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Hart, aber fair verlief das Spiel zwischen den Füchsen und Magdeburg.

© IMAGO/mix1/IMAGO/Daniel Lakomski

„Einfach nur erleichtert“: Füchse bestehen Charaktertest gegen den SC Magdeburg

Drei Jahre lang konnten die Füchse gegen den SC Magdeburg nicht punkten. Die Durststrecke ist nun vorbei.

Stefan Kretzschmar spielte seine Emotionen etwas herunter. „Was es für mich persönlich bedeutet, ist völlig egal. Die Mannschaft hat überragend gekämpft und sich mit dem Sieg Selbstvertrauen geholt – das ist es, was zählt“, sagte der Vorstand Sport der Füchse nach dem 31:26-Sieg seines Teams gegen den SC Magdeburg am Mittwochabend. Dass der ehemalige Linksaußen, der seine größten Erfolge auf Vereinsebene mit der Elbestädtern gefeiert hatte, von der Begegnung nicht unberührt geblieben war, war allerdings augenscheinlich.

Über drei Jahre hatten die Berliner zuvor nicht mehr gegen Kretzschmars Ex-Klub punkten können. Das ist fast genau so lange, wie er seine Funktion bei den Füchsen innehat. „Er kam nach Abpfiff zu mir und hat sich dafür bedankt, dass es endlich geklappt hat“, erklärte Kapitän Fabian Wiede. „Wir sind alle einfach nur erleichtert, dass wir dieses Derby nach so langer Zeit wieder gewinnen konnten. Die Emotionen und die Energie, die heute da waren, waren überragend“.

Energie zeigten die Füchse ab der ersten Minute auf dem Feld. Wiede glänzte mit seiner Spielführung, im Rückraum funktionierte die Abstimmung zwischen den einzelnen Protagonisten, die Außen waren konsequent in den Abschlüssen und im defensiven Innenblock wurde eine bemerkenswerte Kompaktheit und Cleverness an den Tag gelegt, hinter der Torhüter Dejan Milosavljev glänzte. „Wir sind vielleicht in diesem Jahr nicht der Favorit, aber man muss uns trotzdem immer auf dem Schirm haben und das haben wir unter Beweis gestellt“, sagte Wiede.

Die von ihm angesprochenen Emotionen waren dabei nicht ohne Bedeutung. Denn die 8296 Fans in der Max-Schmeling-Halle sorgten für eine hitzige Atmosphäre, die beizeiten durchaus auf dem Feld sichtbar war. Nachdem Magdeburgs Omar Ingi Magnusson seinen Gegenüber Lasse Andersson kurz vor der Pause mit dem Ellenbogen am Hals traf, erhitzten sich die Gemüter, Rudelbildung war die Folge. Mithilfe des Videobeweises entschieden die Schiedsrichter sich für eine Zeitstrafe gegen den Isländer und konnten so zumindest kurzzeitig für Ruhe sorgen.

Der zweite Einsatz des technischen Hilfsmittels an diesem Abend beziehungsweise das Resultat dessen sorgte hingegen für Unbehagen. Denn als SCM-Spielmacher Janus Smarason in der 54. Minute nach einem unglücklich verlaufenen Zweikampf Mathias Gidsel zentral zwischen die Beine traf und erst die Rote und dann die Blaue Karte sah, herrschte vielerorts Unverständnis. „Ich sehe da in der Liga einen Trend, den ich gefährlich finde. Da werden meiner Meinung viele Situationen zu oft mit Roten Karten bestraft. Da ist etwas mehr Augenmaß im Sinne der Sportart gefragt“, erklärte Kretzschmar.

Die Disqualifikation für Smarason war für Magdeburg an diesem Abend der sprichwörtliche Deckel auf dem Topf. Denn nachdem sich die erste Halbzeit noch ausgeglichen gestaltet hatte, übernahm Berlin nach der Pause zunehmend das Spielgeschehen und zwang den sonst so souverän aufspielenden Champions-League-Sieger zu insgesamt 21 Fehlwürfen und zehn technischen Fehlern. „Das ist auch eine Wechselwirkung. Unsere Abwehr hat das überragend verteidigt“, lobte Kretzschmar. „Das war beeindruckend. Dass wir diesen Charaktertest bestehen, das hat mich glücklich und froh gemacht.“

Doch ebenso wie sein Trainer Jaron Siewert warnte Kretzschmar davor, den Sieg zu sehr in den Fokus zu rücken. „Wir haben beim bisher sieglosen Bergischen HC am Sonntag ein sehr gefährliches Auswärtsspiel vor uns. Erst recht bei der Euphorie, die unsere Mannschaft gerade hat“, sagte der Vorstand. „Da gilt es jetzt die Mentalität zu entwickeln, die wir von Magdeburg in den letzten Jahren immer wieder vorgelebt bekommen haben und den Sieg abzuhaken und den Fokus wieder neu auszurichten.“

Denn dass die vermeintlich kleinen Gegner brenzlig werden können, haben die Berliner in der letzten Saison schmerzhaft erfahren müssen. Da waren es beispielsweise die Mindener, die in der Liga noch keinen Punkt gesammelt hatten und die den Füchsen dann ein Bein stellten. Derartige Ausrutscher wollen die Füchse – samt den damit einhergehenden Emotionen – in diesem Jahr vermeiden.

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