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Noch sind die Brandenburger Erdbeeren zu grün. Das Wetter ist dieses Jahr so kalt wie in den 80ern.

© Anna Bückmann/PNN

Warten auf Rot: Erdbeerernte in Brandenburg verzögert sich

Die Erntehelfer stehen in den Startlöchern. Doch das Wetter macht den Obstbauern einen Strich durch die Rechnung – nicht nur bei der roten Nussfrucht.

Dick sind sie schon, nur die rote Farbe fehlt noch: Auf Brandenburgs Feldern lässt die Erdbeerernte auf sich warten. Eigentlich sollte am Donnerstag auf dem Weingut Patke in Jacobsdorf, etwa 15 Kilometer westlich von Frankfurt (Oder), offiziell die Saison eröffnet werden. Brandenburgs Staatssekretärin im Umweltministerium, Anja Boudon (parteilos), hatte zugesagt, das zu übernehmen. Der Gartenbauverband Berlin-Brandenburg hatte die Einladungen verschickt. Dann hieß es plötzlich: Die Eröffnung wird verschoben.

Als (Obst-)Gärtner hänge man wesentlich vom Wetter ab, hieß es in der Absage des Verbandes. „Dieses gestaltet sich derzeit und den zukünftigen Tagen als zu kalt und verhangen, als dass wir uns am 4. Mai auf rote Erdbeeren freuen könnten. Daher müssen wir erstmalig einen Saisoneröffnungstermin verschieben.“ Der Start soll nun in zwei Wochen losgehen.

Wir stehen total am Anfang.

Frank Saalfeld, Geschäftsführer des Verbandes der Ostdeutschen Spargel- und Beerenobstanbauer

Was ist der Grund für die fehlende Reife der beliebten Nussfrucht? „Es war einfach zu kalt“, sagt Frank Saalfeld, Geschäftsführer des Verbandes der Ostdeutschen Spargel- und Beerenobstanbauer (Vosba). Das gelte für die gesamte Region. Vereinzelt gebe es schon rote Beeren, vor allem weiter im Süden. „Wir stehen total am Anfang.“

Für Saalfeld ist der Start Mitte Mai nichts Ungewöhnliches. „Die letzten beiden Frühjahre waren sehr warm. Da gab es dann schon früher Erdbeeren. Verkaufsstände bleiben daher weitestgehend erst einmal geschlossen. Manche Betriebe haben aus Nordrhein-Westfalen oder den Niederlanden zugekauft, die sie dann den Kunden anbieten. Will man wirklich regionale Beeren kaufen, muss man noch ein paar Tage warten.“

Verband vermutet gute Ernte

Der Verband vermutet, dass die Ernte in diesem Jahr gut wird. Viel Regen und Hitze würden der Ernte aber schaden. Der Preis orientiere sich nach Vosba-Angaben trotz gestiegener Energiepreise und höheren Mindestlohns am Vorjahr.

300
Hektar Anbaufläche für Erdbeeren sind es in Brandenburg.

In Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen wurden im vergangenen Jahr auf rund 850 Hektar Erdbeeren angebaut. Etwa 3500 Tonnen konnten die Obstbauern nach Vosba-Angaben ernten. Nach Angaben des Gartenbauverbandes werden allein in Brandenburg Erdbeeren auf rund 300 Hektar geerntet. Unter Folientunnel und in Gewächshäusern wurden 2022 im Land etwa auf 53 Hektar angebaut. Die Anbaufläche verkleinerte sich gegenüber dem Vorjahr im Freiland um rund 42 Prozent.

Erdbeeren im Tunnel werden aufgrund der Wärme schneller reif. Bauern in Brandenburg bauen daher weniger im Freiland an.

© Anna Bückmann/PNN

Den Erntebeginn der Freiland-Erdbeeren – also solche ohne Tunnel und Gewächshausdach – datiert der Landesgartenbauverband auf den Zeitraum um den 10. Juni. Der lag in den Vorjahren bereits am 25. Mai.

Nicht nur die Erdbeere kommt in diesem Jahr später. Auch Süßkirschen – hier geht der Verband von einem Erntestart ebenfalls Anfang Juni aus – sind später dran. Thomas Bröcker, Vizepräsident beim Landesgartenbauverband, sagt, es seien Erntezeiten wie in den 80ern. „Nur die letzten Jahre war es wegen der frühen Wärme eher.“ Die Erntezeit in diesem Jahr sei daher „ganz normal“.

Ob frostige Nächte auch bei der Heidelbeere zu Verzögerungen führen werden, darüber sind sich die Experten uneins. Einzelne Höfe in Brandenburg vermuten einen späteren Start. Normalerweise ist dieser Ende Juni. Jürgen Jakobs vom Jakobs Hof in Beelitz (Potsdam-Mittelmark) prognostiziert, dass die Ernte erst Anfang Juli beginnen werde. Thomas Bröcker vom Verband sagt, es sei noch zu früh, um Prognosen zu treffen. Er sagt aber, dass die jetzige Kälte der Heidelbeere nichts anhaben könne. Das Wetter ist eben ungewiss.

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