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Potsdams Verwaltung schneidet bei der Smart-City-Studie des Branchenverband Bitkom miserabel ab.

© Sebastian Gollnow (dpa)/Sebastian Gabsch

Potsdam im Digitalranking abgestürzt: Ein weiter Weg bis zur „Smart City“

Im „Smart City Index“ des Digitalverbandes Bitkom ist die Landeshauptstadt zurückgefallen. Besonders schlechte Noten bekommt das Rathaus. Es gibt auch Lichtblicke.

Vor gut einem Jahr hat sich Potsdam als Pilotkommune auf den Weg zur „Smart City“ gemacht, aber der Blick auf den jetzt veröffentlichten Smart City Index 2022 des Digitalbranchenverbandes Bitkom ist ernüchternd: Die Landeshauptstadt ist im Vergleich zu 2021 um sieben Plätze abgerutscht und landet im Mittelfeld. Es reichte mit 60,9 von 100 möglichen Punkten nur noch für Platz 43 unter allen 81 untersuchten deutschen Großstädten. Vor zwei Jahren war Potsdam noch auf Platz 20.

Die Macher prüfen für das Digitalranking, das zum vierten Mal erschien, den Angaben zufolge für alle deutschen Großstädte jeweils 133 Parameter aus fünf Themenbereichen - von Online-Bürgerservices über intelligente Ampelanlagen bis hin zur Breitbandverfügbarkeit. Die Spitzenplätze belegen in diesem Jahr die Vorjahres-Champions Hamburg (86,1 Punkte) und München (85,3 Punkte) sowie Aufsteiger Dresden (81,6 Punkte).

Bitkom-Präsident Achim Berg würdigte bei der Vorstellung der Ergebnisse Ende September den Fortschritt der deutschen Großstädte bei der Digitalisierung. In allen Städten sei das Niveau gestiegen, stellte er fest. „Beim Tempo aber zeigen sich teilweise deutliche Unterschiede.“ Potsdam zählt offenbar zu den Nachzüglern und ist teils erheblich zurückgefallen.

Absturz im Bereich „Verwaltung“

Das gilt insbesondere für den Bereich „Verwaltung“: Hier erreicht die Landeshauptstadt mit 46,2 von 100 möglichen Punkten nur noch Platz 77, gehört also zu den Schlusslichtern. Vor zwei Jahren hatte Potsdam noch den respektablen Platz 18 inne, vergangenes Jahr Platz 69. Besonders schlechte Werte werden dem Serviceportal der Stadt und den Bezahlmöglichkeiten beim Bürgerservice und der Online-Terminvergabe - bekanntlich beim Bürgerservice ein Dauerärgernis - attestiert. Gut steht das Rathaus beim Punkt „Bevölkerungsanliegen“ da - für die einheitliche Behördennummer und das Maerker-Beschwerdeportal gab es immerhin 80 Punkte.

Düster sieht es im Bereich „IT und Kommunikation“ aus: 38,6 von 100 möglichen Punkte bringen Potsdam auf Platz 72 - ein Abstieg um 23 Plätze im Vergleich zum Vorjahr. Spitzenreiter sind hier Gelsenkirchen, München und Hamburg mit mehr als doppelt so vielen Punkten. Bewertet werden unter anderem das Breitband- und Glasfasernetz, die 5G-Mobilnetzabdeckung und öffentliches W-Lan, aber auch das Vorhandensein einer urbanen Datenplattform - letztere will Potsdam im Rahmen von „Smart City“ angehen.

Sogar 24 Plätze zurückgefallen ist Potsdam beim Bereich „Energie und Umwelt“: 46,9 Punkte reichen noch für Platz 59. Bewertet wurden unter anderem die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge (25,5 Punkte), das Vorhandensein intelligenter Straßenbeleuchtung (30 Punkte), emissionsarme Busse (47,9 Punkte) oder Energielösungen wie die Stromerzeugung mit Solaranlagen oder intelligente Stromzähler (45,7 Punkte).

Gute Platzierungen in den Kategorien „Mobilität“ und „Gesellschaft“

Dass Potsdam im Gesamtergebnis trotzdem im Mittelfeld landet, erklärt sich mit dem sehr guten Abschneiden in den Bereichen „Mobilität“ und „Gesellschaft“. Bei der Mobilität kommt Potsdam mit 79,2 Punkten auf Platz 12. Volle Punktzahl gab es für das smarte Verkehrsmanagement mit intelligenten Ampeln und digitalem Verkehrsleitsystem. Auch mit Handyparken konnte Potsdam punkten. Nachholbedarf gibt es laut den Studienmachern noch bei der „Letzte Meile Logistik“, wo es um alternative Zustellung und anbieterübergreifende Paketstationen geht.

Im Bereich „Gesellschaft“ verbesserte sich Potsdam um zwölf Plätze und zählt nun mit Platz 5 zur Spitze. Volle Punktzahl gaben die Bewerter hier für die Möglichkeiten zur Öffentlichkeitsbeteiligung und das Online-Angebot des lokalen Handels. Sehr gute Noten gab es auch für Coworking-Möglichkeiten und die Digitale Szene.

Potsdam war im Sommer 2021 in das „Smart City“-Projekt des Bundes aufgenommen worden. Die Stadt erhofft sich in der Laufzeit bis Ende 2026 bis zu zehn Millionen Euro Fördergeld. Seit Anfang dieses Jahres arbeitet das Rathaus an einer „Smart City“-Strategie. Dabei sollen auch Ergebnisse der aktuell laufenden Bürgerumfrage zum Thema einfließen. Ein Entwurf soll im ersten Quartal 2023 vorliegen und dann in der Stadtverordnetenversammlung diskutiert werden.

Auch in der Stadtverordnetenversammlung am Mittwoch spielte die Digitalisierung eine Rolle. FDP-Fraktionschefin Sabine Becker hatte wissen wollen, welche kommunale IT-Strategie Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) verfolge. Man sei dabei, beim Einsatz von Fachsoftware im Rathaus das Tempo deutlich zu erhöhen. Personell gehe man angesichts des Fachkräftemangels einen anderen Weg und versuche mittels Ausschreibungen geeignete Partner zur Hilfe bei der Digitalisierung zu gewinnen. (mit HK)

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