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Schuldig. Leroy Sané feierte eine krachende Rückkehr auf Schalke.

© imago/Jan Huebner

Champions League: Schalke 04, Juventus und die ärgerlichen Schlussphasen

Bis Leroy Sané kam, sah es in Gelsenkirchen nach einer großen Überraschung aus. Die Madrid-Rückkehr von Cristiano Ronaldo misslang hingegen völlig.

Er jubelte nicht. Leroy Sané hätte sich sicher schönere Orte vorstellen können, um den Ball im Achtelfinale der Champions League zum 2:2 in den Giebel zu nageln. Bis zu jener 83. Minute führten die Schalker, die er im Sommer 2016 Richtung Manchester verlassen hatte, mit 2:1. Fast sensationell, hatten die Buchmacher vorher nur über die Höhe des City-Sieges gemunkelt. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die beiden Tore durch souverän verwandelte Strafstöße von Nabil Bentaleb fielen und die Schalker an diesem Abend von einem Tor aus dem Spiel heraus so weit weg waren wie S04-Torwart Ralf Fährmann von Sanés Traum-Freistoß.

Defensive Schalker überraschen Manchester

Der 23-jährige rümpfte kurz die Nase, nahm zwei Schritte Anlauf, stieß das Tor zum Viertelfinale für seine Citizens weit auf - und knallte sie für Schalke 04 krachend zu. Dass er anschließend fast obligatorisch die Hände in die Höhe reckte, es wird dem blau-weißen Anhang herzlich egal gewesen sein. Dabei war Sané letztlich auch gar nicht Schuld daran, dass Schalke das 2:1 nicht über die Zeit retten konnte.

Das Spiel, das bis zur 83. Minute überraschend verlief, um dann eine am Spielverlauf gemessen überraschende Wendung nahm, hatte schon überraschend begonnen. Schalke-Trainer Domenico Tedesco hatte mit Stürmer Mark Uth lediglich einen Offensivspieler aufgeboten. Die "offensive Außenbahnen" bekleideten Weston McKennie, defensiver Mittelfeldspieler, und Hamza Mendyl, Außenverteidiger. Bis zur 19. Minute ging das Defensivkonzept auf. Bis Torwart Ralf Fährmann, der den Vorzug vor Alexander Nübel erhielt, schwer patzte und Sergio Aguero zum 0:1 einschob. Das Spiel schien gelaufen - so war es zumindest den Gesichtern der Fans zu entnehmen.

Dass das Spiel trotzdem weiterging, war City-Verteidiger Nicolas Otamendis Hand und Fernandinhos völlig unnötigem Foul zu verdanken. Als Mitte der zweiten Hälfte auch noch Otamendi die Gelb-Rote-Karte sah, war der Hinspielsieg für die Schalker sehr nah. Doch irgendwann wurden die Schalker Beine schwer. Besonders die von Daniel Caligiuri, der gegen Raheem Sterling kurz vor dem Strafraum in der 83. Minute nicht zum ersten Mal zu spät kam. Und so behielt City auch mit einem Mann weniger noch die Oberhand. Dank der späten Tore von Sané und Sterling.

Ronaldo wird Schlussphase zum Verhängnis

Zum Verhängnis wurde die Schlussphase auch Cristiano Ronaldo bei seiner Rückkehr nach Madrid. Viermal hatte er in den vergangenen Jahren mit Real die Champions League gewonnen, sah gerade gegen den Rivalen Atletico immer gut aus. Und nun musste er erst mit Juventus Turin zurückkehren, um sich vorführen zu lassen. Denn eine richtig Chance hatten Ronaldo und seine Turiner nicht.

Schon früh stand der Berliner Schiedsrichter der Partie, Felix Zwayer, im Fokus. Er entschied auf Strafstoß für Atletico nach Foul an Diego Costa, um sich nach Videostudie doch für den Freistoß knapp außerhalb des Strafraums zu entscheiden. Wachrüttler für Juve? Mitnichten. In der zweiten Hälfte traf erst Weltmeister Antoine Griezmann mit einem wunderbaren Heber die Latte, ehe Costa freistehend kläglich vergab. Das Tor schien vernagelt für Atletico, die mit der sonst so sicheren Juve-Defensive keine großen Probleme hatten. Und der Millionen-Sturm der Turiner um Ronaldo und Paolo Dybala hatte sich mal eben frei genommen.

Letztlich mussten erst zwei Standards her, um die Tür zum Viertelfinale der Champions League für Atletico weit aufzustoßen. Erst wuchtete José Gimenez einen Eckball in die Maschen, dann fand Diego Godins akrobatischer Volley seinen Weg ins Juve-Tor. Und so stand Ronaldo nach dem Spiel desillusioniert auf dem Rasen in Madrid - und erlebte seine erste bittere Enttäuschung mit den Italienern.

Leroy Sané macht Schalke Mut fürs Rückspiel

Dass auch Schalkes Trainer Tedesco nach der Partie trotz eines 2:3 enttäuscht sein sollte, hätte dieser vor dem Spiel sicher nicht gedacht. Und doch muss er sein. Denn, so blöd es auch klingt: Schalke hat es verpasst, sich eine bessere Ausgangslage fürs Rückspiel zu erarbeiten.

Denn, dass die Schalker schwere K.o.-Duelle im Achtelfinale der Champions League erfrischend offen halten können, ist spätestens seit dem 10. März 2015 bekannt. Es war das letzte Champions-League-Spiel Leroy Sanés für Schalke. In Madrid. Real hatte das Hinspiel auf Schalke mit 2:0 gewonnen. Als Sané aber nach Einwechslung im Rückspiel zum 3:2 traf, war das Viertelfinale plötzlich ganz nah. Letztlich reichte es zwar trotz eines 4:3-Sieges um ein einziges Tor nicht, da sich auch ein gewisser Cristiano Ronaldo in die Torschützenliste eintrug. Und doch sollte es den Schalkern einen kleinen Funken Hoffnung geben. Denn wenn sich Geschichte wiederholt, hebt möglicherweise Ahmed Kutucu in vier Jahren unschuldig die Hände.

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