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Will in die Bundesliga. Robin Gosens im Trikot von Inter.

© Imago/Aflosport/Naoki Nishimura

Update

Der Harry Kane von Köpenick?: Beim 1. FC Union wächst die Hoffnung auf Robin Gosens

Der 1. FC Union kommt im Pokal locker weiter und plant den Transfer eines Nationalspielers. Für Robin Gosens wäre es der erste Klub in der Bundesliga.

Jubelnde Massen wird es wohl nicht geben. Live-Aktualisierungen von der Flugstrecke wohl ebenso nicht. Und eine Pressekonferenz mit dem Vereinschef zur Vorstellung ist in Köpenick auch nicht gang und gäbe. Der 1. FC Union ist nicht der FC Bayern München und Robin Gosens ist nicht Harry Kane. Auch wenn die Saga um seine Zukunft, um seine Person inzwischen ähnlich epische Züge angenommen hat. 

Bei Kane zogen sich die Spekulationen einen ganzen Sommer hin, bis er am Freitag endlich in der bayerischen Hauptstadt ankam. Bei Gosens, der immer noch bei Inter Mailand unter Vertrag steht, pendelt die Gerüchteküche auch seit Wochen zwischen Kochen und Köcheln. Im Juni hieß es, dass Gosens unmittelbar vor einem Wechsel zu Union stand.

Dann war der Wechsel vom Tisch. Zwischenzeitlich sollte er auch zum VfL Wolfsburg gehen, bevor er sich letzte Woche offenbar für einen Verbleib in Mailand entschied. Nun soll er doch wieder in Köpenick ein Thema sein. Sicher ist aber – nach wie vor und selbstverständlich – noch nichts. 

Nationalspieler Gosens hat einen kuriosen Karriereweg

Man kann nur hoffen, dass Robin Gosens selbst eine Ahnung davon hat, wo er hingeht oder was er überhaupt will. Den Berichten zufolge möchte er unbedingt in der Bundesliga spielen, was er trotz seiner 29 Jahre immer noch nicht gemacht hat.

Der deutsche Nationalspieler hat einen kuriosen Karriereweg hinter sich: Schon als Jugendspieler wechselte er in die Niederlande, wo er seine ersten Schritte als Profi machte. Danach zog es ihn zum italienische Erstligisten Atalanta Bergamo und schließlich weiter zu Inter. Zumindest im Vereinsfußball kennt er Deutschland eigentlich nur aus der Champions League. 

Union wäre insofern die perfekte Adresse, auch wenn der Nationalspieler in Berlin mit einem niedrigeren Gehalt rechnen müsste. Es wäre der nächste, nicht unbedingt vorhersehbare Schritt in einer Ausnahme-Karriere. Es würde dem europäischen Neuling Union etwas dringend nötige Champions-League-Erfahrung verleihen.

Und es würde Gosens die Möglichkeit geben, endlich in seiner Heimat zu spielen, und das wohl wieder als Stammspieler. Bei Inter war er zuletzt zweite Geige. In nur elf Ligaspielen stand er in der vergangenen Saison von Beginn an auf dem Platz, meistens kam er erst in den letzten 20 Minuten eines Spiels zum Einsatz. 

Der Transfer hätte also seine Logik, und trotzdem würde er im Fall Robin Gosens nun auch Wellen schlagen. Fast 30 Millionen Euro hat Inter vor einem Jahr für Gosens gezahlt, und sie werden ihn jetzt nicht für Kleingeld ziehen lassen. Diversen Berichten zufolge dürfte Union etwa 15 Millionen Euro an die Italiener überweisen müssen.

Das sind zwar keine Harry-Kane-Verhältnisse, doch für die Köpenicker wären das trotzdem deutlich mehr, als sie je für einen einzigen Spieler ausgegeben haben. Der bisherige Rekord-Transfer war Josip Juranovic, der im vergangenen Winter für geschätzte acht bis neun Millionen Euro vom Celtic FC kam. 

Auch Union Berlin muss jetzt höhere Transfersummen schlucken

Doch wie das die Kane-Saga gezeigt hat, spricht Geld in jeder der großen Ligen eine etwas andere Sprache. Die 100 Millionen, die der FC Bayern für den Engländer zahlten, sorgten hierzulande für Verwunderung und Kopfschütteln, auf der Insel aber eher für Schulterzucken.

Auch Union ist jetzt in jenem inflationären internationalen Markt unterwegs und muss größere Transfersummen entsprechend schlucken. Wer Champions-League-Spieler kaufen möchte, zahlt Champions-League-Preise. 

Am Schluss gibt es auch gute Argumente dafür, warum Gosens das Geld wert sein würde. Zum einen kennt sich Gosens im größten Europapokal-Wettbewerb gut aus. 2020 schaffte er es mit Atalanta sensationell ins Viertelfinale der Champions League, in der vergangenen Spielzeit spielte er mit Inter sogar im Finale.

Zudem braucht Union immer noch einen weiteren Linksverteidiger. Die Position ist mit Jerome Roussillon jetzt schon stark besetzt, aber alleine kann der Franzose die Rolle nicht ausfüllen. Im Frühling wurde auch der gelernte Rechtsverteidiger Juranovic auch als Notlösung links eingesetzt, aber eben nur mit mäßigem Erfolg. 

So dürfte es sich für Union auch lohnen, in der langen Gosens-Saga hartnäckig zu bleiben und womöglich auch ein bisschen mehr zu zahlen. Anders als bei Kane wäre dieser Transfer kein nationales Medienereignis, und doch wäre er der wohl größte Transfer-Coup, der Union seit der Verpflichtung von Max Kruse gelungen wäre. Vor allem aber wäre Robin Gosens eine fußballerische Verstärkung, vor allem auch mit Blick auf der Champions League. 

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