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Thomas Tuchel steht beim FC Bayern nach der Niederlage gegen Lazio Rom zunehmend unter Druck.

© IMAGO/Ulrich Hufnagel

FC Bayern München und sein Trainer in der Krise: Didi Hamann hat mit seiner Tuchel-Kritik recht

Thomas Tuchel ist auf dem Weg, sich in die illustre Riege der großen Trainermissverständnisse einzureihen. Er handelt bisweilen erratisch, unsouverän und schwächt Schlüsselspieler.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Lerby, Ribbeck, Rehhagel, Ancelotti, Klinsmann… Missverständnisse bei Bayern München. Trainer mit Namen, die sich bei den „Mia-san-mia“-Strategen auf die Dauer keinen Namen machen konnten. Kann passieren. Und passiert gerade wieder.

Da hat Bayern-Chefkritiker Didi Hamann doch recht. Thomas Tuchel ist der nächste Name, der es wohl nicht mehr schaffen wird. Die vergangenen Tage und Wochen sind gar nicht gut gelaufen, nicht für Bayern, nicht für Tuchel, nicht für Bayern mit Tuchel. Im Grunde sind es sogar schon Monate.

Tuchel ist ein Name, weil er als Trainer an allem unermüdlich feilt. Das ist bei Weitem nicht nur der Trainingsverlauf. Vielmehr geht er bis in die Details der Ernährung des einzelnen Spielers. Und dann die Taktik! Ein deutscher Pep Guardiola, so wäre er gern angesehen. Tatsächlich hat er da auch richtig was drauf – nur ist er offensichtlich gerade außer Form. Nennen wir es: übertaktiert.

Zuletzt gegen Bayer Leverkusen, ausgerechnet. Wie kann Tuchel eine völlig neue Aufstellung gegen den Tabellenführer ausprobieren? Die von ihm gewählte Aufstellung mit Dreierkette war ja nicht allein für Bayer eine Überraschung, sondern auch für die Bayern. Das konnte nicht funktionieren.

Jetzt Lazio Rom, die Niederlage. Gegen einen Klub, der in der italienischen Liga nicht einmal ganz oben steht. Die Rückkehr zum bewährten System hat auch nicht recht funktioniert. Warum nicht? Weil Tuchel unter anderem die Unterschiedsspieler Kimmich, Goretzka und Müller falsch behandelt hat. Er hat sie nicht gestärkt, sondern geschwächt. Auch nach innen, in die Mannschaft hinein.

Wer nahezu permanent der Kritik ausgesetzt wird, wie soll der andere beflügeln oder auch bloß selbst wie beflügelt laufen? Darunter leidet alles in der Mannschaft, vom Gefüge bis zum Gefühl. Inzwischen schwächelt sogar der Zielspieler schlechthin, Harry Kane. Wo soll das enden?

Hier zeigt sich Tuchels Schwäche: Er macht die Spieler nicht stärker. Stattdessen handelt er bisweilen erratisch und reagiert dann noch auf Kritik zunehmend unsouverän. Tuchel steht jetzt, in der Bilanz, schlechter da als Julian Nagelsmann. Das geht bei den Bayern nicht. Nicht auf Dauer. Nach all dem Flickwerk – aber ja, genau, da findet sich der Name: Flick! Es war immer ein Missverständnis, den Sextuple-Trainer gehen zu lassen. Wie Kaiser Franz selig gesagt hat: Schaun mer mal, dann sehn mer scho.

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