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Joachim Deckarm (l.) verband mit Heiner Brandt eine besondere Beziehung.

© dpa/Rolf Vennenbernd

„Er hat nie verzagt“: Handball-Legende Deckarm wird 70

Ein tragischer Sportunfall riss Joachim Deckarm im März 1979 aus dem gewohnten Leben. Zu seinem runden Geburtstag darf sich der frühere Weltklasse-Handballer auf viele Gratulanten freuen.

Den 70. Geburtstag feiert Joachim Deckarm an diesem Freitag im kleinen Kreis mit Familie und Freunden, am Tag danach gibt es die große Party mit 20.000 Gästen. Gemeinsam mit den Weltmeistern von 1978 wird der ehemalige Handball-Nationalspieler, dessen tragischer Unfall vor beinahe 45 Jahren die Sport-Welt erschütterte, am Samstag in Köln der DHB-Auswahl im zweiten EM-Hauptrundenspiel gegen Österreich die Daumen drücken.

„Wir werden ihn auf der Platte feiern, wie wir das schon bei der Heim-WM 2019 zu seinem 65. Geburtstag gemacht haben“, kündigte DHB-Sportvorstand Mark Schober an und wünschte dem Jubilar „möglichst viel Gesundheit und viel Freude“.

Der Besuch im deutschen Handball-Tempel wird ein emotionales Erlebnis für Deckarm, der seit fünf Jahren auf den Rollstuhl angewiesen ist und von einigen gesundheitlichen Problemen geplagt wird. „Bedingt durch den Unfall kommen die Alterserscheinungen bei ihm stärker zum Tragen“, sagte Deckarms langjähriger Freund und Wegbegleiter Heiner Brand der Deutschen Presse-Agentur.

Mindestens einmal in der Woche macht sich Brand, der 1978 als Spieler und 2007 als Bundestrainer Weltmeister wurde, auf den Weg ins Evangelische Seniorenzentrum in Gummersbach, wo Deckarm seit 2018 lebt. Dann wird gewürfelt und gequatscht. Auch wenn Deckarm das Sprechen mittlerweile schwerfällt, wie Brand berichtet.

131
Tage lag Deckarm nach seinem Sportunfall im Koma

Der 71-Jährige ist einer der engsten Vertrauten von Deckarm, dessen Karriere am 30. März 1979 jäh endete. Beim Europacupspiel mit dem VfL Gummersbach im ungarischen Tatabanya knallte der damals 25 Jahre alte Rückraumspieler nach einem unglücklichen Zusammenstoß mit Lajos Pánovics mit dem Kopf auf den Betonboden. Die Folge: ein doppelter Schädelbasisbruch, ein Gehirnhautriss und schwere Gehirnquetschungen.

Im Bruchteil einer Sekunde war das gewohnte Leben vorbei. 131 Tage lag Deckarm im Koma. Als er aufwachte, musste er praktisch alles von Neuem erlernen. Seinem Gegenspieler hat der begnadete Techniker, der damals als bester Handballer der Welt galt, dennoch nie einen Vorwurf gemacht – auch, wenn er nie wieder auf dem Parkett brillieren konnte.

Ich will, ich kann, ich muss

Joachim Deckarm über sein Lebensmotto

Seinen Lebensmut hat er durch den Schicksalsschlag nicht verloren. „Depressionen habe ich nie gehabt“, erklärte Deckarm einmal. Sein Lebensmotto lautete stets: „Ich will, ich kann, ich muss.“ Dieser Kampfgeist hat Brand im zweiten Leben von Deckarm am meisten beeindruckt. „Er hat nie verzagt, war immer voll dabei“, sagte Brand.

Als gesunder Mensch sei Deckarm „ein intelligenter Junge gewesen, der sehr viele Freunde hatte. Das lag daran, dass er den Handball immer als Teamsport gesehen und sich als Ausnahmespieler nie eine besondere Rolle herausgenommen hat“, würdigte Brand den Jubilar. Bis heute ist die Handball-Familie für Deckarm neben seinem sechs Jahre älteren Bruder Herbert der wichtigste Bezugspunkt. Regelmäßig ist er bei den Bundesligaspielen des VfL Gummersbach zu Gast oder empfängt ehemalige Mitspieler und Freunde im Seniorenheim.

Damit die Besuche nicht überhandnehmen, gibt es sogar eine eigene WhatsApp-Gruppe, in der die Termine koordiniert werden. „Wir versuchen, über möglichst viele soziale Kontakte das Beste aus der Situation zu machen“, erzählte Brand.

Am 25. Januar plant Deckarm eine Reise in seine Heimatstadt Saarbrücken zu einem All-Star-Spiel aus Anlass seines runden Geburtstages. „Es geht darum, die Lichtgestalt des deutschen Handballs mit diesem Tag zu ehren“, sagte Ex-Weltmeister Christian Schwarzer, der als Jugendkoordinator des Handballverbandes Saarland in die Organisation eingebunden ist. Mit dabei sein wird neben ehemaligen Stars wie Henning Fritz oder Markus Baur natürlich auch Brand. Der drückt Deckarm für die Zukunft ganz fest die Daumen: „Ich wünsche ihm, dass er gesundheitlich stabil bleibt, Freude am Leben hat und wir auch seinen 75. Geburtstag gemeinsam feiern können.“

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