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Lucienne Renaudin Vary, Trompete, Weihnachtskonzert Kammerakademie

© KAP/Promo

Stille Freude in Potsdam: Weihnachtskonzert der Kammerakademie

Am zweiten Feiertag fand das Weihnachtskonzert der Kammerakademie statt. Zu hören war dort unter anderen eine der gefragtesten Trompeterinnen unserer Zeit.

Lauter und überschwänglicher Weihnachtsjubel fand am zweiten Festtag im Nikolaisaal keinen Platz, sondern eher die stille Freude, die berührt und bewegt. Auf Werke, die in Weihnachtskonzerten regelmäßig zu hören sind, verzichtete die Kammerakademie Potsdam in ihrem traditionellen Konzert.

Natürlich war Festliches zu vernehmen, doch das Besinnliche hatte Vorrang. Im ersten Teil wurde Musik des 18. Jahrhunderts interpretiert, nach der Pause Bearbeitungen von teilweise berühmten Stücken aus dem 20. Jahrhundert in jazziger Manier.

Mit zwei Sinfonias aus der Serenade „La Sena festeggiante“ von Antonio Vivaldi startete die Kammerakademie in den Konzertabend. Zwar war die Interpretation solide, doch wirkte dieser Auftakt ein wenig nervös. Dies sollte sich aber ändern. Das Orchester verzichtete auf ein Dirigat. Konzertmeisterin Anne Luisa Kramb übernahm von ihrem Pult aus die Leitung des Konzerts. Ihr stilsicherer Zugang mit den fein gesetzten Details in Dynamik und Rhythmik gehörte zur Basis der lebendigen Musizierfreude an diesem Abend.

Eine der gefragtesten Trompeterinnen

Benedetto Marcellos Konzert in c-Moll wird im Original mit einer Oboe besetzt, deren warme Tongebung sehr für sich einnimmt. Die Trompete, die als Soloinstrument erklang, ist natürlich mit ihrem glanzvoll-festlichen Ton unübertroffen. Das ist aber nur dann möglich, wenn eine Künstlerin wie die junge unkonventionelle Französin Lucienne Renaudin Vary als Solistin hinzutritt. Sie gehört zu den gefragtesten Trompeterinnen unserer Zeit. Was ihr an spielerischer Technik zur Verfügung steht, ist bewundernswert. Der Trompetenton ist in den höchsten Tönen nie kreischend, sondern hat immer eine schöne Brillanz.

Weihnachtlich ging es danach mit einer Suite zu, in der der französische Barockkomponist Marc-Antoine Charpentier Weihnachtslieder seines Heimatlandes instrumental verarbeitete. Charpentier orientierte sich in seinen Werken am repräsentativ Deklamatorischen und an Verzierungskünsten, die in der Hofkapelle von Ludwig XV. gängig waren. Die Kammerakademie nahm sich den zehn abwechslungsreichen Sätzen unter der Leitung von Anne-Luisa Kramb mit empfindsamer Beweglichkeit des Ausdrucks an.

Jazziger Anstrich

Der zweite Konzertteil begann mit Antonin Dvoraks Streichquartett in F-Dur op. 96, auch Amerikanisches Quartett genannt. Zwanzig Streicher spielten das lyrische Lento, das von einem federnden Vier-Stimmen-Gewebe stimmungsvoll getragen wurde. Danach gab es angenehm geführte Dialoge zwischen der Trompeterin und dem Orchester. Treffliche Arrangements hat Bill Elliot für die kantablen Melodien aus verschiedenen Stücken von Darius Milhaud, George Gershwin, Robert Lowry, Maurice Ravel und Sydney Bechet geschrieben. Sie haben teilweise einen jazzigen Anstrich.

Da hörte man, dass Lucienne Renaudin Vary souverän in den verschiedenen Genres zu Hause ist und sich in ihnen sehr wohlfühlt. Mit Esprit, bezaubernden Trompetenfarben und selbstverständlicher Musikalität wusste sie ihr Programm fabelhaft zu gestalten. Die Kammerakademie verstand es neben ihrer sicheren und sensiblen Begleitfunktion immer wieder besondere Akzente zu setzen. Nach dem berühmten „Aprés un reve“ von Gabriel Fauré zum Abschluss kannte der Beifall kaum Grenzen.

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