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"Ich will, dass wir richtig angreifen, diesen Lauf, den wir aktuell haben, fortführen" - Thomas Müller fing seine Aussagen zu Transfersummen am Sonntag wieder ein. 

© Tobias Hase/dpa

FC Bayern diskutiert über Thomas Müller: Transfer-Debatte statt Party-Planung

Der FC Bayern kann am Dienstag in Bremen die Meisterschaft klarmachen und könnte sich eigentlich entspannen. Stattdessen gibt es intern Knatsch.

Die Bayern sind so gut wie Meister – und doch sind auch die Spieler wahrscheinlich froh darüber, dass diese merkwürdige Saison jetzt langsam zu Ende geht. Das Coronavirus hat den Fußball ordentliche durcheinandergewürfelt und so wurde auch nach dem 2:1-Arbeitssieg der Bayern zu Hause gegen Mönchengladbach nicht etwa darüber geredet, wie man denn jetzt nächste Woche die Meister-Party am besten gestaltet. Wenn Bayern am Dienstagabend gegen Bremen gewinnt, ist ihnen die Meisterschaft nicht mehr zu nehmen. Aber trotz des nahenden Erfolgs gibt es kleine Reibereien beim Rekordmeister.  

Bayern-Stürmer Thomas Müller, der gegen Gladbach gelbgesperrt nicht dabei sein konnte, war nach dem Einzug der Bayern ins Pokalfinale am Mittwoch gefragt worden, was er denn von einer Verpflichtung von Bayer Leverkusens Top-Talent Kai Havertz halte. Der 21-Jährige wird derzeit heiß umworben, Chelsea und der FC Bayern gelten als aussichtsreichste Interessenten. 

In bester Müller-Manier hatte dieser geantwortet, dass Havertz ein „extrem guter Spieler“ sei, er selbst aber keinen Einblick in den Finanzbereich der Münchner habe. „Es ist ein bisschen paradox, wenn man immer über Neuzugänge spricht und gleichzeitig Gehälter eingespart werden“, sagte Müller.

Nun muss sich sicher keiner der hochbezahlten Bayern-Stars Sorgen um sein Auskommen machen, und auch der Verein dürfte gut durch die Coronazeit kommen. Und doch hatte Müller offensichtlich einen Punkt getroffen – denn die Münchner diskutieren nun tatsächlich über Müller und seine Kritik.

Er habe sich "etwas verdribbelt" sagt Sportvorstand Salihamidzic über Müller

Angesprochen auf die Aussagen seines Stürmers sagte Bayerns Sportvorstand Hasan Salihamidzic, dass sich Müller mit seiner Aussage „etwas verdribbelt“ habe. „Da haben wir am nächsten Tag gleich drüber gesprochen. Wir haben uns hingesetzt und ich habe ihm auch gesagt, dass das nicht korrekt war“, sagte Salihamidzic. Zu Transfers wolle man sich sowieso erst äußern, wenn sie gemacht seien.

Auch andere Verantwortliche aus dem Verein äußerte sich zu der Thematik. Es sei völlig in Ordnung, wenn die Spieler sich über so etwas unterhalten, sagte Bayern-Trainer Hansi Flick. „ Dass wir unseren Mitarbeiten auch Solidarität anbieten, das ist unsere Aufgabe und das können wir. Alles andere ist eine Sache, die Thomas jetzt so gesagt hat. Ich kann nur sagen, es wird Transfers geben - auch wenn wir auf Gehalt verzichten.“

Bayern-Torhüter Manuel Neuer plädierte dafür intern über die Dinge zu sprechen. Aber: „Hasan vertritt den Verein und ist verantwortlich den Kader für nächste Saison zu planen.“

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Zumal das mühsame 2:1 gegen Mönchengladbach auch offenlegte, dass dem Kader der Münchner in der zweiten Reihe dann doch die Qualität fehlt. Ohne den ebenfalls gelbgesperrten Top-Torjäger Robert Lewandowski und ohne den Top-Vorlagengeber Müller waren den Bayern in der Offensive nicht so schwungvoll.

Der 19 Jahre alte Lewandowski-Ersatz Joshua Zirkzee hielt mit seinem vierten Treffer im achten Bundesliga-Spiel lediglich seine eigene Quote hoch. Auch eine Reihe weiterer Umstellungen ließ das Zusammenspiel der Bayern stocken. Am Ende zeigten sie aber mehr Willen – was in Leon Goretzkas Tor zum 2:1 zur vor dem Abpfiff mündete.

Müller fühlt sich falsch dargestellt

Thomas Müller wiederum fing seine Aussagen am Sonntag selbst wieder ein – und fühlte sich falsch dargestellt, da die Medien ihn „provokativ und geschichtsfortführend“ interpretiert hätten. Es gebe keinen internen Streit über Gehaltsverzicht, sagte Müller, man habe für die Mitarbeiter auf Gehalt verzichtet. „Meine Aussage war nämlich eigentlich auf die Tatsache bezogen, dass es mich genervt hat, dass ich dazu befragt wurde nach einem Pokal-Halbfinale“, sagte Müller. 

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Es störe ihn, dass man in diesen Zeiten so tue, als könne man „mit einen Fingerschnippen“ einen Transfer in dieser Größenordnung stemmen.

Aber natürlich wolle auch er mit dem bestmöglichen Kader in die nächste Saison gehen. „Ich habe große Ziele, ich will die Champions League gewinnen. Ich will, dass wir richtig angreifen, diesen Lauf, den wir aktuell haben, fortführen“, sagte Müller. Wie Salihamidzic gesagt habe, sei es wichtig, dass man nicht mehr über Transfers spreche. Es wird wohl wirklich langsam Zeit, dass diese merkwürdige Saison ihr Ende findet. 

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