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Der Staudenhof-Wohnblock am Alten Markt.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Update

Vor geplantem Abriss: Großfamilie erhält Hausverbot im Potsdamer Staudenhof

Die Erwachsenen, Jugendlichen und Kinder müssen nun in eine Gemeinschaftsunterkunft an der Pirschheide. Das Vorgehen sorgt für Empörung bei den Linken.

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Eine mehrköpfige Großfamilie mit Kindern und Jugendlichen hat am Freitag ein unbefristetes Hausverbot für ihren bisherigen Wohnort im Staudenhof erhalten. Ein entsprechendes Schreiben liegt den PNN vor – ausgestellt vom Betreiber des zum Teil noch als Flüchtlingsunterkunft genutzten Hauses. Die Familie aus Tschetschenien, in der acht Kinder und Jugendliche im Alter zwischen fünf und 16 Jahren leben, wohnte nach PNN-Informationen seit Februar 2018 in dem Haus, das im Sommer abgerissen werden soll.

Laut einem ebenso vorliegendem Bescheid der Stadtverwaltung vom Dienstag hatte die Familie ihre Wohnung bis Freitagmittag räumen sollen. Sie sollen nun stattdessen in das für Geflüchtete genutzte Container-Wohnheim an der Pirschheide ziehen. Doch nach Darstellung des Migrantenbeirats, der in der Sache bereits offiziell bei der Verwaltung protestiert hat, will die Familie dort gerade nicht hin, unter anderem wegen der dortigen Gemeinschaftswaschräume. Ferner hätten die Kinder dann einen deutlich längeren Weg zu ihren Schulen am Stern und am Schlaatz zurückzulegen. Daher habe die Familie lieber in das Flüchtlingswohnheim am Schlaatz ziehen wollen, so der Beirat in einem Schreiben.

Stadtsprecherin: „Unterbringungsangebote abgelehnt“

Doch die Stadtverwaltung, namentlich das Sozialdezernat von Brigitte Meier (SPD), entschied anders. Eine Rathaussprecherin sagte den PNN auf Anfrage, man sei mit der Familie seit Monaten in Kontakt und habe ihr alternativen Wohnraum angeboten. „Die Unterbringungsangebote wurden seitens der Familie abgelehnt“, so die Sprecherin. Weitere Informationen gab das Rathaus aus Datenschutzgründen nicht an die Öffentlichkeit.

Für Empörung sorgt das Vorgehen bei den Linken. Deren Stadtverordnete Anja Günther sagte den PNN, der Zeitdruck sei angesichts der Nutzungsdauer für den Staudenhof bis Ende Juni völlig unverständlich. Die Fraktion Die Andere twitterte, Werte wie Integration und Humanität würden in Potsdam immer mehr zum Lippenbekenntnis. Die Familie werde nun unter noch beengteren Verhältnissen leben müssen – trotz einer posttraumatischen Belastungsstörung bei einem der Kinder. Aus dem Umkreis der Familie hieß es, diese habe am Freitag nicht einmal alle persönlichen Sachen mitnehmen können. Das soll nach PNN-Informationen nun nächste Woche möglich sein. Seit Freitag jedenfalls lebt die Familie ihm Wohnheim an der Pirschheide.

Über den Abriss des Staudenhofs wird in der Kommunalpolitik seit Monaten heftig gestritten. Eine Mehrheit der Stadtverordneten unterstützt die Entscheidung. Ein Neubau soll bis 2029 errichtet werden.

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