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David Kross, Joel Basman und Liv Lisa Fries (von links) sind die Stars des Abends

© imago/Raimund Müller/IMAGO/Raimund_Mueller_muellerraimund1@

Serien-Premiere in Berlin: Kafkas sehr seltsames Lachen

Promis und Filmschaffende feiern gemeinsam die Kafka-Premiere in der Urania Berlin. Und stellen sich die Frage: War er vielleicht sogar ganz lustig?

Vier junge Männer sitzen Anfang des 20. Jahrhunderts im Bordell, im Café, im Theater und reden über Frauen, über ihre Texte und über Zionismus. Sie heißen Franz Kafka, Max Brod, Felix Weltsch und Oskar Baum. Sie nennen sich „der Prager Kreis“, also ja, wir befinden uns in Prag. Dass keine Frauen dabei sind, außer den Prostituierten, die auf den Armlehnen der samtigen Bordell-Sofas sitzen, wundert nicht; sich auf intellektueller Ebene mit Frauen zu unterhalten, war halt damals nicht so üblich.

Etwa 100 Jahre später planen zwei andere Männer, genauer gesagt der Schriftsteller Daniel Kehlmann und der Regisseur und Autor David Schalko, zu der Zeit gerade gemeinsam im Skiurlaub, eine Serie über die oben genannten Männer zu drehen. Vor allem natürlich über den einen, der einer der bekanntesten Literaten der Welt werden sollte: Franz Kafka. Und nun, 2024, im Jahr des hundertsten Todestages des Prager Schriftstellers, erscheint diese „Mini-Serie“, bestehend aus sechs Folgen à 40 Minuten, in der ARD und in der zugehörigen Mediathek (zu sehen ab dem 20.03. in der Mediathek und am 26. und 27.03. in der ARD). Zuvor gibt es noch eine feierliche Premiere in der Urania.

Kafka soll jetzt lustig sein

Das deutsche Promi-Aufgebot ist hoch an diesem Abend. Schon allein der Drehbuchautor Kehlmann ist prominent. Auf dem roten Teppich lassen sich Liv Lisa Fries (Babylon Berlin), Joel Basman (Eldorado KaDeWe) und David Kross (Der Vorleser) als Stars der Serie ablichten. Sie alle kennt man bereits aus Historien-Verfilmungen, jetzt spielen sie wieder in einer. Auch die Regisseurin Maria Schrader, Autor Benjamin von Stuckrad-Barre und die Schauspielerin Anna Lena Klenke sind da, sowie drei Leute, die die gleiche Frisur haben wie Katja Riemann. Hinter ihnen in Schwarz-Weiß das Gesicht Joel Basmans als Franz Kafka, auf das in fetter roter Schrift der Name des Serien-Helden gepinselt wurde. Auch ein Smiley-Mund wurde ihm aufgemalt. Überraschend für den Melancholiker schlechthin, der nicht nur Albträume, sondern auch den Vaterkomplex wieder hip gemacht hat.

Aber genau darum scheint es den Machern der Serie zu gehen. Sie wollen zeigen, dass Kafka auch lächeln konnte – und ziemlich seltsam lachen. Denn Joel Basman und David Kross als Kafka und dessen bester Freund Max Brod liefern eine Slapstick-Performance ab, die ihr Leben wie einen Wes-Anderson-Film erscheinen lässt. Absurde Szenen, und davon gibt es viele, werden mit witziger Musik untermalt, viele Gespräche enden mit einer Pointe. Und dann, wie gesagt, dieses Lachen. Ein glucksendes, das mit der knarzigen Stimme von Joel Basmann tatsächlich seinen Wiedererkennungswert hat. Leider lässt es die Figur Kafkas an sich ziemlich dämlich erscheinen. Gepaart mit den neurotischen, zwanghaften Zügen, die einen nicht überraschen, machen sie Kafka noch weniger greifbar.

Kafka bleibt ein Rätsel.

Daniel Kehlmann, Drehbuchautor

„Kafka bleibt ein Rätsel“, sagt auch der Drehbuchautor Daniel Kehlmann, der sich beim Schreiben auf die Kafka-Biografien von Reiner Stach bezog, aber auch Fiktion anwendet. Was historisch korrekt und was ausgedacht ist, erfährt man nicht. Eine Identifikationsfigur wird Kafka also auch mit dieser Serie nicht. Anders scheint es dem Hauptdarsteller Joel Basman zu gehen: „Ich konnte mich gut mit Kafka identifizieren, weil auch er fand, dass Menschen lustig, aber auch ein bisschen scheiße sind“. Auf die Frage, warum er das finde, antwortet er: „Naja, einfach mal Nachrichten gucken“. Was daran lustig ist, verrät er nicht.

Vier mittelalte Männer stehen auf der Bühne der Urania. Darunter der Autor und der Regisseur der Serie. Ok, und zwei Frauen stehen auch dabei. Die eine ist die Vertreterin des ORF (Österreichischer Rundfunk), der außer den neun deutschen Landesrundfunkanstalten der ARD an der Produktion beteiligt war. Die andere ist die Moderatorin des Abends, Tagesschausprecherin Julia-Niharika Sen, ganz in Rot gekleidet. Besonders bejubelt werden natürlich die Hauptdarsteller:innen, die nach dem Screening von drei Folgen der Serie auf die Bühne kommen, vor allem der weibliche Star des Abends, Liv Lisa Fries, die eine ganze Folge mit antrainiertem tschechischem Akzent spielen musste. „Joa, ist doch ganz gut geworden“, sagt sie und es ist nicht ganz klar, ob sie damit ihre Performance oder die Serie meint.

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