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Der 1. FC Union ist etwas dezimiert in die Vorbereitung gestartet. Der dänische Stürmer, Mikkel Kaufmann, war der einzige Neuzugang.

© dpa/Matthias Koch

Dezimiert, aber ambitioniert: Trainingsauftakt beim 1. FC Union

Der 1. FC Union ist in die Vorbereitung auf die neue Saison gestartet. Schon jetzt wird klar, dass das oberste Ziel der Köpenicker ist, den Spagat zwischen Champions League und Bundesliga zu schaffen.

Sechs Wochen vor dem Beginn der Saison hat Urs Fischer eine Menge Herausforderungen vor sich, doch der Umzug ins Olympiastadion gehört nicht dazu. Die Entscheidung des 1. FC Union, seine Champions-League-Spiele in Charlottenburg auszutragen, nahm der Trainer am Mittwoch gelassen zur Kenntnis. „Natürlich hätten wir alle gerne hier gespielt“, sagte Fischer. „Aber ich glaube schon, dass die Unioner fähig sind, auch im Olympiastadion für Stimmung zu sorgen. Das habe ich sogar das eine oder andere Mal erlebt.“ 

Die loyale Unterstützung der Köpenicker Fans und die Vorfreude auf die Champions League waren auch am Mittwoch zu spüren, als Dutzende Anhänger den vorhergesagten Regenschauern trotzten und zum Trainingsauftakt im Stadion an der Alten Försterei erschienen. Es gab lautstarken Jubel, als die Spieler nach der Einheit ihre Autogramme schrieben und auch Fischer selbst wirkte bestens gelaunt, als er sich zum ersten Mal in der Saison 2023/24 der Presse stellte.

In den Stunden zuvor hatte er gezeigt, dass er auch auf der größten Fußball-Bühne seinen Führungsstil nicht ändern würde. „Ich habe den Jungs gesagt, dass ich ihnen auch in dieser Saison auf den Sack gehen werde“, sagte er nach einer Trainingseinheit, in der er seine Spieler hart getrieben und mit Kritik nicht zurückgehalten hatte. „Warum soll ich dafür bis in die dritte Trainingswoche warten“, fragte der Schweizer mit einem Grinsen.   

Einige Stammspieler fehlten beim Trainingsauftakt

Schließlich hat Union eine Menge Arbeit vor sich. Mit der Champions League steht ein neues Abenteuer und die vielleicht anstrengendste und aufregendste Saison der jüngeren Vereinsgeschichte an. „Es gilt, von der ersten Minute an konzentriert und mit Qualität zu arbeiten“, sagte Fischer. Die Lorbeeren und der Erfolg der vergangenen Saison werden ab jetzt nicht mehr helfen.   

So ganz reif für die Champions League wirkte der Kader beim Start in die Vorbereitung aber noch nicht. Spieler wie Frederik Rønnow, Josip Juranovic und Sheraldo Becker waren nach ihren jeweiligen Länderspiel-Einsätzen noch nicht zurückgekehrt, während der verletzte Mittelfeldspieler Andras Schäfer noch auf Krücken durch die Gegend lief. Auch Jordan Siebatcheu musste wegen Magenproblemen schon nach dem Aufwärmen wieder vom Feld. 

Es war eine entsprechend dünnere Truppe als sonst, die am Mittwoch den Angriff auf die Champions League in Gang setzte. Neben jungen Spielern wie Malick Sanogo waren auch Leihspieler wieder dabei. Dominique Heintz kehrte zum ersten Mal seit fast einem Jahr auf den Köpenicker Trainingsplatz zurück, und den zuletzt an Schalke geliehenen Tim Skarke konnte man wegen einer frisch rasierten Glatze erst auf den zweiten Blick wiedererkennen.  

So war auch sichtbar, dass es für Kaderplaner Oliver Ruhnert noch Baustellen gibt. Es fehlt wohl noch ein Innenverteidiger von Champions-League-Niveau und ein Linksaußen, der Jerome Roussillon Konkurrenz machen kann. Weil Alex Kral als Nationalspieler fehlte und die kolportierte Leihe von US-Nationalspieler Brenden Aaronson noch nicht bestätigt ist, war mit dem dänischen Stürmer Mikkel Kaufmann nur ein neuer Spieler dabei. Wie Fischer betonte, werden er und die anderen Neuzugänge auch etwas Zeit brauchen, um sich einzuleben.  

So viel Zeit gibt es aber nicht. Nach dem Kurztrainingslager in Bad Saarow am kommenden Wochenende fängt es schon nächste Woche an mit den ersten Testspielen gegen Luckenwalde und den ungarischen Erstligisten Zalaegerszegi. Die zwei Monaten bis zum ersten CL-Spieltag dürften schnell vorbeirasen.  

Wobei Fischer am liebsten gar nichts von der Champions League hören möchte. „Wir dürfen darauf stolz sein, aber am Schluss geht es um die Bundesliga“, sagte der Union-Trainer, und das wohl nicht zum ersten Mal in diesem Jahr. Denn obwohl seine Mannschaft vielleicht bald vor 75.000 Zuschauern gegen Real Madrid spielen könnte, besteht Fischers Erfolgsformel schon immer aus den alten Tugenden von Bodenständigkeit und harter Arbeit. Und an diesen wird er sicherlich festhalten.  

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