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Am Donnerstagmorgen wurde das reparierte Plakat wieder aufgehängt.

© Andreas Klaer/PNN

Nach Anschlag auf Plakat-Projekt: Porträt einer ukrainischen Mutter hängt wieder am Potsdamer Garnisonkirchturm

Der Schaden liegt bei 10.000 Euro. Stiftung Garnisonkirche ruft zu Spenden auf. Staatsanwaltschaft ermittelt zu der Tat eines 40-jährigen Ukrainers.

Das zerstörte Großplakat des Kunstprojekts „St. Javelin“ am Garnisonkirchturm wurde nach einer Reparatur am Donnerstag (16. März) wieder aufgehängt. „Wir freuen uns, dass das Porträt wieder zu sehen ist“, sagte Wieland Eschenburg, Sprecher im Vorstand der Stiftung Garnisonkirche. Wie ursprünglich geplant, solle die Ausstellung während der Passionszeit, also bis Ostern, zu sehen sein. Das Plakat wurde nur repariert. Die Spuren der Tat sind als Narben im Bild bewusst erkennbar. „Die Wunde soll uns daran erinnern, was Tausende Menschen jeden Tag erleiden“, hatte die Künstlerin Julia Krahn erklärt.

Die Stiftung Garnisonkirche erklärte am Donnerstag, die sichtbare Wunde verdeutliche, dass der Vandalismus dem Geist dieses Projekts und der Würde der porträtierten Frau nicht schaden kann. „Wer versucht ein Kunstwerk zu zerstören, wird dieses nur in seiner Kraft stärken“, sagte Julia Krahn. Kunst fordere Emotionen heraus und jede Reaktion des Publikums mache das Kunstwerk regelrecht lebendig. „Bis zur Zerstörung des Bildes war Marina eine Frau, die weibliche Kriegsopfer verkörperte. Durch den Anschlag wurde sie eine gesichtslose Frau, die für alle Frauen steht, die für ihre Rechte kämpfen“, sagte sie.

Die Künstlerin Julia Krahn sieht die Aussagekraft ihres Kunstwerks durch den Anschlag gestärkt.

© Ottmar Winter/PNN

Die in Italien lebende Fotografin zeigt auf ihren Bildern ukrainische Frauen, darunter eine Bäckerin mit Brot, ein Kind mit einem gelben Ballon. Zwei Porträts wurden auf 19 Meter hohe Großplakate gedruckt, die am Vortag des Jahrestags des Kriegsbeginns am Gerüst des Kirchturms aufgehängt wurden. Zu sehen sind eine Frau mit Spaten und eine Mutter mit Kind, die an eine Madonna erinnert.

Das 19 Meter hohe Doppelplakat mit zwei Porträts wurde am Donnerstag wieder aufgehängt.

© Andreas Klaer/PNN

Nur zwei Tage später, in der Nacht zum 26. Februar, wurde die Abbildung der Mutter mit Kind beschädigt. Der Kopf der porträtierten Frau wurde dabei herausgeschnitten. Die abgebildete Frau namens Marina zeigte sich erschüttert. Der Täter, ein 40-jähriger Ukrainer, filmte sich bei der Tat auf dem Baugerüst selbst und stellte das Video ins Netz. Auf TikTok erhielt er für seine Tat Beifall. Die Polizei kam dem Mann so auf die Schliche. Zuvor hatte er den Wachschutz auf dem Gelände offenbar genau abgepasst, um unerkannt auf das Baugerüst am Turm zu klettern.

Die Spuren der Tat sind als Narben im Bild bewusst erkennbar. „Die Wunde soll uns daran erinnern, was Tausende Menschen jeden Tag erleiden“, sagt die Künstlerin Julia Krahn.

© Andreas Klaer/PNN

Der Ukrainer ist auch für weitere Taten in Potsdam verantwortlich, bei denen er sich ebenfalls filmte. Er riss Ukraine-Flaggen sowie eine Regenbogenflagge vorm Stadthaus ab. Und er brachte die Farben Russlands am Turm des „Kreml“ auf dem Brauhausberg an. Dort wurde er auch im Vorfeld einer vermeintlich weiteren Tat von verdeckten Ermittlungskräften aufgegriffen und anschließend von der Polizei vernommen. Die „Kreml“-Eigentümerin, die Berliner Sanus AG, hat die Farben noch immer nicht beseitigen lassen.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt zur Tat

Die Ermittlungen gegen den Ukrainer liefen weiter, sagte Daniel Keip, Sprecher der Polizeidirektion West. Die Staatsanwaltschaft habe ein Verfahren gegen den Beschuldigten eröffnet. Seit der Vernehmung habe der Mann keine weiteren Taten begangen. Zumindest seien seither keine Taten gefilmt und veröffentlicht worden.

Die Reparatur und Wiederaufhängung des Großplakats kostete 10.000 Euro, die von der Stiftung Garnisonkirche über Spenden aufgebracht werden müssen. Die Stiftung ruft deshalb zu weiterer Unterstützung auf. Um eine erneute Beschädigung der Ausstellung zu verhindern, hat die Stiftung ein mit der Polizei abgestimmtes Sicherheitskonzept entwickelt. Die Baustelle wird durch einen Wachschutz und mit Videokameras kontrolliert. Diese Kontrollen würden verstärkt, sagte Wieland Eschenburg, der am Donnerstag zusätzliche Hinweisschilder auf die Überwachung am Bauzaun anbrachte.

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