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Der Sieg des Underdogs. Nordkorea düpierte Italien.

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Darunter die Mutter aller Niederlagen: Das sind die größten Favoritenstürze der WM-Geschichte

Der viermalige Weltmeister Deutschland ist schon wieder nach der WM-Vorrunde ausgeschieden. Das ist nichts Besonderes, wie ein Blick auf die Historie zeigt.

Die WM-Historie reicht weit zurück. Favoritenstürze gab es etliche, auch bei der Weltmeisterschaft in Katar wieder. Ein Blick zurück auf Niederlagen, die besonders im Gedächtnis geblieben sind.

USA – ENGLAND 1:0, 1950
Gilt unter Fußball-Puristen immer noch als Mutter aller Niederlagen. Die Engländer nahmen zum ersten Mal an einer Weltmeisterschaft teil, sie waren neben Brasilien die Top-Favoriten auf den Turniersieg. Kamen sie doch aus dem Mutterland des Fußballs mit einer Nachkriegsbilanz von 23 Siegen bei 30 Spielen und nur vier Niederlagen. Und die USA? Ein absolutes fußballerisches Entwicklungsland mit Teilzeit-Kickern.

Doch Joe Gaetjens köpfelte nach 38 Minuten zum 1:0 für die US-Amerikaner ein. Die Engländer bekamen plötzlich schwere Beine, nichts ging mehr.

Die Niederlage war ein Schock für die Engländer, die mit dem Selbstverständnis nach Brasilien gereist waren, die Könige des Fußballs zu sein. Überhaupt steht das Spiel stellvertretend für das Auftreten Englands bei Weltmeisterschaften, das mit Ausnahme der Heim-WM 1966 bislang eher unglücklich verlaufen ist.

NORDKOREA – ITALIEN 1:0, 1966
Superlative sollen hier nicht zu kurz kommen. Auf die Mutter aller Niederlagen folgte 1966 die Mutter aller Sensationen. In Middlesbrough traf der zweifache Weltmeister Italien auf Nordkorea. Die Asiaten, noch mehr Fußballentwicklungsland als 1950 die USA, gewannen dank eines Treffers von Pak Doo-Ik, hauptberuflich Zahnarzt, kurz vor der Pause mit 1:0.

Die Italiener, deren Reporter sich vor dem Spiel noch über die Fußballkünste der Nordkoreaner lustig gemacht hatten, waren schockiert und gleichermaßen empört.

PORTUGAL – BRASILIEN 3:1, 1966
Vermutlich die Mutter aller hässlichen Niederlagen. In ihrem letzten Gruppenspiel benötigten die Brasilianer unbedingt einen Sieg gegen Portugal. Pelé ging angeschlagen ins Spiel. Die perfide Taktik der Portugiesen: den Ausnahmestürmer treten und traktieren und vorne auf ihren Ausnahmestürmer – Eusebio – hoffen. Der Plan ging auf.

Pelé musste nach etlichen Fouls mehrfach behandelt werden, Eusebio traf zwei Mal. Die Zauberer aus Südamerika mussten abreisen, Portugal scheiterte im Halbfinale an Weltmeister England.

Welt der Schmerzen: Pelé musste sie gegen Portugal erfahren.
Welt der Schmerzen: Pelé musste sie gegen Portugal erfahren.

© imago/ZUMA/Keystone

DÄNEMARK – FRANKREICH 2:0, 2002
Wenn es jemals eine Mannschaft mit Durchschlagskraft gegeben hat, dann war es Frankreich bei der WM 2002. Thierry Henry, David Trezeguet und Sylvain Wiltord zählten zu den weltbesten Stürmern. Zinedine Zidane sollte sie in Szene setzen.

Frankreich konnte fast nicht anders, als erneut Weltmeister werden. Doch Zidane fehlte in den ersten beiden Spielen verletzt. Und so schieden die Franzosen nach drei Spielen aus, bei denen sie nicht ein einziges Mal ins Tor getroffen hatte, auch nicht beim tristen 0:2 im letzten Gruppenspiel gegen Dänemark.

Verhinderter Spielmacher: 2002 konnte Zidane nur ein Mal auflaufen.
Verhinderter Spielmacher: 2002 konnte Zidane nur ein Mal auflaufen.

© Imago

SPANIEN – NIEDERLANDE 1:5, 2014
Tiki-Taka, das gleichsam gefürchtete wie auch (für den Zuschauer) nervtötende Kurzpassspiel ist tot! Das war für die Fußballexperten die Erkenntnis nach dem desaströsen Auftritt des damals amtierenden Welt- und Europameisters Spanien bei der WM in Brasilien.

Das 1:5 gegen die Niederlande zementierte diese vermeintliche neue taktische Zeitrechnung im Fußball. Inzwischen weiß man: Tiki-Taka hat die WM 2014 überlebt. Beim 7:0 gegen Costa Rica vor wenigen Tagen spielten die Spanier mehr als 1000 Pässe, so viel wie noch nie bei einer WM.

Raus mit Tiki-Taka. Für Iniesta und Co. war nach der Vorrunde Schluss.
Raus mit Tiki-Taka. Für Iniesta und Co. war nach der Vorrunde Schluss.

© imago/Richard Wareham

SÜDKOREA – DEUTSCHLAND 2:0, 2018
Frei nach Lothar Matthäus: Wäre, wäre Fahrradkette! Wäre die deutsche Mannschaft im letzten Gruppenspiel gegen Südkorea vor dem gegnerischen Tor nur ein My konzentrierter gewesen, wäre das Glück der Mannschaft nur etwas hold gewesen – dann wäre vermutlich niemand auf die Idee gekommen, dem Bundestrainer Joachim Löw Eitelkeit und Verblendung zu unterstellen.

Wer weiß, vermutlich wäre Deutschland immer mehr in Fahrt gekommen, hätte sich an die eigenen WM-Historie erinnert, die besagt, dass die Deutschen sich, wie sie es vor allem in den Achtzigern gemacht haben, in so ein Turnier hineinbeißen können. So aber war es für das DFB-Team der passende Abschluss für ein Turnier, das mit einer erschreckenden Vorstellung beim 0:1 gegen Mexiko begonnen hatte.

In einer mediokren Gruppe schied Deutschland als Letzter aus, und trotzdem blieb Löw weiter im Amt, wollte zwei Jahre später alles wieder gutmachen. Auch das ging schief. Sollte Deutschland auch dieses Mal vorzeitig ausscheiden, könnte so mancher auf die Idee kommen, dass der Nationalmannschaftsfußball derzeit deshalb noch ruckelig daherkommt, weil Löw 2018 nicht abtreten wollte.

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