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Endlich mal wieder im Einsatz. Bundestrainer Harold Kreis und sein Team in Landshut.

© dpa/Christian Kolbert

Eishockey-Nationalteam beim Deutschland Cup: Vizeweltmeister ohne Vizeweltmeister

Beim Deutschland Cup geht es für Eishockey-Bundestrainer Harold Kreis vor allem darum, sein System weiterzuentwickeln und Spieler zu testen. Denn in Landshut ist kein einziger aus dem WM-Finale 2023 dabei.

Landshut ist nicht mehr unbedingt der Nabel der Eishockey-Welt, auch nicht der deutschen. Auch wenn viele verdiente und aktuell gute Spieler ursprünglich aus der Stadt oder Region kommen, hat es sich der EV Landshut nach einem Absturz in die Drittklassigkeit nun in der Zweitklassigkeit gemütlich gemacht. Im inzwischen kleineren, aber moderneren Stadion lässt es sich für den zweimaligen Deutschen Meister und immer noch in der Nachwuchsarbeit starken Klub gemütlich in der DEL2 spielen.

Da ist es schon mal etwas Besonders, wenn höherklassiges Eishockey angesetzt ist in der Stadt an der Isar, so wie in diesen Tagen der Deutschland Cup. Das alljährlich ausgetragene Nationenturnier hat seinen zuletzt etwas trist anmutenden Vorstandort Krefeld hinter sich gelassen und ist vom Niederrhein nach Niederbayern gezogen.

Bemerkenswert ist, dass der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) parallel zum Turnier der Männer seit Mittwoch seinem Nationalteam der Frauen ebenfalls in einem Vier-Nationen-Turnier die Bühne bietet, sich vor einem größeren Publikum zu präsentieren. Wobei die Eishockeyspielerinnen in Deutschland endlich auch andernorts größere Auftritte bekommen, am Wochenende kommender Woche spielen ja die Frauen- und Männer-Teams der Eisbären Berlin an einem Tag in der Berliner Großarena.

Mag die Bühne Landshut für die Frauen auch groß sein, für die Männer scheint sie nach Platz zwei bei der WM im Frühjahr fast ein wenig zu klein. Warum versteckt sich eine der besten Nationalmannschaften des deutschen Sports in der Provinz, während sich etwa die Basketballer noch ein paar Tage vor ihrer famosen WM-Titel-Reise in Berlin in der vollen Mercedes-Benz-Arena abfeiern ließen?

Ganz so einfach ist es im Falle der Eishockey-Nationalmannschaft der Männer aber nicht, denn das liegt auch in der Natur des Deutschland Cups. Diesen nutzen viele Nationalspieler zu einer regenerativen Pause vom Ligastress (die Profis aus der NHL in Nordamerika haben ohnehin andere Verpflichtungen).

Auf dem Eis sieht es diesmal mit Deutschland also so aus: Mit dem Team des Vizeweltmeisters hat die Mannschaft von Bundestrainer Harold Kreis nur die Trikotfarben gemeinsam. Lediglich Alexander Ehl (Düsseldorfer) und Manuel Wiederer (Eisbären Berlin) waren zunächst im WM-Kader – in Tampere beim WM-Endspiel im Mai gegen Kanada standen sie aber auch nicht auf dem Eis.

Tobias Rieder genießt die Rückkehr nach Landshut

So steckt also kein Vizeweltmeister drin, wo Vizeweltmeister draufsteht, aber trotzdem und auch gerade deswegen, ist das Turnier für Bundestrainer Harold Kreis eminent wichtig. Er kann eben breitflächig testen, wer womöglich für die WM 2024 in Tschechien dann noch ergänzend zum Kader kommen könnte.

Zudem standen beim 4:1-Sieg im ersten Spiel der Deutschen gegen Dänemark am Donnerstag erfahrene Spitzenspieler wie die NHL-erprobten Tobias Rieder (Växjö Lakers) und Marc Michaelis (EV Zug) oder der olympische Silbermedaillengewinner Yasin Ehliz (RB München) auf dem Eis – sie waren allesamt beim WM-Erfolg in Finnland und Lettland nicht dabei.

Für Rieder war es ein besonderer Abend, als gebürtiger Landshuter konnte er gegen Dänemark spielen. Inzwischen ist er schon wieder bei seinem schwedischen Klub, bei den Spielen gegen Österreich am Sonnabend (18 Uhr, live auf Magentasport) und am Sonntag gegen die Slowakei (14.30 Uhr, live auf Magentasport) wird er fehlen. „Mir persönlich hat es natürlich einen Riesenspaß gemacht, hier ins Landshut zu spielen. Und dass wir dann noch gewonnen haben, das war natürlich perfekt“, sagte Rieder.

Mir hat es Riesenspaß gemacht.

Tobias Rieder, Kapitän des deutschen Teams im ersten Spiel

Für den Bundestrainer ist das Turnier von Landshut immerhin die erste Maßnahme der Saison, die dann ja erst in einem halben Jahr mit der Weltmeisterschaft in Tschechien im Mai 2024 ihren Höhepunkt findet. Viel Zeit, irgendetwas zu testen, bleibt Harold Kreis nun mal nicht. 29 Spieler hat er für den Deutschland Cup im Kader.

Für den Bundestrainer ist das Turnier von Landshut die erste Maßnahme der Saison

In Landshut freut er sich über die Chancen, die sich ihm für eine knappe Woche bieten, zumindest systemisch zu arbeiten, auch wenn von den Protagonisten von Landshut wohl wenige zur WM-Vorrunde nach Ostrava reisen dürften. „Wir haben schon im Training gute Aktionen gehabt, vor allem auch in den Special Teams“, hat Kreis in Landshut gesagt.

Im Sommer noch hat er davon erzählt, dass der Bundestrainer Kreis nun häufiger mal am Wochenende Zeit für angenehmere Dinge des Lebens habe, als der einstige Klubtrainer Kreis, der immer sonntags hinter der Bande stehen musste: „Zum Beispiel mal an einem Sonntag gemütlich und gut essen gehen.“

So häufig wie Kreis aber auf den Tribünen der DEL-Arenen zu sehen ist, ist zu befürchten, dass er sonntags dann doch mal eher ein Stadionbrötchen verzehrt und kein anspruchsvolles Mahl. Zudem hat der immer noch recht frische Bundestrainer (beim Deutschland Cup 2022 stand noch Vorgänger Söderholm an der Bande) ja alle Klubs aus der DEL und DEL2 besucht, um sich ein Bild zu machen.

Was in jedem Fall in Landshut schon im ersten Spiel einmal mehr auffällig war: Inzwischen spielen deutsche Eishockeyteams auch mit ihrer Zweit- oder Drittbesetzung stark auf. Die Breite an guten Spielern ist in jedem Fall auf einem anderen Level als in den Jahrzehnten zuvor – erst recht als zu der Zeit, als die Landshuter Eishockeylegenden Erich Kühnhackl (ehrte am Donnerstag die besten Spieler beider der Teams) oder Alois Schloder noch aktiv waren.

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