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Der Treffer zum 2:0 von Leroy Sané reichte am Ende nicht aus für einen Sieg der Bayern.

© imago images / ActionPictures

Bayern verpasst die Tabellenführung: Der Traum von der Spannung

Dortmund klaut Bayern im letzten Moment zwei Punkte im „Klassiker“ und plötzlich träumen viele Fußball-Fans von einem spannenden Meisterschaftskampf.

Ein Kommentar von Charlotte Bruch

Es lief die 53. Spielminute. Bei einem etwas verunglückten Klärungsversuch grätschte Salih Özcan den Ball zu Leroy Sané, der fackelte nicht lange und erzielte per Fernschuss das 2:0 für den FC Bayern. Sinnbildlich für die letzten Duelle zwischen Bayern und Dortmund: Die Dortmunder sind stehts bemüht, doch die Bayern gewinnen trotzdem. So war es in der Vergangenheit meistens. Seit dem Sieg im August 2019 hatte der BVB alle Spiele verloren.

Am Samstagabend dachten wahrscheinlich nach Sanés Tor so ziemlich alle, dass es wieder so laufen würde und Bayern den Vorsprung eher ausbauen wird. Denn eigentlich spielt es keine Rolle, ob es bei den Münchnern gerade mal nicht so gut läuft, in den großen Spielen sind sie zur Stelle. Doch dieses Mal sollte es anders kommen und das ausgerechnet dank des viel kritisierten und zuletzt nur von der Bank kommenden Anthony Modeste. Der ehemalige Kölner zeigte endlich das, wofür er nach Dortmund geholt wurde: Legte erst den Anschlusstreffer von Youssoufa Moukoko vor und sorgte dann selbst für den viel umjubelten Ausgleich per Kopf nach einer Flanke.

Der Bayern-Dusel hat sich umgekehrt, denn dieses Mal war Dortmund im Glück. Und das nicht nur wegen des Ausgleichtreffers in der allerletzten Minute. Schon in der ersten Halbzeit, als Jude Bellingham Alphonso Davies mit dem Fuß am Kopf traf, Schiedsrichter Deniz Aytekin aber darauf verzichtete, ihm das zweite Mal Gelb zu zeigen. Danach spulte der Engländer ein wahnsinniges Laufprogramm ab und ging mit seinen 19 Jahren vorweg. Mit ihm scheint der BVB die Antwort auf die leidige Mentalitätsfrage gefunden zu haben.

Durch das Unentschieden verpassten die Bayern nun die Tabellenführung und scheinen tatsächlich etwas zu schwächeln in dieser Saison. Das ist schon erstaunlich, immerhin haben die Münchner zehn Mal in Folge die Deutsche Meisterschaft gewonnen und das oft genug mit ausreichend Vorsprung. Doch nun stehen nach neun Spieltagen der 1. FC Union und der SC Freiburg an der Spitze und Bayern München nur an Platz drei. Das gab es in den letzten zehn Jahren kein einziges Mal.

Während die Bayernspieler also sichtlich angefressen vom Platz gingen, feierten die Dortmunder das späte Unentschieden wie einen Sieg und lassen viele Fußballfans mal wieder an einen spannenden Meisterschaftskampf bis zum letzten Spieltag glauben. Bis dahin vergeht noch viel Zeit, aber man wird ja wohl noch träumen dürfen.

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