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Die Stadt geht auch im Winter von einer stabilen Versorgungslage aus.

© imago images/Martin Müller

Potsdam spart bislang kaum Energie: Stundenweise Stromabschaltung nicht vorgesehen – aber nicht ausgeschlossen

Stadt hält hohe Energiepreise für die größere Herausforderung im Winter. Keine kurzfristige Lösung für Ventil-Problematik im Gasnetz in Sicht.

In Potsdam wird trotz Energiekrise bislang kaum Energie gespart. Zahlen aus den vergangenen Monaten zum Verbrauch an Strom und Fernwärme, die in den Gasheizkraftwerken des kommunalen Energieversorgers EWP erzeugt werden, nannten Stadt und Stadtwerke auf PNN-Anfrage zwar nicht.

Der Vergleich mit den Vorjahresmonaten deute aber „kaum eine Auswirkung von Sparbemühungen an“, erklärte Stadtsprecherin Christine Homann. Sie wies darauf hin, dass die Verbräuche im Sommer „eher von öffentlichen Einrichtungen, Industrie und Gewerbe geprägt“ sind. Erst in der Heizperiode könnten eventuelle Sparbemühungen der Bürger:innen sichtbar werden.

Die Stadt geht derzeit davon aus, dass die Energieversorgung auch im Winter sichergestellt werden kann. Die Potsdamer:innen „sollten dennoch Gas, sowie Fernwärme und Strom sparsam nutzen“, sagte Sprecherin Homann.

Stundenweise Abschaltung von Strom derzeit nicht vorgesehen, aber nicht ausgeschlossen

Nichtsdestotrotz trifft die Stadt Vorbereitungen für den Fall einer Gasmangellage. Man erarbeite seit dem Sommer „Pläne für unterschiedliche Szenarien einer signifikanten Einschränkung von Fernwärme oder Strom“, so die Sprecherin. Unter anderem will die Stadt Versorgungshallen schaffen, die über Notstrom- und Netzersatzanlagen verfügen. Diese sind im Bornstedter Feld, in der Innenstadt, in Potsdam-West und Am Stern geplant.

Die stundenweise Abschaltung von Strom sei „nach aktuellem Stand“ nicht vorgesehen. Bei einer „signifikanten Lageveränderung“ müssten aber alle Maßnahmen neu abgewogen werden, räumte die Sprecherin ein. EWP-Chef Eckard Veil hatte im August erklärt, dass unter anderem die Abschaltung der Energie- und Wärmeversorgung zu bestimmten Zeiten und/oder in bestimmten Stadtteilen im Raum stehe. Eine Gasmangellage müsste der Bund ausrufen. Dann entscheidet die Bundesnetzagentur über Einsparvorgaben für Unternehmen und Versorger wie die EWP.

Ventil-Problem im Gasnetz nicht vor Winter zu lösen

Ungemach droht auch, wenn im Potsdamer Gasnetz ein signifikanter Druckabfall entsteht: Das könnte eintreten, wenn mehr Gas verbraucht wird, als nachkommt, hatte EWP-Chef Veil erklärt. Dann droht eine Kettenreaktion, bei der tausende Sicherheitsventile auslösen und das Netz blockieren. Jedes Ventil müsste händisch wieder geöffnet werden. Die Ventile sollen eigentlich dafür sorgen, dass im Fall eines Lecks kein Gas entströmt.

Ventil und Druckmessgerät an einer Gasleitung am Heizkraftwerk Süd.

© Thilo Rückeis

Lösen lässt sich das Problem vor dem Winter nicht, wie die Sprecherin jetzt erklärt. Zwar könnten die Ventile mit einer „Gasmangelsicherung“ ausgestattet werden, die eine „einfache Wiederinbetriebnahme“ gewährleiste. Aber: „Die Nachrüstung des Systems ist vor dem Winter nicht umsetzbar.“

Stadt startet neue Info-Webseite zur Energielage

Stadtwerke und Stadt werden bei einer Mangellage oder bei Einschränkungen im örtlichen Netz über ihre Webseiten, Social Media, Presseinformationen und die Warnapp Nina informieren, so die Sprecherin. Im Rahmen der Notfallplanung treffe man auch Vorsorge „für den Fall eines vollständigen Ausfalls elektronischer Kommunikationswege“.

Im Rathaus rechnet man damit, dass die hohen Energiepreise die größere Herausforderung werden. Das betrifft sowohl die soziale Absicherung von Menschen, die ihre Rechnungen nicht bezahlen können, als auch die Finanzierung von Infrastruktur wie Krankenhäuser und Nahverkehr. Seit Montag sind auf der Homepage der Stadt unter www.potsdam.de/energie Beratungs- und Hilfsangebote und Infos zur Energielage abrufbar.

Angesichts des dritten Entlastungspaketes des Bundes müssten die Preissteigerungen wieder neu bewertet werden, erklärte die Stadtsprecherin. Details des „Doppelwumms“-Pakets mit Strom- und Gaspreisbremse sind noch unklar. Potsdam hoffe auf eine spürbare Entlastung für Bürger:innen und Unternehmen, so die Sprecherin. Wichtig wäre aber auch „eine Stabilisierung der Einkaufspreise für die Stadtwerke, damit Krankenhäuser und Nahverkehr weiterhin finanzierbar bleiben“, betonte sie. Man war zuletzt allein durch die - nun gekippte - Gasumlage von einem Millionenminus bei der EWP ausgegangen. (mit HK)

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