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Auch Stars wie Kylian Mbappé liefen mit dem Trikot auf.

© IMAGO/ZUMA Wire

„Das ist ein gefährlicher Rückschritt“: Französischer Fußballverband reagiert auf Protest – und schafft Regenbogen-Trikots ab

Trikotnummern in den Regenbogenfarben? Für den französischen Fußballverband offenbar zu gewagt. Künftig wird es die Aktion nicht mehr geben. Queere Organisationen sehen beunruhigende Entwicklungen.

Es ist eine Entscheidung, die für viel Kritik sorgt: Der französische Fußball-Verband (LFP) hat das Ende der Trikots mit Nummern in den Regenbogenfarben verkündet. Seit dem Jahr 2021 tragen Spieler der ersten und zweiten Liga im Rahmen des Internationalen Tags gegen Homophobie am 17. Mai Sondertrikots in den Regenbogenfarben – ein Zeichen für Toleranz und Offenheit.

Sogar Weltstars wie Lionel Messi, Neymar und Kylian Mbappé liefen damit auf. Parallel waren Banner zu lesen mit Aufschriften wie „Homo oder Hetero: Wir tragen alle das gleiche Trikot“. Von queeren Vereinen und Organisationen wurde die Aktion in der Vergangenheit immer wieder gelobt.

Doch damit ist nun offenbar Schluss. Nachdem sich einzelne Spieler im vergangenen Jahr geweigert hatten, die Trikots zu tragen, hat der Verband auf den Druck reagiert. Künftig wird nur noch das kleine Verbandslogo auf einem Ärmel in den Regenbogenfarben abgebildet sein. Auf den anderen Ärmel soll zudem das durchgestrichene Wort „Homophobie“ gedruckt werden. Die auffällige, bunte Rückennummer hingegen gibt es nicht mehr.

Die beiden queeren Partnerorganisationen „SOS Homophobie“ und „PanamBoyz&Girlz United“ haben sich von der Erklärung des Verbandes bereits distanziert. Bertrand Lambert, Präsident bei „PanamBoyz&Girls United“, sagte gegenüber dem Sportmagazin L’Equipe: „In den vergangenen Jahren haben wir uns gesteigert; von regenbogenfarbenen Schnürsenkeln über die Kapitänsbinde bis hin zu den Spielernummern auf den Trikots in den letzten drei Spielzeiten. Wir sind sehr schockiert und verletzt über die Art und Weise, wie das Symbol des Kampfes von LGBT+-Personen gegen Homophobie unsichtbar gemacht werden soll.“

Die Entscheidung des Verbandes erwecke den Eindruck, als würde dieser nachgeben, nachdem Spieler sich geweigert hätten, die Trikots zu tragen. Denn im Jahr 2022 hatte der senegalesische Nationalspieler Idrissa Guebe bei Paris Saint-Germain auf einen Einsatz verzichtet, um nicht die Regenbogenfarben tragen zu müssen.

Es braucht Aufklärungsarbeit und Sensibilisierung

In der vergangenen Saison sorgte dann insbesondere das Spiel Toulouse gegen Nantes für Unmut, denn dort wollten insgesamt vier Profis das Regenbogen-Trikot nicht tragen. „Die Spieler des Profikaders haben ihr Missfallen über die Verbindung ihres Bildes mit den Regenbogenfarben, die die LGBT-Bewegung repräsentieren, zum Ausdruck gebracht“, gab Toulouse in einem Statement bekannt und schloss die Spieler nach „langen Gesprächen“ vom Match aus.

Yoann Lemair, der als erster französischer Amateurfußballer 2004 seine Homosexualität öffentlich gemacht und später die Organisation Foot Ensemble gegründet hatte, forderte in diesem Zusammenhang mehr Engagement von den Klubs und sagte gegenüber L’Equipe: „Wir bitten nicht darum, bei der Pride auf einem Wagen mitzufahren. Wir bitten nur darum, solidarisch gegen Homophobie zu sein.“

Die Tatsache, dass man gezwungen ist, einen Rückzieher zu machen, zeigt, dass es ein zentrales Problem mit der Homophobie gibt.

Bertrand Lambert, Präsident bei „PanamBoyz&Girls United“

Dass der Verband die Regenbogen-Nummern abschafft, kann er zumindest teilweise nachvollziehen. „Es tut im Herzen weh“, sagte er gegenüber L’Union. „Wir haben das Regenbogentrikot geliebt, aber es ist eine Notwendigkeit, eine bessere Strategie, um das Problem anzugehen und eine Chance zu haben, alle in den Kampf gegen Homophobie im Fußball einzubeziehen.“ Er hebt die Bedeutung von Aufklärungsarbeit und Sensibilisierung hervor, etwa in Form von Workshops.

Dass diese offenbar notwendig sind, zeigte sich in den vergangenen Jahren immer wieder. So war es etwa im Herbst beim Spiel zwischen PSG und Olympique Marseille zu homofeindlichen Gesängen der Fans gekommen. Die französische Regierung hatte daraufhin Sanktionen gefordert und das Verhalten verurteilt. Wie das Magazin „OutSports“ berichtete, wurden auch am vergangenen Wochenende sowohl bei Lille gegen Lens als auch bei Marseille gegen PSG homofeindliche Sprechchöre laut.

Als nun die neuen Trikots vorgestellt wurden, sollen einige Spieler bereits Protest angekündigt haben. „Sie sagten: Es gibt noch das Regenbogensymbol, damit habe ich ein Problem“, berichtet Bertrand Lambert gegenüber L’Union und ergänzt: „Die Tatsache, dass man gezwungen ist, einen Rückzieher zu machen, zeigt, dass es ein zentrales Problem mit der Homophobie gibt. Dieses Problem ist immer noch weit davon entfernt, gelöst zu werden.“

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