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Bayern und Real: In der Tradition gefangen

Stefan Hermanns über die Probleme von Bayern München und Real Madrid.

Der europäische Fußball auf höchstem Niveau ist leider ziemlich leicht zu durchschauen. Überraschungen sind in der Champions League ab der K.-o.-Runde nicht mehr vorgesehen, das haben die Achtelfinalspiele am Dienstag wieder einmal bewiesen. Zum fünften Mal hintereinander ist das große Real Madrid in der Runde der letzten 16 ausgeschieden. Zufall? Eher nicht. Der Klub, der durch seine schiere Größe Dichter und Denker inspiriert hat, ist vor langer Zeit schon von der Entwicklung des modernen Fußballs abgekoppelt worden. Kaum eine andere Mannschaft hätte Reals Defizite besser aufdecken können als der FC Liverpool, die rote Maschine, die nach einem präzisen Plan funktioniert. Real setzt immer noch auf Helden, kauft Stars ohne Verstand, die Konkurrenz vertraut der Stärke des Systems.

Der FC Bayern München ist schon einen Schritt weiter – genau eine Runde. Im Grunde aber haben die Münchner das gleiche strukturelle Problem wie Real: Viel zu lange waren sie gefangen in ihrer Tradition der Stärke. Wie haben die Bayern reagiert, als sie vor zwei Jahren selbst auf dem heimischen Markt schwächelten? Sie haben sich viele neue teure Spieler geleistet. Erst die Entscheidung für Jürgen Klinsmann als Trainer war ein Indiz, dass der Klub zum Bruch mit seiner Vergangenheit wirklich bereit ist. Der Anschluss an die Moderne aber dauert länger, als die Bayern sich das vorstellen. Das werden sie wohl schon in der nächste Runde merken, wenn der Klub wie immer seit 2002 das Halbfinale der Champions League verpasst. Alles andere wäre eine Überraschung. Aber die sind in diesem Wettbewerb leider nicht mehr vorgesehen.

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