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Besucher im Park von Schloss Sanssouci in Potsdam.

© Thilo Rückeis

Update

Potsdam-Tourismus in der Krise: Trübe Aussichten für einstige Wachstumsbranche

Hohe Energiekosten und Fachkräftemangel: Im Wirtschaftsausschuss schilderten Branchenvertreter ihre Probleme - Schließungen sind nicht ausgeschlossen.

| Update:

Lange Jahre galt der Tourismus als die Potsdamer Wachstumsbranche. Doch nun sind die Zukunftsaussichten auch nach der Corona-Pandemie äußerst trübe, angesichts von Inflation und Energiekrise. Die schwierige Lage skizzierten am Dienstagabend der Chef des kommunalen Tourismusvermarkters PMSG, Raimund Jennert, und der Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Brandenburg, Olaf Lücke, im Bau- und Wirtschaftsausschuss der Stadtverordneten. Lücke sagte, auch in Potsdam würden alle Unternehmen der Branche gerade rechnen, ob es sich überhaupt noch lohne zu öffnen - oder ob man schließen müsse.

Jennert wiederum berichtete von aktuellen Interviews mit mehr als 25 Branchenvertretern. Alle hätten sich eigentlich über das weitgehende Ende der Corona-Regeln gefreut. Doch seien die Gästezahlen in Potsdam angesichts von Ukraine-Krieg und Energiekrise bisher unter den Werten vor Corona bleiben. So waren in Potsdam im ersten Halbjahr 2019 noch 620.891 Übernachtungen registriert worden - dieses Jahr waren es von Januar bis Ende Juni laut dem Landesamt für Statistik 509.291. Das ist ein Minus von 18 Prozent. Bis 2020 hatte die Tourismuswirtschaft bekanntlich Jahr für Jahr neue Rekordwerte feiern können.

Das dicke Ende kommt noch.

Raimund Jennert, Potsdams Chef-Tourismusvermarkter

Jennert sagte, die Branche in Potsdam würde durchweg Umsatzrückgänge beklagen, durch wachsende Kaufzurückhaltung. „Und die meisten sagen: Das dicke Ende kommt noch“, erklärte Jennert mit Blick auf drohende Energiemehrkosten. Die Folge seien Preiserhöhungen, die dennoch nicht ausreichten. Dazu würde bei den Angeboten gespart und nicht mehr investiert. Dazu käme ein Arbeitskräftemangel, der zu zusätzlichem Frust und Furcht führe, die Nachfrage nicht mehr bedienen zu können.

Lücke wiederum nannte als Problem die Kostensteigerungen in allen Bereichen. 50 Prozent der Unternehmer in der Branche würden eine Schließung erwägen, wenn die Energiekosten weiter ungebremst stiegen. Insofern sei er entsetzt über die im Gegensatz zu Corona bisher fehlende Hilfe von Bund und Ländern. Auch in Potsdam habe Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) noch keine Krisenrunde mit der Branche einberufen.

Insgesamt habe sich Corona noch wie ein Kindergeburtstag angefühlt - im Vergleich zur heutigen Zeit, so Lücke. Denn die Lage bei den Vorbuchungen für Oktober sei ebenfalls schlecht. Beim Blick auf das Weihnachtsgeschäft falle die Einschätzung nicht besser aus. Die Konsumzurückhaltung werde weitergehen, zeigte sich auch Jennert sicher. Auch er rechnet mit mehr Schließtagen in der Branche, also der Reduzierung von Angeboten.

Salzgrotte muss schließen

Offenbar im Zuge der Energiekrise ist unterdessen die sogenannte Salzgrotte in der Yorckstraße geschlossen worden. Als Grund nennen die Betreiber auf ihrer Internetseite die „egozentrische Politik und die daraus entstandenen untragbaren Unterhaltskosten“, wie es dort heißt. Eine Anfrage der PNN zu weiteren Hintergründen und zur Frage, ob die Schließung dauerhaft erfolgt, ist bis jetzt unbeantwortet. In der Salzgrotten konnten sich Gäste entspannen und zum Beispiel zerstäubte Sole inhalieren – bei bis zu 24 Grad Raumtemperatur. Das soll zum Beispiel gegen Atemwegserkrankungen helfen. Im Zuge der steigenden Energiekosten sind viele Gewerbe unter erheblichen Druck geraten, unter anderem auch Bäckereien und weitere Betriebe mit hohem Wärmebedarf. 

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