsratspersonal erfolgen“.

Im Naturkundemuseum sind wertvolle und schwer wiederzubeschaffende Exponate bereits in Vitrinen gesichert, sagte die Stadtsprecherin weiter. Bereits vor den Vorfällen wurden die Besuchenden zum Einschließen von Taschen ab Rucksackgröße aufgefordert. Sofern sie ihre Taschen dennoch mitnehmen wollen, würden diese durch die Servicekräfte überprüft. Die Gefahr von Nachahmungstaten schätzt man dort auch aus inhaltlichen Gründen als eher gering ein: „Mit seinem naturkundlichen Ausstellungen sensibilisiert das Naturkundemuseum die Öffentlichkeit für den respektvollen und nachhaltigen Umgang mit der Umwelt.“ Auswirkungen auf die Versicherungskosten gibt es bei den beiden städtischen Häusern bislang nicht.

Nur eine spezielle Filz-Konstruktion im Rahmen rettete den Monet

Das Gemälde „Getreideschober“ von Claude Monet hat Barberini-Stifter Hasso Platter 2019 für 111 Millionen Euro gekauft.
Das Gemälde „Getreideschober“ von Claude Monet hat Barberini-Stifter Hasso Platter 2019 für 111 Millionen Euro gekauft.

© Manfred Thomas

Wie berichtet hatten am Sonntag im Museum Barberini ein Aktivist und eine Aktivistin der Klima-Protestgruppe „Letzte Generation“ das Monet-Gemälde „Getreideschober“ aus dem Jahr 1890 mit Kartoffelbrei beworfen. Das Museum geht von einem Schaden in fünfstelliger Höhe aus. Dass das Monet-Werk selbst unbeschadet davonkam und „nur“ der vergoldete Holzrahmen aus der Entstehungszeit des Werkes in Mitleidenschaft gezogen wurden, lag an einer Spezialverglasung, für die auch Filz auf die Abstandsleiste zwischen Malerei und Glas geklebt wurde - und dieser etwas breiter geschnitten und hochgezogen wurde, wie die verantwortliche Restauratorin Felicitas Klein der „Süddeutschen Zeitung“ sagte: „Kein Aktivist der Welt konnte wissen, dass wir das so gerahmt haben.“

Das Museum ist seit Dienstag bis vorerst Sonntag (30. Oktober) geschlossen. In dieser Zeit sollte über neue Sicherheitsmaßnahmen nachgedacht werden und die Leihgeber der aktuellen Ausstellung mit Kunstwerken des Surrealismus kontaktiert werden, wie Museumsstifter Hasso Plattner im PNN-Interview angekündigt hatte.

Der Angriff auf das Kunstwerk hatte für breite Kritik gesorgt. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) verurteilte die Aktion in einem Gastbeitrag im Nachrichtenmagazin „Focus“. „Kunst für den Klimaschutz zu attackieren - das ist aus meiner Sicht definitiv der ganz falsche Weg“, schrieb die Grünen-Politikerin. „Der Schaden ist groß und trifft die Falschen.“ Protest dürfe radikal sein, aber nicht willkürlich.

Brandenburgs Kulturstaatssekretär Tobias Dünow sagte der Deutschen Presse-Agentur dpa, kriminelle Aktionen wie im Barberini seien durch nichts zu rechtfertigen und auch ein Angriff auf das Museum als öffentliche Institution. „Es ist absehbar, dass es international eine Debatte über eine Verschärfung von Sicherheitsmaßnahmen geben wird“, sagte er. „Das wird den internationalen Leihverkehr weiter verteuern und verkomplizieren.“ Wie berichtet ergreift auch die Schlösserstiftung verschärfte Sicherheitsvorkehrungen. (mit dpa)

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