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Stefan Kretzschmar (r.) und Geschäftsführer Bob Hanning.

© dpa/Andreas Gora

Füchse Berlin im Saisonendspurt: Stefan Kretzschmar und die Suche nach Lösungen

Berlins Handballer haben durch die letzten Niederlagen die Meisterschaft aus der Hand gegeben. Vorstand Sport Stefan Kretzschmar blickt schon voraus.

Stefan Kretzschmar wirkt nachdenklich. Die jüngste Niederlage seiner Füchse beim Bergischen HC, die vorangegangenen Ausrutscher bei vermeintlich kleineren Teams und vor allem das dabei gesamtmannschaftliche Versagen, bei dem mehrere Leistungsträger ihr Optimum nicht ansatzweise erreichten, werfen Fragen auf. „Das war enttäuschend und ernüchternd. Ich bin etwas ratlos“, gibt der Vorstand Sport der Berliner zu. „Sowohl ich als Verantwortlicher als auch die Spieler suchen nach Lösungen, wie so etwas passieren konnte. Doch ich bin noch nicht am Ende der Lösungsfindung, wie uns so ein kollektiver Blackout noch einmal passieren konnte.“

Fakt ist, dass beim Blick auf die wettkampfübergreifenden sieben Niederlagen in dieser Saison, besonders die Begegnungen gegen Minden zu Beginn der Spielzeit und kürzlich die Spiele in Schaffhausen, Stuttgart und beim BHC, ins Gewicht fallen. Niederlagen, die an sich nicht und schon gar nicht in dieser Art passieren sollten, und die mit dem Anspruch, in der Champions League zu spielen, unvereinbar sind.

Fakt ist auch, dass das Team in diesen Spielen in der Gesamtheit kaum Widerstandskraft an den Tag legte. Da konnte zuletzt beispielsweise Rückraumschütze Lasse Andersson keinen seiner Würfe im Tor unterbringen. Da rannte sich Topstar Mathias Gidsel mehr und mehr in der Abwehr fest, weil er versuchte, den Sieg alleine und mit der Brechstange herbeizuführen. Da vergab Hans Lindberg als sicherster Siebenmeter-Schütze der Liga seine Bälle von der Linie.

Genauso ist Fakt, dass Trainer Jaron Siewert in diesen Momenten die Mittel fehlten, seine Mannschaft wieder an den Normalzustand heranzuführen. Dass es trotz der an sich breiten Bank keine Wechsel oder taktischen Umstellungen gab, die zu einer Wende führen konnten. „Trotzdem können wir jetzt nicht auf einmal alles schlechtreden. Wir haben genügend Charakter und Mentalität, aber in vier Spielen war keiner unserer Führungsspieler in der Lage, die ganze Mannschaft mitzuziehen, zu beruhigen oder Akzente zu setzen“, sagt Kretzschmar. „Das ist eine Problematik, die wir klar angesprochen haben, und die es zu bearbeiten gilt.“

Dabei hat sich die Mannschaft in diesem Jahr zweifelsohne weiterentwickelt und stand nicht zufällig über Wochen auf Platz eins der Liga. Sie ist aber noch nicht so weit, wie es sich die Führungsetage vorgestellt hatte. Das hat Geschäftsführer Bob Hanning jüngst kritisiert, das gibt auch Kretzschmar zu denken.

Noch haben die Füchse nicht alle Titelchancen verspielt

Bei einer ausgiebigen Videositzung am Dienstag wurden deshalb die aktuellen Schwachstellen unverblümt ausgewertet. Missstände in der Abwehr, Fehler im Angriff, individuelle Verbesserungsmöglichkeiten – alles wurde offen adressiert, ohne etwas schönzureden, aber auch ohne Schuldzuweisungen. „Wir können da jetzt nur in die Kommunikation gehen. Du kannst da nicht draufhauen und sie zur Sau machen“, erklärt der ehemalige Nationalspieler und betont, dass die Spieler ohnehin andere Ambitionen haben. Dass genauso das Umfeld untersucht werden muss. Dass aber ebenso die Ziele in Gänze noch nicht verspielt wurden.

In den vier verbleibenden Bundesliga-Begegnungen, angefangen mit dem Heimspiel am Samstag gegen die GWD Minden (20.30 Uhr/Sky), besteht trotz der zwei Punkte Rückstand auf den aktuell zweitplatzierten SC Magdeburg noch immer die Chance auf einen Champions-League-Platz. Und bei einem erfolgreichen Finalwochenende in der European League Ende Mai kann die Saison dessen ungeachtet noch mit einem Titel abgeschlossen werden.

Groß träumen möchte Kretzschmar allerdings nicht. „Da mache ich mit gerade weder Gedanken noch Illusionen. Wir müssen jetzt zusehen, wie wir die Mannschaft festigen. Das ist das primäre Thema“, sagt der 50-Jährige, der sich die große Analyse derweil für die Zeit nach dem letzten Spieltag aufheben möchte. „Jetzt steht noch viel zu viel auf dem Spiel, um irgendwelchen Aktionismus an den Tag zu legen“, warnt Stefan Kretzschmar. Doch er denkt sicherlich schon über einige mögliche Veränderungen nach.

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