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Am Montag erfolgte in Potsdam der erste Spatenstich für das Depot.

© Andreas Klaer

Schlösserstiftung baut weiteres Depot: Skulpturen bekommen neues Zuhause in Potsdam

Die wertvollen Kulturschätze sollen so besser geschützt und erforscht werden. Das 11,6 Millionen Euro teure Gebäude soll in zwei Jahren fertig sein.

Wer von Babelsberg zum Hauptbahnhof mit der Bahn fährt, wird neben den Gleisen bald ein neues Gebäude entdecken können. Neben ihrem 2018 fertiggestellten zentralen Kunstgutdepot errichtet die Schlösserstiftung nämlich ihren nächsten Neubau: ein Skulpturendepot. Die Schlösserstiftung bekommt sozusagen ihre zweite Schatzkammer. Generaldirektor Christoph Martin Vogtherr ist entsprechend froh: „Endlich können dann auch die kostbaren Skulpturenbestände unserer Stiftung unter guten räumlichen, klimatischen und sicherheitstechnischen Bedingungen aufbewahrt werden.“

5100
Skulpturen haben maximal im neuen Depot Platz
Bislang sind die Skulpturen an verschiedenen Orten untergebracht - wie hier im Orangerieschloss von Sanssouci.

© Andreas Klaer

Der Neubau für 11,6 Millionen Euro wird zwischen der Friedrich-Engels-Straße und den Bahngleisen errichtet. Auf 3900 Quadratmetern Bruttogeschossfläche soll künftig Platz für bis zu 5100 Skulpturen sein. Als Low-Tech-Gebäude konzipiert, kommt das Skulpturendepot den Angaben zufolge künftig mit wenig Anlagentechnik aus. Eine zentrale Klimaanlage soll es nicht geben. Weil die Skulpturen aber dennoch Frischluft benötigen, wird das fensterlose Gebäude mit dezentralen Fassadenlüftern mit Wärmerückgewinnung ausgestattet.

Man lehne sich an den Leitfaden für Nachhaltiges Bauen des Bundes an. Verwendung von langlebigen Baustoffen, einem massiven, kompakten Baukörper, der für eine stabile Klimahülle sorgt und einem energie- und ressourcenschonenden Betrieb. Auch auf dem Dach soll es nachhaltig sein: Dort wird eine hochwertige Photovoltaik-Anlage installiert, die nicht nur das Skulpturendepot, sondern auch das Zentrale Kunstgutdepot mit eigenproduziertem Strom versorgt. Für die Entwässerung der Dachflächen werden westlich und östlich des Gebäudes Versickerungsmulden in die Rasenfläche eingebaut, sodass das Regenwasser vollständig auf dem Grundstück versickern kann.

Kunstgutdepot bekommt einen Zwilling

Der Entwurf kommt vom Berliner Büro Staab Architekten - wie auch schon beim benachbarten Kunstgutdepot. Wenn alles fertig ist, werden sie fast wie Zwillinge aussehen. „Das Gebäude entwickelt sich von zwei auf drei Geschosse in Richtung Bahngleise empor und setzt mit zurückhaltender Klinkerfassade und gestaffelter Sheddachkonstruktion den Industriecharakter der in der Nachbarschaft vorhandenen Bautypologie fort“, so die Beschreibung. Zwischen den beiden Baukörpern sei ein zweckmäßig gestalteter Innenhof mit Bäumen und pflegeleichter Bepflanzung vorgesehen.

SPSG-Generaldirektor Christoph Martin Vogtherr, Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD), Berlins Kulturstaatssekretär Torsten Wöhlert (Linke) und Ingo Mix, Abteilungsleiter bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien beim Baustart.

© Andreas Klaer

Am Montag begann mit dem symbolischen ersten Spatenstich der Bau. In zwei Jahren soll das Gebäude neben dem 2018 fertiggestellten zentralen Kunstgutdepot fertig sein. Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) war gekommen, ebenso wie Berlins Kulturstaatssekretär Torsten Wöhlert (Linke) und Ingo Mix, Abteilungsleiter bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Möglich ist das ganze dank des zweiten Sonderinvestitionsprogramms für die preußischen Schlösser und Gärten, mit dem der Bund sowie die Länder Brandenburg und Berlin wesentliche Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft vor dem Verfall bewahren wollen. Das Abkommen sieht vor, dass die SPSG bis 2030 insgesamt 400 Millionen Euro in die Rettung nationaler Kulturgüter zusätzlich investieren kann. Der Bund trägt 200 Millionen Euro bei, das Land Brandenburg 131 Millionen Euro und das Land Berlin 69 Millionen Euro.

So soll das neue Skulpturendepot der Schlösserstiftung aussehen.

© Visualisierung: Staab Architekten/Schlösserstiftung

Sorgen wegen steigender Baukosten

Allerdings herrschte am Montag nicht nur Optimismus. Mehrfach fiel das Wort „Baukostensteigerungen“. Wie berichtet waren die Kosten für Baumaßnahmen wegen hoher Nachfrage und Lieferkettenproblemen schon vor der russischen Invasion in der Ukraine gestiegen. Seither ging es wegen der immer höheren Energiekosten weiter aufwärts. Das geht auch an der Schlösserstiftung nicht spurlos vorbei. „Wir hatten uns mehr vorgenommen“, sagte Vogtherr den PNN. Die begonnenen 26 Projekte aus dem Masterplan werden alle fortgeführt, doch alles Weitere sei erstmal auf Eis gelegt. In anderthalb Jahren soll es einen Kassensturz geben. Dann könne man beurteilen, was noch möglich sei.

Zunächst versuche man, so schnell wie möglich zu bauen. „Zeit ist Geld“, so Vogtherr. Je länger man warte, umso teurer werde es. Natürlich plane man bei den Vorhaben immer mit einer Notfallvorsorge. Außerdem müsse man extrem genau schauen, was wirklich notwendig sei. Als Beispiel nannte er die anstehende Sanierung der Römischen Bäder im Park Sanssouci. Auch dort habe man sich entschieden, auf eine Klimaanlage zu verzichten. Zunächst fallen so Kosten für die Installation weg und später auch im laufenden Betrieb.

Die Schlösserstiftung besitzt eine umfangreiche Skulpturensammlung. International bedeutend sind insbesondere die deutschen und französischen Werke des 18. und 19. Jahrhunderts. Bisher sind diese Skulpturenbestände an verschiedenen Standorten über mehrere Liegenschaften verteilt und lagern unter äußerst beengten Verhältnissen. „Manche stehen auf dem Dachboden“, so Vogtherr.

In den Parks selbst sieht man vielerorts Kopien, damit die wertvollen Originale keinen Schaden nehmen. Dabei erstrecke sich das Spektrum von überlebensgroßen Skulpturen bis hin zu kleinteiligen, fragilen Fragmenten aus unterschiedlichen Materialgruppen. Größtenteils bestehen die Kunstobjekte aus Naturstein, Kunststein, Porzellan, Gips, Metall oder Terrakotta.

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