zum Hauptinhalt
Im Marmorpalais wird das Tafelservice des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. (1744-1797) ausgestellt.

© ZB/Bernd Settnik

Zu Gast bei König Friedrich Wilhelm II.: Marmorpalais zeigt Tafelservice des preußischen Königs

Wie sah es im 18. Jahrhundert auf dem Esstisch des Machthabers aus? Eine neue Ausstellung im Neuen Garten vermittelt nun einen originalen Eindruck davon.

Aurikeln, Ranunkeln, Nelken, Anemonen, Vergissmeinnicht und Stiefmütterchen zieren das 17-teilige Tafelservice, das Besuchern des Marmorpalais im Neuen Garten ab sofort zeigt, wie es bei Friedrich Wilhelm II (1744-1797) am Tisch aussah. Aufgetischt wurde es damals im Berliner Schloss, wo es sich großer Beliebtheit erfreute.

Im Grottensaal, dem Speisesaal des frühklassizistischen Sommerschlosses des Königs, haben die Mitarbeiter der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) eine Vorspeisentafel für acht Personen gedeckt. Teller, Salznäpfchen, eine Suppenterrine, Servierteller und Messerbänkchen gehören dazu.

Das Service ist ein Neuerwerb der Stiftung aus dem vergangenen Jahr. Sie konnte es aus dem Privatbesitz einer Familie kaufen, der es bereits seit dem 19. Jahrhundert gehörte. Zum Kaufpreis äußert sich die Stiftung nicht. Man könne jedoch davon ausgehen, dass allein ein Teller einen Wert von etwa 1000 Euro hat.

Das Service wurde von der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM) im Jahr 1795 für den König hergestellt. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass der König erste Teile im Oktober des genannten Jahres erworben hat.

Die historischen Messerbänkchen gehören zum Tafelservice des preußischen Königs.

© ZB/Bernd settnik

Interessant ist auch, warum am Hofe ein neues Tafelservice gebraucht wurde. Während der Verhandlungen zum Baseler Frieden zwischen Frankreich und Preußen im Frühjahr 1795 tauschten die Verhandlungsführer gegenseitig Porzellan aus. So entstand eine Lücke im Bestand bei Hofe. Die galt es wieder zu füllen.

Im Stil der „Fleurs en terrasse“

Das neue Service ist im Stil der „Fleurs en terrasse“ bemalt. Anders als noch im Rokoko üblich scheinen die Blumen direkt aus der Wiese zu wachsen und sind nicht zu üppigen künstlichen Sträußen gebunden. Die Blumenmalerei der KPM hatte sich zur schlichten Eleganz des Klassizismus gewandelt. Und noch etwas ist ungewöhnlich. Der Spiegel – also der innere flache Teil der Teller – ist schlicht in Weiß gehalten und nicht bemalt. Das ist laut Rahul Kulka, wissenschaftlicher Volontär bei der SPSG, eine Revolution gewesen.

Allein ein Teller hat einen Wert von etwa 1000 Euro.

© ZB/Bernd settnik

Komplettiert wird die Tafel mit zeitgenössischen Bestecken, unter anderem aus dem Besitz der Königin Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern (1715–1797), der Ehefrau Friedrichs des Großen. Auch die Kelchgläser und Karaffen sind zeitgenössisch und teilweise mit dem königlichen Monogramm versehen.

Von den ägyptisch anmutenden Messerbänkchen sind nur zwei Originale auf dem Tisch. Mit Unterstützung der KPM konnten jedoch Nachbildungen aus Gips für die anderen sechs angefertigt werden. Die Tafel ist zudem mit scherenschnittartigen „Cut-Outs“ geschmückt, deren ausgefallene Umrisse verschiedene Vorspeisengerichte darstellen sollen.

Die Schlösserstiftung konnte im Sommer 2022 37 Teile eines Tafelservices erwerben.

© ZB/Bernd settnik

Kübelpflanzen als Hommage an Neuerwerb

Neben der Tafel präsentiert die Stiftung in einer Vitrine vor dem Saal Einzelstücke aus anderen Services. Dazu gehört ein Teller jenes Services, das 1795 während der Friedensverhandlungen dem französischen Gesandten François Barthélemy (1747–1830) geschenkt worden war. Diesen Teller hatte die SPSG ebenfalls im vergangenen Jahr erwerben können.

Als kleine Hommage an den Neuerwerb haben die Gärtner der Stiftung Kübel bepflanzt und an drei Orten im Neuen Garten zusammen mit Informationssockeln aufgestellt. Am Marmorpalais, an der Orangerie und vor Schloss Cecilienhof kann man die Kübel mit Ballonblumen, Trichterwinden, Schmuckkörbchen, Ringelblumen und Feldrittersporn bewundern.

Die Ausstellung ist bis zum 15. Oktober zu sehen und kann während der Öffnungszeiten, dienstags bis sonntags zwischen 10 und 17.30 Uhr, innerhalb der üblichen Führungen besichtigt werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false