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Der künftige Blick von der Straße Am Alten Markt in die Erika-Wolf-Straße

© Visualisierung: Sanierungsträger Potsdam

Umbau der Potsdamer Mitte: Was nach dem Staudenhof entstehen soll

Rund 160 Wohnungen sollen gebaut werden. Die Stadtverordneten sollen ab November über das Blockkonzept beraten.

Die Zeit für den Wohnblock Staudenhof in der Potsdamer Mitte läuft ab. Im nächsten Jahr soll der Plattenbau aus der DDR-Zeit abgerissen werden. Wie es an seiner Stelle weitergehen soll, wird nun zum Thema für die Stadtverordneten. Im November soll die Konkretisierung des Leitbautenkonzepts für den sogenannten Block V in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht werden. Am Montag stellten Stadtplanungschef Erik Wolfram, Sigrun Rabbe vom Sanierungsträger und Bert Nicke, Chef der kommunalen Wohnungsholding Pro Potsdam, die Inhalte vor.

Klar ist bereits, dass auf dem Areal zwischen Nikolaikirche und der Straße Am Kanal ein Wohn- und Geschäftskarree entstehen soll. Anders als bei den Blöcken I bis IV sollen keine Grundstücke vergeben werden. Die Pro Potsdam ist bereits Eigentümer und soll auch den Neubau stemmen. Gebaut werden soll mithilfe von Fördermitteln des Landes für den sozialen Wohnungsbau. Entsprechend der Richtlinien werden drei Viertel der Wohnungen mietpreis- und belegunsgebunden sein - also für günstige Mieten an Potsdamer mit einem Wohnberechtigungsschein vergeben.

Der Wohnblock „Staudenhof“ soll einem Neubau weichen.

© Foto: pnn/Andreas Klaer

Noch nicht klar ist, wie viele und was für Wohnungen das sein werden. Es müsse noch mit dem Wohnungsamt geklärt werden, welchen Bedarf es genau gibt, so Nicke. Dafür sei es noch zu früh. Insgesamt sollen in dem Karree rund 10.000 Quadratmeter Nutzfläche in Wohnungen entstehen. Wären sie so groß wie eine durchschnittliche Wohnung der Pro Potsdam, nämlich 60 Quadratmeter, käme man auf 166 Wohnungen. Auch die Kosten seien noch offen. Frühere Schätzungen gingen von rund 40 Millionen Euro aus. Angesichts steigender Baupreise und Zinssätze und sich verändernder Förderrichtlinien habe man noch keine neue Zahl, hieß es.

Eckgebäude nach historischem Vorbild

Das sogenannte Blockkonzept gibt vor, wie die Fassaden gestaltet und wie das neue Karree genutzt werden soll. 70 bis 80 Prozent der Fläche sollen für das Wohnen genutzt werden, 20 bis 30 Prozent für Gewerbe. Für jede der zwölf Parzellen gibt es einen sogenannten Gebäudepass mit konkreten Vorgaben und Empfehlungen - also beispielsweise zur Gebäudehöhe, Anteil der Fensterflächen oder zur Form des Daches. Die einzige sogenannte Leitfassade befindet sich an der Ecke von Anna-Flügge-Straße und Erika-Wolf-Straße. Dort will man sich des früheren Palazzo Giulio Capa annähern.

Mehr Freiheit in der Gestaltung ist entlang der Straße Am Alten Markt möglich, weil es dort schlicht am historischen Vorbild mangelt. Dort können fünf Vollgeschosse entstehen. In der Straße am Alten Markt ist auch die Ein- und Ausfahrt für die eingeschossige Tiefgarage vorgesehen. Rund 100 Stellplätze sind geplant. Wegen der guten Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr könne man mit einem reduzierten Ansatz die Stellplatzsatzung einhalten, so Rabbe. Im Innenhof seien auch Erdgeschosserweiterungen, Seitenflügel oder Remisen möglich. Zudem ist ein Spielplatz vorgesehen. Ziel sei eine qualitativ hochwertige Innenhofentwicklung mit Aufenthaltsqualität.

Umgesetzt werden sollen die Vorgaben in einem Wettbewerbsverfahren, an dem Fachleute sowie Vertreter*innen der Landeshauptstadt Potsdam und der Lokalpolitik beteiligt sein sollen. Für jede der vier Ecken des Karrees wird ein Architekturlos gebildet. Die Wettbewerbsteilnehmer können sich nur für jeweils eines bewerben.

Kritik aus Klimaschutzgründen

Der Block V soll städtebaulich und architektonisch eine Überleitung zum Bereich des Alten Marktes herstellen. Der historische Block war in Richtung Osten annähernd doppelt so lang wie der nun geplante. Die Straße Am Alten Markt bis zur Straße Am Kanal wurde erst nach 1953 angelegt. Wie berichtet hatten die Stadtverordneten im vergangenen Jahr den Abriss des Staudenhofs beschlossen gegen die Stimmen der Fraktionen Linke und Die Andere. Kritik daran gab es unter anderem von Fridays for Future und Bund der Architekten (BDA) in Brandenburg. Sie hatten sich aus Klimaschutzgründen für eine Sanierung des Bestandsgebäudes ausgesprochen.

Für die Bewohner bedeutet das, dass sie ab nächstem Jahr ausziehen müssen. Derzeit seien noch 37 Wohnungen vertraglich vermietet, so Nicke. Für 28 davon habe man bereits Vereinbarungen über Ersatzwohnungen getroffen. Ein Großteil der früheren Bewohner sei in Wohnungen der Pro Potsdam im Bornstedter Feld umgezogen, einige auch ins Zentrum Ost. Bald könne man auch neu gebaute Wohnungen in der Heinrich-Mann-Allee anbieten. Die meisten der Wohnungen werden derzeit von Geflüchteten bewohnt, die das Rathaus dort untergebracht hat.

Bis spätestens Mitte 2023 soll der Wohnblock leergezogen sein. Denn dann sollen die Abrissarbeiten beginnen, die ein gutes Jahr dauern werden. Anschließend soll das freie Grundstück für die Baustelleneinrichtung für den benachbarten Block IV genutzt werden. Ab Mitte 2026 soll dann der Neubau beginnen und die neuen Bewohner ab 2029 einziehen.

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